Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 473
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Lang: Das Ichbewußtsein, das wahre Wesen der Geisteskrankheiten. 473

Furcht, Schmerz (körperlicher oder geistiger), Zorn, Ärger, Haß,
Neid, Antipathie etc., die ebenfalls keine Realität besitzen.

Was ist der Wille? Er ist die treibende, bewegende
Lebenskraft, das Gefühls- und Bewußtseinselement Ich selbst.
In dem Begriff „Lebenskraft" liegt ja an sich schon der Begriff
Wollen. Die Annahme, daß das Ich aus mehreren Geisteskräften
bezw. Bewußtseinserscheinungen wie Erkennen, Erinnern,
Fühlen und Wollen etc. zusammengesetzt wäre, ist eine aus der
blinden sufcjektivitätslosen Objektivität entsprungene Erscheinung.
So wenig es wahr ist, daß z. B. der Regenbogen in Wirklichkeit
blau, grün, rot und gelb ist, ebensowenig hat auch das Ich diese
vielen verschiedenen Geisteskräfte. Wer das nicht glauben kann,
dem kann ich nur raten, er solle in objektiver Selbstbetrachtung
sein Ich im Ichspiegel schauen. Wenn er es nicht kann, so
wird er niemals von dieser Wahrheit sich überzeugen können.
Ich selbst wenigstens könnte über mein Auge nichts Bestimmtes
aussagen, wenn ich es nicht im Spiegel geschaut hätte. Nur
der ist der wahre erkenntnistheoretische Psychologe, der sein
Ich im Ich- bezw. Bewrußtseinsspiegel schauen kann, und nicht
der moderne im Trüben fischende „Gefühlspsychologe", welcher
glaubt, die Psychologie sei ein fortwährendes zu wechselndes,
den gegebenen Zeitverhältnissen anzupassendes Modestück. —
So ist das Ich nichts anderes als die sich bewußt gewordene
Gefühlskraft.

Was ist Vernunft ? Vernunft ist nur Bewußtwerden dessen,
was meinem Ich und dem Ich der ganzen Menschheit zum
Nutzen gereicht und keinen Schaden zufügt. Was mir und der
gesamten Menschheit nützlich (— gut) und schädlich (— bös)
ist, teilt unser Leib (Materie) mittels seiner Organe unserem
Ich mit, welches gemäß dem Selbsterhaltungstrieb zur Befriedigung
aller nützlichen Forderungen gezwungen wird. Von
einem freien Willen kann keine Rede sein. Die Willensfreiheit
ist in Wirklichkeit nicht gegeben, sondern sie ist ebenfalls eine
Erschleichung in der subjektivitätslosen Objektivität, der Scheinwelt
. Was eben nützlich oder schädlich ist, das spiegelt sich
in dem fühlenden, sich bewußten Gefühlselement Ich ab, das
wohl nicht gegen sich selbst, das Lebensprinzip, handeln wird,
noch kann, so lange der Mensch sich noch der Außenwelt bewußt
bleibt.

Die meisten Menschen sind sich freilich nicht bewußt, daß
sie ein reines Ich besitzen, selbst die ganz im Ichbewußtsein
Befangenen, das sind die sogenannten Irrsinnigen. Diese sind
sich nicht bewußt, daß sie ihres Ichs bewußt sind, weshalb sie
oft bedauernswerter Weise sich aus dem Ichbewußtsein nicht
mehr herausfinden und dann unter .die Klasse der sogen, unheilbaren
Geisteskranken gehören. Und dennoch sind fast die

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