Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 51
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0051
Der Oberried-Altar,
seine Schicksale und Wiederherstellung

Von P aul H. H üb n e r

In der Universitätskapelle des Münsters zu Freiburg i. Br., früher Rektorchörlein
, auch Johanniskapelle genannt, und zwischen 1505 und 1510 auf Kosten
der Freiburger Universität erbaut, befindet sich das Fragment eines verlorengegangenen
Altars. Zwei einseitig bemalte Stellflügel vom Oberried-Altar, die
Hans Holbein der Jüngere nach neuen stilistischen und historischen Nachweisen
zwischen Herbst 1519 und Frühjahr 1521 gemalt hat und die zu den interessantesten
Arbeiten des Künstlers gehören. Dargestellt sind auf dem linken
Flügel die „Anbetung der Hirten" und auf dem rechten Flügel die „Anbetung
der Heiligen Drei Könige". Auf dem linken Flügel knien im Vordergrunde vor
einer Mauer der Stifter Hans Oberried mit den männlichen Nachkommen Hans,
Franz und Jakob und drei Enkeln. Letztere wurden nachträglich, und von
anderer Hand, wohl in der Zeit zwischen 1529 und 1531, hinzugemalt. Vor dem
Stifter das volle Wappen der Oberried; den Wappenbrief erhielt er im Jahre
1498 von Kaiser Maximilian. Auf dem rechten Flügel knien im Vordergrunde,
ebenfalls vor einer Mauer, von rechts nach links die Frau des Stifters, Amalia
Tschekkenbürlin, die aber, als Holbein das Gemälde malte, schon gestorben
war. Sie starb 1518. Vor ihr die Schwiegertochter Maria David, die Frau des
ältesten Sohnes Hans, sowie ihre Töchter Elisabeth, Margaretha und Salome.
Vor ihnen der behelmte Schild der Familie Tschekkenbürlin.

Die Gemälde waren einst die Innenseiten von zwei Stellflügeln, vielleicht
eines Marienaltars. Es ist möglich, daß zwischen ihnen eine thronende oder
stehende Muttergottes dargestellt war, umgeben von stehenden anderen
Heiligen oder eine Szene aus der Passion Christi. Alles vermutlich farbig
gefaßte Holzskulpturen. Oder ein Gemälde? Für die Rekonstruktion des gesamten
Altars sind keine Dokumente bekannt geworden.

Die Form der Flügel zeigt, daß das Mittelteil nach oben mit einem Flachbogen
abschloß. Die Rückseiten sind und waren nicht bemalt. Ob die Predella
„Der Leichnam Christi in einer Grabesnische", signiert und datiert 1521, jetzt
in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel, zu dem Altar gehört hat, läßt
sich mit Sicherheit nicht feststellen. Die Maße sprechen an sich nicht gegen
diese Möglichkeit.

Der Auftraggeber war der aus Freiburg i. Br. stammende Ratsherr Hans
Oberried in Basel und seine Ehefrau Amalia Tschekkenbürlin, eine Nichte
des Priors der Karthause in Basel. Er ließ den Altar für seine Privatkapelle
in Kleinbasel bei Basel malen, als er dort das Amt eines Ratsherrn bekleidete.

Dieses künstlerisch bedeutende Altarwerk hat seit seiner Entstehung
mannigfache Schicksale über sich ergehen lassen müssen, und es ist nicht uninteressant
, sie zu erwähnen.

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