Freiburger historische Bestände - digital

40 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

niemals gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu müssen.
Sie ist jedoch eine diplomierte Pflegerin, und ihr einziger Wunsch ist,
die Leiden anderer zu lindern. Sie ist eine tief religiöse Frau, und ich
bin überzeugt, daß sie ein großes Pflichtgefühl besitzt. Miß Harvey war,
soviel ich weiß, eine Vorarbeiterin in einer Lancashire-Blusenfabrik. Sie
ist nach ihren Aussagen stets ein Medium gewesen. Meiner Meinung
nach ist es wirklich ein Spirit-Doktor gewesen, der meine Krankheit
geheilt hat. Dies ist die eine Seite des Bildes, aber es ist nur gerecht,,,
daß Sie auch die andere kennenlernen. Zu Beginn dieses Jahres hatte
ich wieder ein Leiden, welches vollkommen unabhängig von dem
früheren war. Ich wußte, daß eine kleine Operation mir vollständig
helfen würde. Aber ich wollte die Operation vermeiden und begab mich
wieder in die Pflege des Hulham House.

Dr. Beale versprach, daß er mich ohne Operation kurieren könne.
Diesmal jedoch war das Resultat ganz verschieden. Ich war fünf Wochen
in dem Heim und hatte pro Woche 5 Guineas zu zahlen, und 'es
wurde immer schlimmer mit mir. Zuletzt mußte ich Hulham House
verlassen und mich anderseitig der Operation unterziehen.

Mein Arzt lachte mich aus, daß ich solch ein Narr war und mich
in die Hände eines „astralen Doktors4 begeben hatte. Er sagte, es wäre
die höchste Zeit, daß ich das Heim verlassen hätte und zu ihm ge-

kommen sei.

Dies ist meine Geschichte, und ich bitte Sie, sie im Interesse der
Wahrheit zu veröffentlichen!''

Mrs. Barbara McKenzie, Sekretärin des British College of Psychi-
cal Science, schreibt hierzu noch an den Daily Chronicle:

„Ich kann nicht finden, daß in den Artikeln Ifyres Reporters
irgend etwas Schmälerndes über das Hulham House ist, ausgenommen,
daß er kein Wissen darüber besitzt und deshalb nur wenig Glauben in
die Kräfte der Miß Harvey hat. Deshalb kann er auch der Angelegenheit
keine gerechte Behandlung geben, die doch sehr wünschenswert
wäre, besonders mit Rücksicht auf das steigende Interesse, welches die
Kirche von England und viele Gelehrte diese m Phänomenen entgegenbringen
.

Es ist eine segensvolle Gabe für Kranke, sich zur Behandlung in
das Hulham House zu begeben und dort ein reizendes Heim und beste
Pflege vorzufinden. Ich kenne persönlich viele Leute, die Wochen dort
zu ihrem großen Vorteil verbracht haben und denen hierfür niemals
ein Penny abverlangt wurde."

Ein interessanter Fall von Hellsehen.

Von Börries Frhr. v. Münchhausen (in D. A. Z.).

(Erschienen in der Deutschen Allg"- Ztgvvom 17 Aug, 24 als „Briefe aus Windischleuba".

Eine fabelhafte Geschichte ist auf einem Nachbargute geschehen,
und ich will sie erzählen, obgleich ich mich bei den äußerst Vernünftigen
dadurch in den Ruf meines berühmten Vetters bringe.