Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 352
(PDF, 206 MB)
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352 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

Schon ihre außerordentliche Verschiedenheit in moralischer und
intellektueller Hinsicht läßt eine sofortige Vereinigung sowohl untereinander
als auch mit der Weltseele als absurd erscheinen. H. K

Der Zweck des irdischen Lebens ist offenbar die Bildung und
Weiterbildung von Individuen, deren individuelles Wissen und Erfahrungen
, hier zum größten Teile unterbewußt, erst in einem Jenseits
richtig zur Entfaltung und Verwertung kommen müssen.

Die Theosophie hat recht, wenn sie die Weltseele und dementsprechend
auch die Menschen- und Tierseele differenziert, denn die
Annahme einer Alleinheit von Weltseele und Menschheit führt zu
ganz unmöglichen Folgerungen. Wie soll man die dämonischen Züge
der Menschennatur mit der Gottheit vereinigen?

Hierzu wäre Voraussetzung, daß alle Menschenseelen beim Abscheiden
den Zustand erreicht haben, den der Theologe als „geistige
Wiedergeburt" bezeichnet. Die Menschenseele ist demnach schon
hier wieder mit dem geistigen Elemente vereinigt worden, dem sie
ursprünglich entstammt.

Diesen Zustand erreichen aber nur sehr wenige, im höchsten Stadium
sicher überhaupt niemand (unio mystica). Anscheinend göttliche
Eigenschaften der Menschenseele, wie Fernsehen in Zeit und Raum,
Telepathie und Psychometrie legen allerdings den Oedanken nahe,
daß die Weltseele sich in der Menschenseele spiegelt. Wenn wir
jedoch bedenken, daß z. B. eine alte Zigeunerin, die ihren Lebensberuf
im Eierstehlen erblickt, oft ganz richtig mit Hilfe der Hand oder
der Karten Zukünftiges oder Vergangenes erkennt, so wäre es vollkommen
verfehlt anzunehmen, daß in dieser Zigeunerin die Gottheit
wirkt. Wohl wirken in der Menschheit, überhaupt m der irdischen
Natur, noch göttliche Kräfte trotz ihres abgrundtiefen Abfalles von der
ursprünglichen Reinheit und Höhe.

Diese volle Höhe erreicht der Mensch nach theosophischer Lehre
erst wieder nach einer langen Reinigung in vielen individualleben.
Der Christ kann in besserer Erkenntnis der Schwäche der menschlichen
Natur hinzusetzen: „Und mit Hilfe der göttlichen Gnade".

Wir haben also nicht anzunehmen: Entweder Weitseele oder Indivi-
dualseele, sondern beides nebeneinander in kausaler Verknüpfung.

Wie sollen auch Individualseelen entstehen, wenn sie nicht ursprünglich
aus einer Weltseele hervorgegangen sind? Auch die Annahme
einer natürlichen En tw icke hing derselben aus Zellseelen setzt
immer eine geistige Dominante voraus, welche diese Zellseelen zusammenhält
.

Wozu aber dieser Kreislauf des Lebens von der Einheit zur Vielheit
und von der Vielheit wieder zur Einheit, wenn dabei eigentlich
nichts Neues erreicht werden kann?

Die Lehre vom Eudämonismus gibt uns hier einen bedeutsamen
Fingerzeig, indem sie darauf hinweist, daß es der Weltseele unmöglich
darauf ankommen könne, für sich neue * Kenntnisse und Erfahrungen
zu sammeln auf dem Wege über Individualseelen, sondern
darauf, sich selbst glücksfähig zu erhalten durch die Aufnahme von
Individualseelen, die das Gegenteil von Glück in der Zerstreuung erfahren
haben. All das hat mit Spiritismus eigentlich nichts zu tun,
denn dieser behauptet ja das Eingreifen jenseitiger Individualseelen
in das Diesseits.

Ohne das Vorhandensein solcher exkarnierter Individual-
sfblen wäre aber ein solches Eingreifen nicht denkbar.

Man muß also wenigstens logisch und deduktiv die Möglichkeit
der Existenz von Individualseelen nachzuweisen versuchen, um sie
hypothetisch zur Erklärung spiritistischer Phänomene heranziehen zu
können, M. Müller.


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