Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 553
(PDF, 206 MB)
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Prozeß-Urteil Moli-Rudloff.

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Beweismittel festzustellen, ob eine Täuschung erwiesen ist, also mangels
Nachweises einer solchen den Tatbestand des § 186 zu bejahen. Allerdings
trifft dabei nicht den Angeklagten die Beweislast — eine Ansicht, die
z. B. Frank in seinem Kommentar vertritt —, sondern es ist davon auszugehen
, daß die Erweislichkeit der Tatsache ein Strafausschließungsgrund
ist, dessen Vorliegen von Amts wegen zu untersuchen ist. (So Oishausen
und Ebermeyer.) Deshalb mußte über den Verlauf der Sitzung vom
n. April Beweis erhoben werden, wenn auch dem Angeklagten persönlich
diese Nachprüfung unerheblich erschien.

i Von den Teilnehmern der Sitzung sind Dr. Sünner und Dr. Bruck,
Dr. Vieregge, Frau und Fräulein Rudioff eidlich vernommen worden.
Dr. Sünner und Dr. Bruck saßen links und rechts von dem Medium.
Neben Dr. Sünner saß Dr. Vieregge, neben diesem Frl. Rudioff, dann
noch zwei andere Herren, nämlich Rittmeister Michel und Dr. Gradenwitz,
der dann also rechts neben Dr. Bruck saß. Dr. Sünner bekundet, daß
das Medium zwar nicht körperlich untersucht worden sei, jedoch das
Neben- und das Versuchszimmer einer Durchsuchung unterzogen wurden.
Der Tisch, um den herum dann alle Platz nahmen, sei allerdings erst
kurz vor der Sitzung von einigen Herren in das Versuchszimmer getragen
worden, Verdächtiges habe er an ihm nicht bemerkt.

Nach dem Platznehmen habe er dann sofort die Hand des Mediums
ergriffen, sie fest auf den Tisch gepreßt und bis einige Zeit nach dem
Wieder-hell-werden nicht vom Tisch losgelassen. Während der Dunkelheit
habe das Medium sehr gezittert, es habe versucht sich zu erheben,
habe jedoch die Hände nicht vom Tisch losgelassen. Als nach etwa
15 Minuten wieder Licht gemacht worden sei, haben sowohl er wie
Dr. Bruck auf dem dem Medium zugewandten Arm, und zwar auf dem
Ober arm einen hölzernen Reifen von etwa 28 cm Durchmesser gehabt, der
vorher nicht vorhanden gewesen sei. Er habe während der ganzen Dauer
der Sitzung eine Fußkontrolle ausgeübt. Er ist der festen Ansicht, daß
eine Manipulation, d. h. Täuschung nicht vorgekommen ist. Eben dasselbe
bekundet Dr. Bruck mit der Abänderung, daß er die Hände des Mediums
erst eine minimal kurze Zeit nach Löschen des Lichtes ergriffen habe.
Dr. Bruck hat auch während der Sitzung ein ganz leichtes Berühren
seines Oberarmes bemerkt, als ob ein Gegenstand leicht aufschlüge. Auch
Dr. Vieregge hat nach seiner Aussage nichts bemerkt, was auf eine Täuschung
schließen lasse. Er ist nach eigener Angabe nicht als Okkultist
anzusehen. Frl. und Frau Rudioff, das Medium selbst, haben unter ihrem
Eide ebenfalls ausgesagt, daß eine Täuschung nicht vorgekommen sei,
sondern alles auf die übernatürlichen Kräfte der Frau Rudioff zurückzuführen
sei.

Soweit die Sachverständigen sich zu dem Verlauf der Sitzung selbst
geäußert haben, können sie insbesondere unter Berücksichtigung des Um-
Standes, daß Dr. Sünner bestimmt während der ganzen Zeit die Hände des
Mediums festgehalten haben will, so daß diese nicht vom Tische loskamen,
sowie der Tatsache, daß sich die Reifen am Oberarm befanden, keine
Erklärung für den Vorgang geben.

Professor Dessoir hält es für möglich, daß durch den starken Druck
der Hände diese starr geworden seien, und ein kurzes Lösen des Druckes
infolgedessen unbemerkt bleiben könnte, die Hände des Mediums also
nicht mit Bestimmtheit während der ganzen Zeit gehalten worden sind.
Demgegenüber ist aber zu berücksichtigen, daß gerade die beiden Teilnehmer
, die links und rechts neben dem Medium saßen, Aerzte sind, bei
denen eine scharfe Beobachtungsgabe vorausgesetzt werden kann, und ins
besondere Dr. Sünner schon häufig an solchen Sitzungen teilgenommen
und sich viel mit diesen Fragen befaßt hat. Außerdem ist Dr. Bruck
nach seiner Angabe gegen Berührungen sehr empfindlich, so daß er nach
seiner Ueberzeugung ein etwaiges Lösen der Hände sicher bemerkt hätte.
Aber selbst bei einem Lösen der Hände würde auch noch nicht geklärt
sein, wie die Reifen gerade auf den Oberarm von Dr. Bruck und Dr. Sünner


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