Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 258
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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258 Psychische Studien, LH. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1925.)

gegenüber gekennzeichnet durch ein gleichsam standpunkthaftes Verharren
beim Dunklen, Unklaren, Verschwommenen, Nebelhaften, durch
ein grundsätzliches Verweilen im Dämmerschein, ohne die Leuchtkraft
des Tages dem Ziele der Erkenntnis dienstbar zu machen. Im unwissenschaftlichen
Sinne okkult gerichtet ist jeder, der vorschnell ohne hinreichende
Begründung Wirklichkeiten behauptet, die bei scharfer Beleuchtung
sich als Schein enthüllen, oder einwandfrei festgestellte Wirklichkeiten
nicht in das Licht kritischer Erklärung rückt.

Die unwissenschaftliche Haltung gegenüber dem Okkulten bleibt
nicht notwendig auf die Kreise der Laien beschränkt. Sie kann sich
auch in den Reihen der berufsmäßigen Vertreter der Wissenschaft
zeigen und sich auch hier in ein schein wissenschaftliches Gewand hüllen.
Gewohntes und bequemes Verweilen in den Bahnen überlieferter Denkformen
widerstrebt naturgemäß der Befassung mit okkulten Dingen.
Schon Galilei sprach in einem Briefe an Kepler vorn 19. August 1610
von gewissen Gelehrten, die nicht durch sein Fernrohr sehen wollten,
aus Besorgnis, Dinge zu erblicken, denen die zünftlerische Wissenschaft
keine Existenzberechtigung zuerkannte. Dieser Fall des von vornherein
ablehnenden Gelehrten wiederholt sich heute gegenüber den Problemen
des Okkultismus. Er verrät jene typische „Gehirnkrankheit", die man
als Furcht vor dem Neuen, als Neophobie bezeichnet, und sich in der
Neigung äußert, dem Fortschritt gleichsam die Richtung vorzuschreiben
und überhaupt seine Möglichkeiten im voraus zu bestimmen.

Unkritische Ungläubigkeit, gründend in Starrsinn und geistiger
Arterienverkalkung, widerstrebt dem Fortschritt des Erkennens ebensosehr
wie unkritische Leichtgläubigkeit. Echte Voraussetzungslosigkeit,
verstanden als großzügige Unbefangenheit gegenüber neuen und fremdartigen
Erscheinungen, kennzeichnet den wahren Forscher, aber ebensosehr
die kritische Strenge und vorsichtige Zurückhaltung gegenüber
allem, von bewährten Bahnen der Erkenntnis abweichenden Neuen und
„Okkulten".

Die größte theoretische Unwahrscheinlichkeit ist keine zwingende
Instanz gegen die Wirklichkeit. Denn alles Neue, alles, was „noch nie
sich traf", ist — gemessen an dem bisherigen „Alten" — im höchsten
Maße unwahrscheinlich. Aber durch sein Auftreten wird es trotzdem
als wirklich und möglich erwiesen.

In jedem Falle ist die scharfe methodische» Scheidung zwischen
dem Faktischen und der Theorie, der Tatsache und ihrer Erklärung,
gefordert. Gerade an der Erfüllung dieser methodischen Forderung
läßt es unkritischer Okkultismus fehlen.

Solche methodischen, zugleich das Ethos des Forschers betreffenden
Ueberlegungen beanspruchen eine genaue Klärung des Begriffs der
Tatsache im allgemeinen und der „okkulten Tatsache" im besonderen.
Als Tatsache gilt jeder objektive Zusammenhang des Seins oder Geschehens
, sofern er in einem Urteil ausdrückbar ist. Objektivität bedeutet
dabei — negativ: die Unabhängigkeit von der Willkür und Be-


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