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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0006
strategischen Zwecken dient, sind alle Siedlungsentwicklungen von der Trappe
und ihrem Bedarf bestimmt. Deshalb finden sich hinter der Front zahlreiche
gallisch-römische Gutshöfe. Sie haben Vieh und Getreide zu liefern. Entlang
den Militärstraßen, besonders an Kreuzungspunkten, wachsen größere Siedlungen
, und neben den Kastellen liegen die Lagerdörfer.

Im Hinterland führt eine Militärstraße von Angst (Augusta Raurica) bei
Basel (Basilia) über Riegel am Kaiserstuhl nach Offenburg und Mainz (Abb. 3).
Sie kennt mehrere Abzweigungen zum Rhein. Der Hauptverkehr geht jedoch
vorwiegend von Straßburg (Argentorate) durchs Kinzigtal oder von Windisch
(Vindonissa) über Hüfingen (Brigobanne) nach Rottweil, dem Municipium
(Stadt mit römischem Recht) Arae Flaviae, das Vespasian (69—79) einmal zum
Vorort einer neuen Provinz vorgesehen hatte. Von hier aus laufen mehrere
Straßen ins Limesgebiet. Linksrheinisch ist auch die Hauptstrecke von Angst
über Basel nach Straßburg, und damit die Lage im toten Winkel für unser
Gebiet ersichtlich. Fern von wichtigerem Verkehr und günstiger Truppennähe
können sich hier kaum größere Siedlungen entwickeln.

Nördlich am Kaiserstuhl findet sich nur Riegel als Straßenstation mit
Abzweigung zum Rhein und eine Siedlung bei Gottenheim. Breisach ist mit
seinem späten Kastell auf dem Möns Brisiacus zur Zeit Valentinians (569)
auf einer Rheininsel gelegen. Im Süden entsteht wegen der warmen Quellen
Badenweiler. Wenn wir auch über seine Ausdehnung noch wenig wissen, so
wird es doch bei der Größe des Thermenbaus gut besucht. Sein römischer
Name ist bis jetzt nicht bekannt. Alte Kastellvermutungen für den Schloßberg
von Staufen und den Kastelberg bei Sulzburg sind aus militärischen Gründen
unwahrscheinlich.

So bleiben nach der augenblicklichen Fundlage nur nicht allzuhäufige
gallisch-römische Gutshöfe, die da und dort bei einer gründlichen Untersuchung
mehr erbringen könnten. Müssen wir doch auch, wie die Funde im
Bereich des Panzergrabens von Norsingen nach Mengen zeigen, mit so
manchen Gebäuden unter meterhohen Schwemmschichten rechnen, so daß
gerade bei tieferen Erdaufschlüssen noch Überraschungen zu erwarten
sind. Die Besitzer mögen frühe oder späte Kolonisten hauptsächlich aus
Gallien sein, manch einer auch helvetischer Abstammung und inzwischen
romanisiert, und dann im römischen Heeresdienst ergraute Veteranen und
Beamte, römische Bürger, denen man hier Land zuteilt. Wir wissen von ihren
Gehöften durch Mauerwerk im Boden, an dem gern der Pflug hängen bleibt.
Sehr weiße Mörtelbrocken liegen herum, und als besonderes Wahrzeichen
erweisen sich Stücke von typischen römischen Leistenziegeln (Abb. 4). Dazu
kommen Scherben von grobem und feinem Geschirr, allenfalls auch Münzen
und Reste von Bronze- und Eisengerät. Das LTauptgebäude ist gemauert. Es
zeigt rechteckigen Grundriß (Abb. 5). Daran sitzt nun oft nach römischem
Geschmack eine Hallenfront mit vorspringenden turmartigen Ecken, den
Risaliten, wie sie der Bau vom Biengener Rebbergle aufweist. Eine Galerie
von Voll- oder Llalbsäulchen dient der Auflockerung der Mitte (Abb. 6). Die
Fenster sind klein, hoch angebracht und oft verglast, die Innenwände häufig
bemalt. Ein flacher Dachstuhl aus Eichenholz trägt die Last der schweren
Ziegel. Kommen sie aus einer Truppenziegelei, so findet sich auf manchem der
Legionsstempel. Für den Winter hat man unter dem Fußboden Warmluftheizung
(Hypokaustum) mit Ziegelabzugschächten (Tubulation) in die

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