Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 550
(PDF, 206 MB)
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550 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 9. Heft. (September 1925.)

wesentliche Bedeutung beizumessen ist und es nicht, wie hier,
gegenüber dem unmittelbar Erlebten als Bagatelle erscheint.
Psychologisch gesehen, ist die Ungenauigkeit der Protokollierung nicht
nur durchaus verständlich, sondern sie spricht vielmehr gerade für die
Gl aub Würdigkeit der beschworenen Aussage, mindestens kann
die Glaubwürdigkeit nicht dadurch erschüttert werden.

Hellwigs „Gutachten44 gegen Sünners Glaubwürdigkeit ist bereits
in Anmerkung gewogen und zu leicht befunden worden. Und was die
Schar der übrigen Molischen Gutachter betrifft, darunter die
Witwe eines Taschenspielers R ö ß n e r , einen Herrn Winkelmann, der
sich reklamehalber den Namen des berühmten Zauberkünstlers Bellachini
zugelegt hat, einen ebenso unbekannten Dr. Rohnstein, der sich
vergeblich bemühte, das Reifenphänomen durch Taschenspielerei zuwege
zu bringen, so kann man der Sache der Okkultisten nur wünschen,
daß sie in einer etwaigen Revisionsverhandlung wiederkehren. Sie bilden
jene Quelle ungetrübter Heiterkeit, die im Laufe eines langen Prozesses
für das Gleichgewicht der Seele nicht zu entbehren ist.

Molls Schlußwort, die Marneschlacht wäre vielleicht anders
verlaufen, wenn nicht Moltke zur kritischen Zeit bei einem Okkultisten
gesessen hätte, verdient, erhalten zu bleiben. Aber abgesehen davon,
daß Rudolf Steiner nicht Okkultist, sondern Theosoph war, kann Herr
Moll über diesen Punkt ziemlich beruhigt sein: Moltke hätte die
Marneschlacht nicht gewonnen, auch wenn er nicht bei Steiner gesessen
hätte; denn bekanntermaßen hat er sie verloren, weil Schlieffens
Feldzugsplan an der Marne zu Ende war, und er nicht weiter wußte«
Nichtsdestoweniger ist Herrn Moll zu attestieren, daß seine Bemerkung
recht geschickt war. Denn — kehren wir zum Ausgangspunkt zurück
— es kommt eben für einen Mann der Wissenschaft gar nicht darauf
an, ob das, was er sagt, wahr ist oder nicht, sondern nur darauf, daß
er genügend Autorität hat, um recht zu behalten. Und da es das
Schlußwort war, und niemand widersprechen konnte, so war es
eben Wahrheit, was Moll sagte, und die Okkultisten haben den
verlorenen Weltkrieg auf ihre Kappe zu nehmen. Basta. Und wenn
man nicht leichtfertigerweise den Ausgang des nächsten Weltkrieges
wieder durch die Okkultisten gefährden lassen will, so muß man eben
daraus die Konsequenz ziehen und Herrn Moll Wahrnehmung berechtigter
Interessen zubilligen, wenn er sie beleidigt.

Prozeß-Urteil Moll-Rudioff.

20/21. B. 307. 24.

Im Namen des Volkes!

In der Privatklagsache
des Obereisenbahnsekretärs a. D. Hermann Rudioff in Berlin - Steglitz,
Berlinickestraße 7,

Privatklägers,

gegen

den Geheimen Sanitätsrat Dr. Albert Moll in Berlin W 15, Kurfürstendamm
45,

Angeklagten

wegen Beleidigung


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