Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 554
(PDF, 206 MB)
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554 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 9. Heft. (September 1925.)

gelangten, denn dazu hätten die Arme vollkommen vom Tisch emporgehoben
werden müssen, was offensichtlich nicht der Fall gewesen ist.
Hierzu erklärt der Angeklagte weiter:

Die Bekundungen der Teilnehmer seien für ihn keineswegs überzeugend
. Er stehe mit einer großen Zahl erster Wissenschaftler auf dem
Standpunkt, daß es eine Durchdringung der Materie, wie sie hier behauptet
werde, aus physikalischen Gründen überhaupt nicht gäbe, und
daß es deshalb ohne mechanische Mitwirkung nicht möglich sei, Reifen
über geschlossene Arme zu bringen, wenn auch die Ehefrau des Privatklägers
diese Fähigkeit von sich glaube. Er habe während seiner über
30 jährigen Forschungstätigkeit noch von keinem erfolgreichen Versuch
unter wirklich zwingenden Bedingungen gehört. Das mindeste sei in jedem
Falle die körperliche Untersuchung des Mediums. Die Geschichte der
okkultistischen Forschung zeige ferner, daß mehrfach Experimentatoren,
darunter Wissenschaftler von Ruf, die von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmungen
und von dem Ausschluß jeder Täuschung fest überzeugt gewesen
seien, durch feine und hervorragende Taschenspieler-Tricks getäuscht
worden seien. Außerdem habe er mehrfach in Versammlungen gezeigt,
daß er unter genau denselben Bedingungen, wie in dein fraglichen Protokoll
geschildert, die Reif en ebenso gut wie Frau Voll hart auf die Arme
seiner Nachbarn bringen könne, Dr. Vieregge habe einer dieser Versammlungen
beigewohnt und sei nicht imstande gewesen, die Ausführung des
Tricks anzugeben, obwohl jener beinahe eine Stunde den Reifen untersucht
ha.be.

Hieran ist zwar richtig, daß der Trick des Angeklagten nicht erkannt
wurde, daß aber der Angeklagte ebenfalls nicht untersucht wurde, und
daß die Versuchsbedingungen auch sonst nicht die gleichen waren. Insbesondere
nahmen an diesen Versuchen nicht erfahrene Sitzungspraktiker
teil, sondern beliebige Personen aus den Versammlungen. Außerdem hat
der Angeklagte auch auf Befrageil zugegeben, daß die Tatsache, daß er
die Reifen dem Dr. Vieregge zur Prüfung übergab, nur ein Ablenkungsmanöver
gewesen sei. Auch der kleine Versuch, den der Angeklagte mit
dem erkennenden Richter unternahm, war nicht von besonderer Beweiskraft
, da nicht die Hände des Angeklagten festgehalten wurden, sondern
die des E.ichters und da der Angeklagte unter geschickter Veränderung
der Druckstärke unbemerkt seine eine Hand zeitweise fortnahm.

Für seine Behauptung, daß die Dematerialisation wissenschaftlich, also
objektiv unmöglich sei, hat der Angeklagte Beweis durch Sachverständige
angetreten. Eine zwingende Beweisführung der Unmöglichkeit müsse natürlich
zu dem Ergebnis führen, daß die Aussagen der teilnehmenden
Dr. Sünner usw. trotz subjektiver Glaubwürdigkeit objektiv ganz unrichtig
waren, und daß der Angeklagte mit dem Vorwurf der Täuschung sogar
eine offensichtlich wahre Tatsache behauptet hätte. Der Privatkläger hat
Sachverständigenbeweis für das Gegenteil angetreten.

Eine solche Beweisführung bedeutete ein Hineingehen in den wissenschaftlichen
Streit, ob es okkulte Vorgänge und Erscheinungen überhaupt
gibt oder nicht, ob sie unmöglich, möglich oder gar schon erwiesen sind.
Eine solche Beweiserhebung konnte die Wahrheit okkulter Phänomene
zum Urteil stellen. Wenn sich das Gericht auch von vornherein darüber
klar war, daß es zu einer Entscheidung über den Okkultismus selbst weder
berufen noch in der Lage ist, so konnte doch nach der prozessualen Lage
die Beweisführung über Möglichkeit oder Unmöglichkeit nicht abgeschnitten
, aber immerhin auf ein gewisses Maß beschränkt werden.

Die erfolgte Beweisaufnahme hat dann auch tatsächlich gezeigt, daß
im Gegensatz zu vielen anderen wissenschaftlichen Streitfragen auf dem
Gebiet des Okkultismus ein fast absoluter Gegensatz herrscht. Die einen
bezweifeln nicht nur die Theorien, sondern auch die Experimente der
anderen. Und diese, die an die Richtigkeit ihrer Experimente glauben,
haben zum Teil keine sichere wissenschaftliche Begründung für die von.
ihnen beobachteten Phänomene, zumal sich auch noch diese Partei in


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