Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 555
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Prozeß-Urteil Moll-Rudloff.

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die Richtungen der Okkultisten und Spiritisten teilt. Das Gericht sieht
sich außerstande, auf diesem Gebiet etwa eine „herrschende Meinung"
festzustellen. Deshalb erscheint es auch nicht erforderlich, die zum Teil
sehr eingehenden Gutachten näher zu würdigen. Eine solche Würdigung
würde den wissenschaftlichen Streitstoff doch nicht erschöpfen können.

Die Sachverständigen mögen aber mit einigen prägnanten Ausdrücken
zu Worte kommen.

Geheimrat Prof. Dr. Planck: Ich halte die Erscheinungen nicht gerade
für unmöglich, aber für vorläufig indiskutabel.

Geheimrat Professor Dr. Straßmann: Ich bezweifle die Phänomene;
sie widersprechen den bisherigen Erfahrungen.

Professor Dr. Dessoir: Ich habe noch keine Apporte erlebt und halte
die Annahme einer mechanischen Herstellung der Apporte für das Natürlichste
. Es ist methodisch zulässig, Betrug zu unterstellen. Die Telepathie
halte ich für eine brauchbare Arbeitshypothese.

Professor Dr. Deegener: Ich habe Apporte erlebt, auch mit Frau
Vollhart. Ich halte körperliche Untersuchungen der Medien für wünschenswert
, aber nicht immer für möglich.

Landgerichtsdirektor Dr. Hellwig: Ich habe noch keinen festen Beweis
okkultistischer Erscheinungen gefunden, wenn ich mir auch einige
Fälle nicht erklären kann. Ich halte die Versuche der Frau Vollhart
nicht für zwingend, jedenfalls nicht für den Leser des Protokolls. Dr. H.
weist besonders darauf hin, daß auch von den Okkultisten anerkannte
Medien mehrfach Phänomene vorgetäuscht haben. Im Unterbewußtsein
fallen zahlreiche Hemmungen fort.

Professor Dr. Zimmer: Ich bin durch das Erleben von Phänomenen
von ihrer Möglichkeit und Existenz 'überzeugt. Der Begriff „zwingende
Bedingung" ist nicht festlegbar. Das Wort Trick ist in der Literatur
üblich. Das Protokoll über eine Sitzung soll in erster Linie als Gedächtnisstütze
für später dienen. Es ist zu tadeln, wenn ein Forscher sich aus
einer Reihe von Versuchen eines* Gegners die schwachen Punkte heraussucht
; es wird aber leider vielfach so gemacht.

Dr. Quade: Es gibt Versuchsbedingungen, die eine körperliche Untersuchung
des Mediums unnötig machen.

Dr. Rothstein: Ich habe mich sowohl mit Okkultismus, wie auch mit
Taschenspielerei befaßt, es gibt fast unbegrenzte Täuschungsmöglichkeilen.
Sämtliche Teilnehmer einer Sitzung müssen bereit sein, sich einer körperlichen
Untersuchung zu unterziehen. Taschenspielerisch ist das Ueber-
streifen der Reifen auch vor Lichtlöschen möglich, ohne daß das Herausziehen
der Hände bemerkt wird.

Bellachini: Ich halte sowohl Selbsthypnose, wie auch fremde Einwirkung
, also Handlung des Mediums in Posthypnose für möglich.

Dr. Kröner: hält die Postbypnose an sich für möglich, sagt aber, dann
müsse auch jemand dem Medium den Auftrag gegeben haben, dann ist
ein Betrug natürlich unbewußt. Die Hervorbringung des Reifenphänomens
auf autosuggestivem Wege hält er nicht für möglich. Die Phänomene sind
überzeugend nur für die Anwesenden. Abwesende können durch Protokolle
nicht überzeugt werden. Dr. K. hält die empirische Frage des Experiments
mehr für untergeordnet und entwickelt die okkultistische Theorie
wissenschaftlich psychologisch. Nach ihm stammen die Erscheinungen der
Medialität aus dem Unterbewußtsein und entziehen sich der Kontrolle
des Oberbewußtseins. Die mediale Tätigkeit beruht auf besonderer Veranlagung
, sie tritt spontan auf. Das Talent eines Mediums läßt sich durch
geeignete Schulung weiterentwickeln.

Auf Grund des gesamten dem Gericht gebotenen Materials ist somit
festzustellen, daß eine Täuschung in der Sitzung vom u. April 1923 weder
ersichtlich, noch erwiesen ist. Aber auch das Gegenteil steht nicht fest.
Die behauptete Täuschung ist nicht eine „unwahre" Tatsache, so daß
schon aus diesem Grunde der von dem Privatkläger herangezogene § 187


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