Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: XII
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0771
XU

mus, der der Auffassung der Philosophie als Weltanschauung die Au'
fassung der Philosophie als Lehre von den Formen der Welta«
schauung und ihrer psychologischen Entstehung entgegensetzt, ist tu
aufgenommen. Der zweite Band bringt vor allem Diltheys Arbeite
zur Aesthetik, ihre Psychologie und ihre Geschichte, und die Ak
demiebehandlung über Pädagogik.

Neben schon bekannten, wenn auch bisher nur sehr unbequer
zugänglichen Arbeiten, enthalten beide Bände aber auch neue Stückt
von denen mehrere höchstes Interesse beanspruchen. So finden sie
im ersten Band autobiographische Ausführungen Diltheys, die bei ihn
der so ganz abgewandt von der Außenweit, völlig unbekümmert tii
sie, lebte und daher erst in den letzten Jahren seines Lebens de
breiteren Oeffentlichkeit bekannt wurde, besonders bemerkenswei
sind. Der zweite Band bringt Diltheys Berliner Habilitationsschrii
„Versuch einer Analyse des moralischen Bewußtseins" und ein
kürzere Arbeit über das Problem der Religion..

Die Arbeiten Diltheys bedürfen heute keiner Empfehlung mein
Auch der, welcher seinen Standpunkt unbefriedigend findet un«
darüber hinausstrebt, findet sich immer wieder ergriffen von den
wunderbaren Stil dieses Denkens und seiner Fähigkeit zur wissen
schaftlichen Erfassung der Geistesgeschichte, die so ganz eingestell
war auf Ergreifung der gegebenen geistigen Wirklichkeit. Währen«
rings um ihn her die mechanische Weltansicht siegreich sich aus
breitete, stellte er ihr in einsamer Gedankenarbeit einen Positivismu
des Geistes entgegen, der die gesamte Erfahrung des Mensche
der nur partiellen Erfahrung des Physikers gegenüber zur Geltum
bringen will. Und mitten in diesem Zeitalter, während selbst in de
Theologie durch Ritsehl alle Mystik verfehmt und ausgestoßen wurde
erkennt er im Zusammenhang mit seinem tiefen, ihn das ganze Lebe-
hindurch begleitenden Studium Schleiermachers die Mystik gerade al
Wurzel aller Religion, damit zum Vorläufer der Religionsphilosophi
der Gegenwart werdend.

Es wäre interessant zu wissen, ob Dilthey jemals den Probleme!
der Parapsychologie gegenübergestanden und wie er sich zu ihnei
verhalten hat. Die Namen Perty, Zöllner, du Prel können ihm nich
fremd gewesen sein. Es ist mir nicht bekannt, wie er über sie gedaeli
hat. Bei der grenzenlosen Weite seiner Aufnahmefähigkeit wäre c:
vielleicht nicht ausgeschlossen, daß sich ihm ein Verständnis aucl
für diese Dinge erschlossen hätte. Aber freilich war selbst in ihr
etwas von dem Gift des naturalistischen Dogmatismus seiner Zei
eingedrungen. In seinem Haß gegen die Metaphysik war auch er vor
ihm abhängig. Und so kann es nicht überraschen, daß er über James
bekanntes Werk über die Mannigfaltigkeit des religiösen Erlebnisse
trotz hoher Anerkennung desselben schreibt, „der deutsche Lese
werde viel Gelegenheit zum Kopfschütteln*haben, wenn er hier ein;
Erklärung des religiösen Prozesses finde, die mit dem in Amerika s<
verbreiteten Spiritismus in nahem Zusammenhang stehe." Auf de
andern Seite könnte das Urteil von James über die mediumistischei
Phänomene, wenn er seinen Gründen näher nachgegangen wäre, wob
nicht ohne Wirkung auf ihn geblieben sein. Der Zusammenhang de
Stellungnahme von James zu ihnen mit seiner von Dilthey selbst ge
rühmten unbestechlichen Fähigkeit, die Eigenart des geistigen Leben*
wahrzunehmen, hätte ihm nicht entgehen können. Es wäre interessant
wenn der Herausgeber uns einmal Aeußerungen Diltheys zu dieser
Dingen vorlegen würde. Für heute haben wir ihm zu danken, daß e
die in den beiden angezeigten Bänden enthaltenen Arbeiten Dilthey-
nunmehr einem größeren Kreise zugänglich gemacht hat.

Oesterreich.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0771