Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0024
ferner Vertreter der Stadt und zum Schluß etwa zwanzig (!) Studenten. Nacli
den Feierlichkeiten im Münster vereinigte ein Festmahl die Teilnehmer des
Zuges. Wie die allgemeine Stimmung war, besagt am besten die kurze Notiz
des Chronisten, daß „weder trompeten noch pauken noch etwan freuden und
seitenspihl" gehört wurden. Dazu bestand nun auch wirklich keine Veranlassung
, und rückschauend ist man fast versucht, zu glauben, diese Stimmung sei
symbolhaft für die folgenden Jahre gewesen.

Von der Stadt wurden damals große Leistungen und Opfer für Kontributionen
, für den Kasernen- und Festungsbau und für die fremde Garnison
verlangt. Dabei war der Stadtsäckel leerer denn je, die Bürgerschaft verarmt
und auch seelisch stark mitgenommen (man erinnere sich, daß durch die
Niederlegung der Vorstädte viele Menschen Heim und Hof verloren hatten!).
Zwischen Stadt und Universität bestanden zwar ähnlich enge Beziehungen
wie unmittelbar nach der Gründung der Albertina 1457. Die Berufungen der
Dozenten lag vielfach in den Händen des Stadtrates, ja, fast alle Juristenlehrstühle
waren mit Stadtbeamten besetzt. Und gerade diese Tatsache
führte zu sehr begreiflichen Konflikten, schon rein formaler Art. Denn nach
altem Herkommen begab sich nach der Neuwahl des Stadtrates der Rektor
oder sein Stellvertreter mit einigen Professoren zum Magistrat, um diesem
zu gratulieren. Bei dieser Gelegenheit wurde vom Stadtschreiber der entsprechende
Eid zur Beachtung der Universitätsprivilegien verlesen und sodann
von den Stadtoberhäuptern beschworen. Dieser Vorgang mußte sich naturgemäß
komplizieren, wenn einige der Professoren zugleich Beamte der Stadt
waren; denn der Rat weigerte sich - - wenigstens zunächst —, in die Hände
der „Stadtbedienten" einen solchen Eid zu leisten. Daneben bestand auch
innerhalb des Lehrkörpers häufig eine bald größere, bald kleinere Meinungsverschiedenheit
, denn er war fast all die Jahre über in ein franzosenfreundliches
und ein österreichisch gesinntes Lager geschieden.

Über die Zahl der Immatrikulierten jener Jahre sind genare Angaben
nicht zu ermitteln. Man tat natürlich alles, um für die neue Alma mater Propaganda
zu machen; es wurde auf Freiburgs Bequemlichkeit, Lustbarkeit, auf
sein gesundes, frisches Wasser und seine gute Luft hingewiesen, daß es (so
nebenbei!) auch noch Festung war, wurde begreiflicherweise schämig verschwiegen
. Aber all diese geschwätzige Reklame konnte nicht verhindern, daß
sehr viele Studenten der alten Albertina die Treue hielten, als diese am
11. November 1686 in Konstanz ihre Pforten öffnete.

Der Frieden von Ryswick (30. Oktober 1697) brachte unsere Stadt endlich
wieder an Österreich, aber erst am 11. Juli 1698 rückten die französischen
Truppen ab. Damit war auch das Schicksal der „Interimsuniversität" entschieden
. Denn was war natürlicher, als daß nunmehr die alte Hochschule
in ihr altes Heim zurückkehrte? Indes ging dies nicht so schnell und reibungslos
, wie manche es wohl gedacht hatten. Die Konstanzer waren begreiflicherweise
bestrebt, die Hohe Schule dort zu halten, und ebenso gab es im
Lehrkörper manche Stimmen, die für ein Verbleiben in der Stadt am See waren,
trotz mancher Schwierigkeiten, die sich auch hier im Laufe der Jahre ergeben
hatten. Im großen und ganzen aber hatte man sich dort ganz gut „accomo-
dieret"; dazu kam, daß einige der jüngeren Dozenten aus Konstanz stammten
oder Konstanzerinnen zu Frauen genommen hatten. Schließlich entschied die
Regierung die Rückverlegung der Universität nach Freiburg, und am 1. November
1689 wurden die Vorlesungen hier wieder aufgenommen. Vom „corpus

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