Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 424
(PDF, 206 MB)
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424 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1925.)

Weltgeschehens, weil die Erfahrung zeigt, daß dieses aus natürlichen
Ursachen so abläuft, wie es der Fall ist.

Da die -echte Prophetie sc schwerwiegende Umwälzungen in unserm
Weltbild hervorrufen würde, indem sie uns zur Annahme vom Hineinspielen
eines göttlichen Wesens nötigt, ist allen prophetischen Leistungen
gegenüber, die sich nicht natürlich erklären lassen, der Standpunkt
äußerster Skepsis notwendig und berechtigt. Es ist notwendig, jede
andere Deutungsmöglichkeit für wahrscheinlicher zu halten, als das Vorkommen
der echten Prophetie. Handelt es sich doch nicht nur um Tatsachen
, die, wie so viele, zwar neu sind, aber doch in den Rahmen des
gesamten wissenschaftlichen Weltbildes fallen, sondern um solche, die
unsere ganze Einstellung gegenüber der Natur ändern würden. Denn —
ist diese göttliche Einmischung an irgendeiner Stelle nachgewiesen, wo
bleibt sie dann „unmöglich' ?

Echte Prophezeiungen müßten, wie gesagt, alle die sein, die mit unzweifelhafter
Sicherheit und Bestimmtheit Menschenschicksale voraussagen
. . . falls sich für dieses Voraussagen nicht Erklärungen finden, die
im Bereich des Menschenmöglichen liegen, und die Voraussage zur gewöhnlichen
oder unechten Prophetie stempeln, die dann eben gar kein
Wunder mehr ist.

Solche Erklärungen finden wir in mannigfacher Art und Weise:
in ungenauer, vieldeutiger Fassung der Vorhersage, in ungenauem allgemeinen
Eintreffen, so daß der Deutungsmöglichkeit und Wahrscheinlichkeit
des Eintreffens breiter Spielraum bleibt. Wir finden die Erklärungen
in den Ueberleistungen des Unterbewußtseins, für welche die
Scheidewand zwischen Mensch und Mensch nicht zu existieren braucht,
so daß die Gegenwart überschaubar ist, und das zudem ungemein scharfsinnige
Kombinationen ausführen kann.

Wir finden sie in der Macht der Suggestion — wie vieles trifft ein,
weil die Vorhersage das Schicksal in die entsprechenden Bahnen lenkte!
Wir fangen nachgerade an, zu begreifen, daß der Glaube Berge versetzI.

Und wir finden sie — nicht zuletzt — in jenem launischen Gesellen
— dem Zufall! *

Der Zufall zeigt uns nicht etwa eine Aufhebung der Naturkausalität
, er ist nicht das Gegenteil von Notwendigkeit. Zufall nennt man es,
wenn die ganz natürlichen Umstände, die das Eintreten eines Ereignisses
herbeiführen, unbeabsichtigt und unvorhergesehen, zusammentreffen.
Der Zufall spielt beim Eintreffen des Vorhergesagten vermutlich eine
viel größere Rolle, als man vielfach zugeben möchte. Man versucht, ihm
mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung den Hals umzudrehen, aber diese
ergibt vielfach ein ganz falsches Bild, ja, sie ist recht eigentlich auf dieses
Gebiet nicht anzuwenden. Es darf nicht, wie vielfach geschieht, der
einzelne Fall und die Wahrscheinlichkeit seines Eintreffens ins Auge
gefaßt werden; für ein richtiges Resultat wäre zu berücksichtigen: unter
wieviel Vorahnungen das Eintreffen stattfindet, und zwar nicht nur bei
dem einen Propheten, sondern innerhalb dessen, was überhaupt vorausgeahnt
wird.


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