Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 573
(PDF, 183 MB)
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Hänig: Hypothese und Wissenschaft.

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Man kann unter einer wissenschaftlichen Hypothese ein
Doppeltes verstehen: ein Urteil nach der WahrcScheMiahkeits-
rechnuaig über einen einzelnen Vorgang »und eine zusammenfassende
Erklärung mehrerer Erscheinungen, d. h. diejenige, die
nach dein Tatbestand mit den Erscheinungen am wenigsten in
Widerspruch zu stehen scheint. Solche Hypothesen (sind in der
Naturwissenschaft die Entwicklungstheorie oder die Atomtheorie,
auf philologisch-historischem Geriete die Homenhypothese, die
die Wisfsenschaft wesentlich gefördert haben, obwohl auch sie
nuir mit einer Wahrscheinlichkeit rechnen können. Auch auf dem
Gebiete des experimentellen Okkultismus ist, wenigstens in neuster
Zeit, an solchen Hypothesen kein Mangel, obgleich die Erkenntnis
der Wirklichkeit dadurch keinen Schritt weitergekommen
ist und es außer der Feststellung des Tatbestandes, wie schon
erwähnt, kaum eine einzige Tatsache auf diesem Gebiete gibt,
die wir mit Sicherheit zu deuten vermögen. Der Fortschritt
liegt gerade hier bezeichnenderweise in dem Verhältnis, das wir
durch diese Wahrnehmungen zu den Problemen der Religion ge*
Winnen und damit zu dem Tiefsten, was überhaupt unser Wesen
und das der Welt ausmacht: wir empfinden jene Kräfte ganz
anders, wenn wir sie in unserer Welt wirken und die Vorbedingungen
dazu in uns selbst vorgebildet sehen. Wir werden vielleicht
niemals dazu kommen, das Höchste und Letzte beweisen
zu können, sondern nur der einzelne kann diese Erkenntnisse
an sich innewerden (das mag vielleicht auch von dem Hellsehen
im theosophtechen Sinne gelteji). — Der «experimentelle Okkultismus
wird sich vielleicht auch in Zukunft im wesentlichen damit
begnügen müssen, nachzuweisen, daß die Bedingungen dazu in
unserem Dasein und in unserer Sinnenwelt vorhanden sind.*)

gibt es e<ne ganze Anzahl von Tatsachen auf okkultem Gebiete, die sich
mit Sicherheit jener Welt zuweisen lassen, ohne daß wir sie sonst einwandfrei
deuten könnten (z. B. die Materialisationen im rein spiritistischen
Sinne, die sich nicht mit den Hilfsmitteln der heutigen Wissenschaft
erklären lassen, bei denen dagegen eine ganze Anzahl transzendentaler
Deutungen möglich ist) und die deshalb, besonders in größerer Anzahl,
eher «inen Fortschritt auf moralischem Gebiete bedeuten als auf wissenschaftlichem
, insofern *-ie für das Dasein einer höheren Welt sprechen,
die wir sonst nur auf dem Wege des Erlebens innewerden. Daneben
hat der Okkultismus natürlich auch jetzt noch die Aulgabe, unsere Erkenntnis
soweit als möglich hinauszuschieben und deren Grenzen gegenüber
der Religion zu bestimmen, es wird auch da einen Fortschritt bedeuten
, wenn er, wie oben erwähnt, nachweisen kann, daß wenigstens
eine der verbleibenden Deutungsmöglichkeiten der transzendenten Welt
angehört.

*) Ueber die Möglichkeit, die Grenzen zwischen der Sinnenwelt und
der transzendenten zu bestimmen, s. meine Abhandlung: „Zur Methode
der Transzendental Forschung" (Psych. Stud. 41. Jahrg.
1914), über den Okkultismus als Vermittler zwischen wissenschaftlichem
Denken und religiösem Erleben s. die Abhandlung: „Der Okkultismus
als Band zwischen Religion und Wissenschaft" Psych, Stud^


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