Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 90
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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90 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1925.)

dorbenes Bild wieder rekonstruiert. Ich habe in diesen Monaten über
5oo Bilder gemalt. Eine gewisse Aehnlichkeit beherrscht die Bilder und
doch ist nicht ein einziges einem andern gleich. Ich arbeite mit
6o Johann-Faber- und etwa 20 A.-W.-Farbstiften. Die Stifte wähle
ich mit geschlossenen Augen. Sie liegen in einer Reihe vor mir; mit
der rechten Hand fahre ich unter Aufhebung des Zeigefingers über die
Stifte hin. Auf den zu wählenden fällt der Zeigefinger herunter (verbunden
mit einem leichten Zucken im Zeigefinger). Muß ich einen
neuen Stift nehmen, bleibt die Hand kraftlos stehen und meist entfällt
ihr der Stift. Ist das Bild fertig, fährt die Hand ohne Wahl eines Stiftes
über sie hinweg. Das Malen bedeutet für mich keine Anstrengung, vielmehr
eine Auffrischung. In den ersten Tagen habe ich auch automatisch
geschrieben, aber sehr mangelhaft. Als angeblicher Führer stellte
sich mir ein Indianermädchen namens „Sin" oder „Siu" vor. Demgegenüber
war ich sehr skeptisch. Spätere Schreibversuche schienen mir
den Beweis, daß sie aus mir selbst kamen, zu erbringen, da das, was
ich schrieb, vorher meinem Gehirn mitgeteilt wurde. Unterdrückte ich
mit aller Kraft diese Gedanken, dann kam nur Unsinn zutage, und bald
ging der Stift zur Malerei über*). Ich habe das Schreiben daraufhin
ganz gelassen. Nach allem glaube ich nicht, daß die Malereien von
einer fremden Kraft verursacht werden, sondern daß sie aus dem Innersten
unserer Seele, dem Unbewußten, stammen."

Dr. K. legte seiner Zuschrift vier schöne Probebilder bei, auf die
ich noch zu sprechen komme. Einige Rückfragen meinerseits hat Dr. K.
in liebenswürdiger Weise beantwortet.

Er malt in vollem Wachbewußtsein. Nicht die geringste Spur von
Schläfrigkeit ist vorhanden. Er hat an einem Sonntag von vormittags
12—11/2 Uhr, nachmittags von 21/2—5 Uhr und abends von 8V2—11 Uhr
zwanzig Bilder gefertigt, ohne auch nur die geringste Anstrengung oder
Ermüdung zu spüren!

Wenn Dr. K. den Stift sich allein überläßt, d. h. wenn er das
Blatt nicht im Auge behält bzw. mit geschlossenen Augen arbeitet, entstehen
keine Formen, sondern höchstens Andeutungen solcher. Das
Auge scheint für das Zustandekommen der Bilder notwendig zu sein,
indem es gewissermaßen die Vermittlerrolle übernimmt. Der von Dr. K.
oben erwähnten Dame (Frau L.) wurde von ihrem ,,Führer" sogar ausdrücklich
verboten, mit geschlossenen Augen zu arbeiten, da ,,das Auge
die Vermittlerrolle zu übernehmen habe".

Bei den Arbeiten Dr. K.s findet fast nie ein Entwurf in Konturen
statt. In der Regel entstehen zunächst Grundierungen, aus denen die
endgültigen Farben und Formen herausgearbeitet werden.

*) Bei aller Skepsis bin ich der Ansicht, daß der Beweis nicht stichhaltig
ist. Ich kenne viel Schreib-Automatisten, welche vorher wissen,
was sie schreiben und dennoch schreiben sie Dinge, welche offenbar nicht
in ihrem Gehirn entstanden sind. Das Gehirn kann möglicherweise nur
das Instrument sein, dessen sich eine fremde Intelligenz bedient, um dann
den motorischen Automatismus auszulösen Natürlich erscheint „Unsinn",
wenn der Automat den Gebrauch seines Gehirns verweigert. Peter.


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