Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0052
Infolge der durch die Reformation am 9. Februar 1529 in Basel entstandenen
Wirren und Unbilden verlor auch der Anhänger des alten Glaubens, Hans
Oberried, seine Ratsstelle und flüchtete mit den beiden aus dem Bildersturme
geretteten Flügeln des Altars in die Verbannung nach Freiburg. Wegen der
Größe und des Gewichtes konnte er wohl das Mittelstück, den Schrein und die
Predella nicht mitführen. Oder wurden diese am 10. Februar 1529 mit Altären,
Gemälden und Skulpturen aus Kirchen und Klöstern auf dem Münsterplatz
in mehreren Scheiterhaufen verbrannt, oder aber am Sonntag nach Aschermittwoch
, an dem auch die von den Kleinbaslern geretteten Kunstwerke vernichtet
wurden?

Das Mittelstück, der Altarschrein und auch die Predella (?) gingen verloren,
jedenfalls blieb ihr Schicksal unbekannt. Dieses geschah schon acht Jahre nach
Fertigstellung des Altars.

Hans Oberried ließ die beiden geretteten Gemälde in Freiburg in einer
eigenen Kapelle aufstellen und besoldete einen Kaplan der „Vogt Caplani".
Die Mutter Hans Oberrieds war nämlich eine Vogt (Ratsprotokoll vom
28. Januar 1538). Seit dem Frühjahr des Jahres 1554 befinden sich die Gemälde
in der Universitätskapelle des Münsters zu Freiburg, die zur Begräbnisstätte
für die Professoren bestimmt war. Sie wurden anläßlich der Beisetzung
des Domherrn Doktor Ludwig Baer, eines Neffen des zweiten Gatten der
Tochter Elisabeth Oberried, „von einer fürnehmen Freundschaft zu ewiger
Gedechtnuß in obige Kapelle vergäbet". Die neue Eigentümerin, die Universitätsbehörde
, ließ den noch heute bestehenden Altar errichten, und am
17. Oktober 1554 erfolgte seine Weihe „zu Ehren Gottes, der seligsten Jungfrau,
Johannes des Evangelisten, der Heiligen Hieronymus, Ivo, Lukas und Katharina
durch den Konstanzer Weihbischof Jakobus Ebner", worüber eine neun-
zeilige Inschrift an der Vorderseite der jetzigen Predella berichtet.

Die besondere Wertschätzung des kostbaren Geschenkes wird dadurch bestätigt
, daß über den Stellllügeln, deren schmale Längsseiten jetzt dicht zusammengerückt
sind, im Zwickel ein Rundmedaillon mit dem Patron der Universität
, dem heiligen LIieronymus, sowie die geschnitzten Wappenschilder
Österreichs und der Stadt Freiburg und bewegliche Flügel geschaffen
wurden. Auf deren Außenseiten sind die vier lateinischen Kirchenlehrer, die
Heiligen Augustinus, Hieronymus, Gregorius und Ambrosius gemalt, und über
ihnen Medaillons mit den Symbolen der Evangelisten. Die Innenseiten tragen
grau in grau gemalte Ornamente. Ferner wurde eine Predella geschaffen mit
der oben genannten Inschrift zur Erinnerung an die Weihe des Altars.

Kaiser Rudolf II. machte im Jahre 1596 den allerdings erfolglosen Versuch,
die beiden Stellflügel von Holbein zu erwerben. Bei Ausbruch des Dreißigjährigen
Krieges wurden sie in den Konstanzer Bischofshof zu Schaffhausen
in Sicherheit gebracht, wo sie bis 1652 blieben. Vielleicht bestand die Absicht,
die Flügel zu verkaufen, denn 1644 wurden sie dem Kurfürsten Maximilian I.
von Bayern nach München und 1652 dem Kaiser Ferdinand III. nach Regensburg
zur Ansicht geschickt. Im darauffolgenden Jahr befanden sich die Gemälde
wieder in Freiburg. Von hier wurden sie im Jahre 1796 von französischen
Kommissaren nach Kolmar gebracht. Nach zehnjähriger Verschollenheit entdeckte
sie ein Freiburger Bürger in der Bibliothek in Kolmar, und seit ihrer
Rückgabe im Dezember 1807 befinden sich die Flügel wieder in der Universitätskapelle
des hiesigen Münsters.

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