Freiburger historische Bestände - digital

336 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

umfangreicher Zweig hineinapportiert worden. Und da hatte der Herr
Gymnasialprofessor Schröder nachher entdecken müssen, daß sie an der
Rückseite, wo er sich Siegel und Schnüre gespart hatte, eine zweite
Klappe besaß, die man bequem lieh öffnen konnte!
Das hatte er vorher nicht gewußt. Aber er kommt doch hinter alles —
nur manchmal etwas spät.

So genau kannte er seine Apporte und so sorgfältig ist die Versuchsanordnung
dieses Herrn. Wenn einem derartige Sachen passieren,
sollte man füglich seine Finger von diesen schwierigen Versuchen lassen
und erst einmal einen experimental-psyehologischen Kurs mitnehmen,
damit man weiß, wie man exakte Versuche anstellt. Wenn aber einem
Experimentator solche Nachlässigkeiten unterlaufen, dann dürfte ihm
noch manch Aehnliches vorgekommen sein, das nicht bekannt wird. Da
war denn freilich meine Warnung reine Menschenpflicht.

Auch auf seine nachträgliche Behauptung, daß der betr. Stein sich
vorher mit anderen in einem stets verschlossenen Schrank in seiner Wohnung
befunden habe, ist deshalb kein Gewicht zu legen. Notiert und
protokolliert hat er die Steine nicht, ob da nicht schon lange einer fehlte,
ob es wirklich der gleiche war und nicht nur ein ähnlicher mit dem
gleichen Datum beschriebener und ob die Steine nicht häufig zur Ansicht
rundgegeben wurden, wenn Frau V. bei ihm zu Besuch war und ob
der Schrank wirklich immer verschlossen war, wer will das nachträglich
noch wissen — nur jemand mit einem so begnadeten Gedächtnis
wie Herr S.

Eine interessante Erscheinung ist endlich noch, daß ich in den
ersten Briefen des Herrn S. an mich einen liebenswürdigen und netten
Charakter besaß. Leider hat er sich ganz plötzlich verschlechtert
, nämlich als Herr S. in meinem ihm zur Einsicht überlasseneon
Brief an Herrn Dr. Kr. eine sachliche aber scharf ablehnende Kritik
seiner Cavernenapportversuche las. Schon in seinem nächsten Brief war
mein Charakter gänzlich verkommen. Daher auch diese Polemik und
ihr Bedürfnis zu persönlicher Verunglimpfung. \ erletzte Eitelkeit
, nichts weiter, — nicht wissenschaftliche Gründe, nicht Eintreten
für Frau Vollhart.

Eine Nachuntersuchung hat er unter Bruch seiner V ersprechungen
unmöglich gemacht. Frau V., über die ich in der Oeffentlichkeit bis
heute schwieg und weiter geschwiegen hätte, h it% er den schlimmsten
Dienst, einen richtigen Bärendienst, geleistet, und der Sache des Okkultismus
hat er nur geschadet. Apporte im Hellen sind, wie die meisten
wissenschaftlichen Okkultisten zugeben, im allgemeinen recht bedenklich
, die der Frau V. im besonderen werden, wie ich aus Zuschriften
belegen kann, von sehr angesehenen Vertretern des Okkultismus für
„sehr verdächtig" erachtet, eben weil sie stets stattfinden, wenn
niemand hinsieht!

Die Annahme von Apporten verlangt, daß man glaubt, Materie
könne sich in nichts auflösen, dann durch verschlossene Schränke, Hausmauern
und über weite Entfernungen hin in die Wohnung des Mediums