Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 420
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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420 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1925.)

vortrefflich und in seinem sympathischen Suchen nach naturwissenschaftlicher
Erklärung wird es hoffentlich dazu beitragen, das Gebiet in den
Kreisen der Gebildeten noch bekannter zu machen. S.

Erklärung. In seiner Rezension der „Geschichte der Okkultist. Forschung
" glaubt Dr. Zeller bemängeln zu müssen, ich sei (weil kath.
Theoüoge) der Reformation und der Aufklärung nicht völlig gerecht
geworden. Diesen Vorwurf muß ich als unbegründet zurückweisen.
Er beruht offenbar auf dem Vorurteil, Luther müsse, weil großer Reformator
und fruchtbarer theologischer Schriftsteller und Polemiker, nun
auch auf so ziemlich allen anderen Gebieten Ungewöhnliches geleistet
haben. Wenn nun Dr. Zeller mir sagen kann, wie und in welchen
seiner Schriften Luther für die parapsychische Forschung in Frage
kommt, werde ich dankbar das Resultat seiner Entdeckungen der zweiten
Auflage meines Buches einverleiben. Ich glaube aber, daß sein Suchen
vergeblich sein wird, da Luther die Lehre von einer seelischen Läuterung
nach dem Tode verwarf und daher sich in Konsequenz seiner Dog-
matik gezwungen sah, allen Spuk und alle Erscheinungen „als Teufelsgespenst
" zu erklären. Oder hat er sich über seelisches Erfühlen und
Fern wirken irgendwo ausgesprochen und eine Erklärung zu geben versucht
? L*ie -Schilift Melanchthons über die Seele aber ist mir leider
erst nach Erscheinen meines Buches bekannt geworden. Ich habe sofort
1923 alles, was sich darin für die parapsychische Forschung Verwertbares
findet, dem Manuskript der zweiten Auflage meiner Arbeit einverleibt
. Wie ich der Aufklärung nicht gerecht geworden sein soll,
ist mir erst recht unfaßlich, nachdem ich die ganze in der Aufklärungs-
periode erschienene, in unsere Materie einschlägige Literatur durchgearbeitet
und verwertet habe.

Dr. Zeller hat auch gar keine nähere sachliche Begründung seiner
«Vorwürfe gebracht. Wo soll in meinem Buche „die Einseitigkeit und
Schärfe" liegen? Vielleicht darin, daß ich eine bisher fast vergessene
katholische parapsychische Literatur aus dem Staub der Bibliotheken
hervorzog? Daß ich die Anschauungen katholischer Mystiker des Mittelalters
über Vision und Ekstase würdigte, dagegen die Halluzinationen
eines kranken Visionärs (Swedenborg) nicht als wissenschaftlich wertvoll
dem Publikum vorführte? Zeller will übrigens anerkennen, daß
ich mich einer einem katholischen Forscher möglichen Objektivität befleißigte
". Wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, sieht, daß diese
scheinbare Anerkennung ein weiterer Vorwurf ist, daß nämlich der katholische
Forscher nicht objektiv sein könne. Da muß ich denn doch
fragen, kennt Zeller nicht das Ergebnis des sogenannten Mommsen-Rum-
mels, d. h. den Streit über die Frage der Voraussetzungslosigkeit des
Historikers. Das Resultat ist doch die Einsicht gewesen, daß es eine
Voraussetzungslosigkeit im vollen Sinne des Wortes überhaupt nicht
gibt, da jeder Geschichtsforscher eine bestimmte Weltanschauung hat
(also keine tabula rasa ist!), sei es eine freireligiöse oder eine christlich
-konfessionelle. Nach Bernheim („Geschichte der historischen
Methode"), aber auch nach Ronke und Seckt kann man daher vernünftigerweise
vom Forscher nur verlangen, daß er seine persönliche
Einstellung möglichst zurücktreten lasse, daß er die Tatsachen nicht
verschweige, rjie Parteien nach ihrer Stellung nehme, während sein
persönliches Urteil über die Tatsachen immer mehr oder weniger subjektiv
getrübt bleibt. Möglicherweise hat sich Zeller von den sehr auffälligen
, und wie es den Anschein hat, in bestimmter Tendenz gemachten
Bemerkungen Dr. Tischners im Vorwort zum zweiten Teil der
„Geschichte der okkultistischen Forschung" über meine wissenschaftliche
Einstellung bzw. seine eigene präokkupieren lassen. Was ich
auf Tischners Kritik zu sagen hatte, ist in der „Allgemeinen Rundschau
" (die Nummer besitze ich leider nicht mehr) veröffentlicht worden.

Dr. A. Ludwig, Freising.


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