Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 474
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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474 Psychische Studien. XL VII. Jahrg. 9. Heft. (Sept. 1920.)

f

meisten Menschen sich des reinen Ichs bewußt, das aber ihrem
geistigen Auge als etwas so Dunkles, Geheimnisvolles, sogar
Furchterweckendes, Unergründliches und unendlich weit Entferntes
vorschwebt, daß sie es nicht kennen und dafür keine
Erklärung finden. In subjektivitätsloser Objektivität grübeln
diese Menschen darüber nach, ohne das mindeste Gefühl der
Subjektivität ihres eigenen reinen Ichs zu haben; betrachten es
als fremdes Wesen und verlegen es in die Außenwelt in unendlicher
Ferne, wo es ihnen dann als ein höheres unfaßbares
und unerforschbares unendliches und furchteinflößendes
Wesen als „Gott" entgegentritt. (Schauen des in die Außenwelt
verlegten und in unendlicher Ferne gesehenen reinen
Ichs—Ichanschaung == Gottanschauung). Also kennen die meisten
Menschen ihr vergessenes unbekanntes reines Ich als Gott.
Man verfolge nur einmal objektiv den psychischen Vorgang im
Bewußtsein, wenn man an Gott denkt oder wenn man in Andacht
versunken ist.

So erklärt sich, warum ich damals im Alter von 13 Jahren,
als ich ungewollt und unbewußt in die objektive Selbstbetrachtung
der Ichanschauung geriet, an keinen Gott mehr glauben konnte,
weil eben dieser Gott nichts anderes ist, als die Kopie des
Ichs, welches ich fortwährend in der objektiven Selbstbetrachlung
schaute. (Ichanschauung — Gottesanschauung). Das Ich kopiert
sich bei der Gottesidee wunderbar, das Ich als Subjekt und
Objekt als Produzent und Produkt, als Schöpfer und Schöpfung.
Da man nur ein Ich hat, so gibt es schließlich auch nur einen
Gott. Wie das Ich gemäß des Selbsterhaltungstriebes nur das
Nützliche = das Gute will, so will dann auch Gott nur das
Gute und verabscheut das Böse = das Schädliche. (Kopie des
Ichs — Ethik).

Die Ansicht eines Gottesgläubigen von Gott ist identisch
mit der des Atheisten, nur daß beim Gottesgläubigen der Schein
als Gottesidee, die Irrealität, beim Atheisten die Wirklichkeit,
die Wahrheit, die Realität, obwaltet.

Bei der Frage, woher er kommt, gerät der Mensch in ein
Grübeln über sich selbst und es leuchtet ihm aus weitester
unendlicher Ferne sein vergessenes reines Ich entgegen, aus
dem unser geistiges, bewußtes Leben stammt; er erkennt es
aber nicht mehr und schaut es als ein fremdes, höheres, unergründliches
Wesen an, dem er seine eigenen, guten Eigenschaften
in unendlicher Potenz zuschreibt, „Gott44.

Ebenso kommt beim Tode des Menschen sein vergessenes,
reines Ich unbewußt am stärksten zum Bewußtsein, besonders
der Gedanke, was nach dem Tode ist, läßt ihn in ein Grübeln
über seinen bald verschwundenen Geist versinken und mit aller
Macht drängt sich sein reines Ich seinem Bewußtsein in weitester


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