Freiburger historische Bestände - digital

Buchner: Hellwig über Bernburg.

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der Affäre Dr. Danziger aus Ballensted t. Man erinnere sich der Zeitungsberichte
, die ja gerade diesen Fall ausführlich wiedergaben. In
Kürze: Dr. Danziger waren sehr verschiedene Gegenstände gestohlen
worden, u. a. auch ein Scheckbuch, auf dessen Verlust er erst, so hieß
es, durch die Aussage des Drostschen Mediums aufmerksam gemacht
wurde. Hellwig buchte dieses Faktum zunächst als einen bedeutenden
Erfolg Drosts. Aber, fragte er, wie sieht es nun in Wirklichkeit mit
diesem Erfolg aus? Er hätte sich, selbst verblüfft über den Tatbestand
, die Akten herausgeben lassen und dabei eine recht wunderliche
Entdeckung gemacht. In der ersten Liste der gestohlenen Gegenstände
, aufgenommen bei der polizeilichen Anzeige des Diebstahls, also
lange Zeit (meiner Erinnerung nach etwa vier Wochen) vor der Drost-
Sitzung, findet sich neben Silbersachen, Wäsche usw. auch ein —
Scheckbuch verzeichnet, so daß sich die Angabe des Dr. Danziger, er
hätte erst durch das Medium etwas von dem Verlust erfahren, als eine»
glatte Fehlangabe, eine grobe Erinnerungstäuschung herausstellt. Die
Aufmachung, in der Hellwig seinem Publikum diese Sensation vorsetzte
, war ihres Gegenstandes würdig, und er konnte mit dem Erfolg
zufrieden sein. Schmunzeln, Lächeln, Lachen, fanatische Begeisterung
! Hellwig war der Held des Tages, und Drost (mit ihm der
Okkultismus) lag erledigt auf der Strecke. Daß in Wirklichkeit diese
Konstatierung kaum von erheblichem Interesse ist, weder bei der Beurteilung
der Leistungsfähigkeit Drosts und seiner Medien noch auch bei
der Erörterung des Grundes der Gutgläubigkeit Drosts irgendwie ernsthaft
in die Wagschale fällt, sprach sich wohl kaum einer der Herren der
,,Psychologischen Gesellschaft" in diesem Augenblick aus. Wie grausam,
ihnen jetzt noch nachträglich das Vergnügen zu stören! Immerhin
muß hier doch angemerkt werden, daß (vorausgesetzt, Dr. Danziger
habe sich wirklich in diesem Punkt geirrt) der Fall sich nur insofern
verschiebt, als an die Stelle der vermeinten Abwesenheitstelepathie die
(übrigens dem Wesen nach vielleicht mit ihr völlig identische) Anwesenheitstelepathie
als Erklärungsprinzip zu treten hat. Also viel Geschrei
um nichts. Aber, und darauf kommt es hier an. ein raffiniert
zielsicheres Geschrei; ein Trick, der seiner Wirkung gewiß ist. Nur
nebenbei möchte ich erwähnen, daß mir auch der Tatbestand von
anderer Seite in etwas anderer Weise geschildert wird. Es soll sich
nach dieser zweiten Version nicht um das erste Verlustprotokoll, sondern
um ein zweites handeln, und die Erinnerungstäuschung des
Dr. Danziger soll nach ihr nicht eine heimliche Entdeckung Hellwigs
gewesen, sondern soll in öffentlicher Sitzung vom Vorsitzenden zur
Sprache gebracht worden sein. Ich bin nicht in Bernburg gewesen und
darf mich nicht vermessen, diese kleinen Widersprüche auszugleichen.
Für die Sache erscheinen sie mir auch verhältnismäßig irrelevant.

Es darf hier die Tatsache nicht übergangen werden, daß der Okkultismus
an dem denkwürdigen Abend der ,,Psychologischen Gesellschaft
'4 nicht allein auf der Anklagebank saß. Sein Nachbar und
Leidensgenosse war die deutsche Presse. Kein Wunder! Was für