Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 447
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0455
Driesch: Die Metapsychologie i. Rahmen e. philosoph. Systems. 447

Hellsehen ist nicht eine Beziehung zwischen Subjekten und ihren
Wissensinhalten, sondern eine Beziehung zwischen Subjekt und unbelebtem
reinen Objekt. Eine solche Beziehung ist nun die Wahrnehmung
auch. Das, wodurch sich Hellsehen von Wahrnehmung
unterscheidet, ist aber die Ausschaltung der normalen Vermittlungswege.

Rätselhaft ist schon die normale Wahrnehmung, namentlich jede
Lokalisierung in ihrem Rahmen. Wie kommt es, daß jede Berührungsempfindung
in meiner Haut ihr „Lokalzeichen" hat? Wie
kommt es, daß alles Gesehene ,,da draußen" ist? Ich sehe ja doch nicht
etwa die Reizung meines optischen sogenannten Zentrums, sondern ich
sehe — die Rose „da draußen" an bestimmtem Ort. Wir wissen nicht,
wie das kommt ; wir haben es hinzunehmen.

Hellsehen könnte man auffassen als Illustration der Leibnitzeschen
Fiktion, daß die Monade ein „miroir de Funivers" sei. Man braucht dabei
die „harmonie preetablie" gar nicht einmal anzunehmen, sondern könnte
psychophysische Kausalität gelten lassen; nur müßte man annehmen,
daß eben jeder Vorgang in der Welt sich dem Subjekt irgendwie mitteile
, ohne Rücksicht auf bekannte Arten von „Strahlen", sie seien denn
lediglich als „geometrische Oerter" gedacht.

Aber warum sind nicht alle Subjekte Hellseher? Liegt etwa auch
hier nur eine Verschiedenheit der Bewußtseinsschwelle vor? Aber
warum?

Freilich sieht man nun nicht, warum es denn echt normale, physikalisch
, vermittelte Wahrnehmung zu geben braucht, wenn alle Subjekte
virtuelle Hellseher sind. Und es gibt doch „Wahrnehmung"; sie
ist sogar sehr alltäglich!

Seltsam — eine Welt ohne Wahrnehmung, in der alle Subjekte
Hellseher wären, wäre leichter zu begreifen als die Welt, so wie sie ist.
Wir brauchten da nur ein Fundamentalprinzip. Jetzt brauchen wir zwei.
Warum zwei? Und warum meist das eine, sehr selten das andere?

Das rätselhafteste aller metapsychischen Phänomene ist das Hellsehen
in die Zukunft, die P r o p h e t i e. Auch sie scheint sicher zu
stehen, und mir selbst sind von zwei sehr glaubwürdigen Personen,
einem Universitätsprofessor und einem Dominikaner, sehr seltsame Fälle
aus der jüngsten Vergangenheit erzählt worden.

Erstreckt sich der „miroir de Tunivers" auch in die Zukunft? Kann
hellseherisch geschaut werden, was in der Erscheinung nur als Anlage
vorhanden ist, sei es in Seelen, sei es in materiellen Konstellationein?
Denn beides muß in Frage kommen, da eben „Zufall" oder „Schicksal"
in Frage kommt. Im Reiche des Wirklichen wäre also dann das, was in
der Zeitnach einander erscheint, doch schon vorhanden, und zwar in
einer Form, daß es gekannt werden kann, unmittelbar gekannt^
denn es handelt sich, soweit die materielle Seite der Schicksalsphänomene
, die vorhergesagt werden, in Frage kommt, ja doch nicht um
Kalkulationen im Sinne mathematischer Physik.


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