Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 250
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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250 Psychische Studien. LIL Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1925.)

Krall und seine Anhänger nahmen an, daß die Tiere hohe geistige
Fähigkeiten haben und daß sie nach kurzem Unterricht Quadrat- und
Kubikwurzeln zu ziehen vermögen, die menschliche Sprache beherrschen
und sogar Briefe schreiben können.

Dagegen kann und muß man folgendes einwenden: Wenn die „denkenden
Tiere" so hohe geistige Fähigkeiten haben, warum fehlen diese
bei der großen Mehrzahl der Pferde und Hunde? Sicher gibt es wie beim
Menschen auch bei jeder Tierart begabtere und weniger begaste Individuen
. Aber bei allen normalen Menschen sind die geistigen Fähigkeiten
doch immer von der gleichen Größenordnung, mag der Unterschied
zwischen dem Höchstbegabten und dem am geringsten Begabten
auch noch so bedeutend sein. Bei gut begabten Pferden und Hunden
sieht man aber Handlungen, die eine gewisse Grenze der geistigen Fähigkeiten
erkennen lassen und diese Tiere in eine Größenordnung der
geistigen Potenzen verweisen, die nicht annähernd ausreicht zum Verständnis
von Rechnungsoperationen und der menschlichen Sprache.

Es sind deshalb zahlreiche Tierpsychologen auf den Standpunkt
gekommen, die Richtigkeit der tatsächlichen Feststellungen Ostens,
Kralls und ihrer Nachfolger nicht zu bestreiten, aber anzunehmen, daß
der geistige Inhalt der Handlungen nicht aus der Psyche des Tieres,
sondern der des Menschen stammt, und zwar aus dem Unterbewußtsein
des Experimentators. Unterbewußt und unbewußt gibt der Experimentator
dem Tiere das Zeichen zum Anfangen oder Aufhören, zum Klopfen
rechts oder links. Der geistige Inhalt der erzielten Botschaften berechtigt
ebensowenig zu dem Schlüsse, daß die Tiere eine menschenähnliche
Psyche besäßen, wie es berechtigt wäre, aus den Botschaften
eines klopfenden Tisches oder einer schreibenden Planchette auf eine
Psyche dieser Gegenstände zu schließen. Ebenso wie Tisch und Planchette
einfach Werkzeuge für unterbewußte Handlungen des Menschen
sind, sind es auch die „denkenden Tiere 4.

Wie nun die unterbewußte Einwirkung auf die Tiere stattfindet,
darüber sind die Ansichten wieder geteilt. Die einen nehmen an, daß
es Zeichen seien, die auf die Sinnesorgane der Tiere wirkten, wobei
man natürlich nicht bloß an Auge und Ohr denken darf. Die anderen
nehmen eine Einwirkung auf telepathischem Wege an. (Wer sich genauer
über die Frage unterrichten will, den verweise ich auf K. Gruber,
„Tierunterricht und -Unterbewußtsein" in den Mitteilungen der Gesellschaft
für Tierpsychologie, Neue Folge, Heft i, 1920, pag. 12—18.)

Es ist klar, daß die Verfechter der Telepathiehypnose an den Bechterewschen
Versuchen eine gute Stütze erhalten haben, anderseits aber
stützen die Erscheinungen bei den „denkenden Tieren" wiederum
Bechterewsche Annahmen. Wägt man alles gegeneinander ab, so muß

man sagen, daß trotz gewisser bestehender Zweifel mit dem Bechterewschen
Berichten ernstlich zu rechnen ist.

Wenn man nun die Möglichkeit einer telepathischen Einwirkung
beim Tier annimmt, so ergibt sich daraus mancherlei für unsere Para-
psychologie.


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