Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 93
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0093
vor 100 Jahren die Stadt hier ihr Ende hatte. Nach 1870 war die Stadterweiterung
jenseits der alten Wallanlagen nach Süden zur Dreisam vorgestoßen.

Während die Bauarbeiten an der Bibliothek langsam vorwärts kamen,
stand der Neubau des Kollegiengebäudes im Hintergrund. Beide Neubauten
gleichzeitig konnten im Staatshaushalt nicht gefördert werden. Das Kultusministerium
hatte zunächst die Absicht, den Oberbaudirektor Dürrn mit der
Ausführung zu betrauen, der auch 1900 zwei Vorprojekte aufstellte. Der
Stadtrat jedoch, der in dieser Bauaufgabe die Bedeutung erkannte, die sie für
das Stadtbild hatte, drängte darauf, einen Wettbewerb auszuschreiben. Wenn
das Ministerium auch im Januar 1901 diesen Gedanken noch ablehnte, so
waren die Entwürfe Dürrns so aufwendig, daß man in Karlsruhe doch im Juli
1901 dem Vorschlag der Stadt folgte, in der Hoffnung, dadurch zu einer wirtschaftlichen
Lösung zu kommen. Der Stadtrat leitete nun hieraus die Befürchtung
ab, der Staat strebe eine „billige Lösung ohne Monumentalität" an, worüber
aber das Kultusministerium ihn durch Schreiben vom 28. Oktober 1901
beruhigte und eine „würdige Monumentalität" zusicherte.

Inzwischen liefen auch die Grundstücksverhandlungen zwischen Stadt und
Staat. Der Bürgerausschuß gab am 11. Juli 1902 seine Zustimmung zu dem am
2. April vom Stadtrat genehmigten Vertrag mit dem Ministerium der Justiz,
des Kultus und Unterrichts über Neubau des Kollegiengebäudes und Regelung
der Bodenverhältnisse. Hiernach verkaufte die Stadt das Gelände der ehemaligen
Rempartkaserne zum Preis von 349 530 Mark und erwarb gleichzeitig
die Universitätsgebäude Bertoldstraße 15 mit der Universitätskirche, die dem
Grundstocks vermögen der Universität gehörten, zum Preis von 491 530 Mark.
Sie zahlte demzufolge, um damit den Neubau zu fördern, ein Aufgeld von
142 000 Mark. Die Universität trug dadurch aus ihrem Grundstocksvermögen
einen Baukostenanteil von 491 530 Mark. Die Stadt selbst verpflichtete sich
außerdem zu einem Zuschuß von 300 000 Mark zu den Neubaukosten, so daß,
bei dem damaligen Stand der Kostenberechnung, für den Staat rund eine Million
zu decken waren. Die Stadt sprach außerdem, auf den Wunsch des Staates,
der in den kommenden Jahren keine oder nur wenig Mittel für die Vorbereitung
und Vorfinanzierung des Neubaus aufbringen konnte, die Bereitschaft
aus, einen wesentlichen Teil ihres Zuschusses vorschüßlich für die Einleitung
der Neubauarbeiten zur Verfügung zu stellen. Ein Zeichen für den
Willen der Stadt, den Universitätsneubau zu fördern, aber auch für die damalige
wirtschaftliche Kraft und Blüte der deutschen Städte.

Als der Wettbewerb unter allen deutschen Architekten ausgeschrieben
wurde, liefen zum 1. September 1902 123 Entwürfe ein. Der erste Preis wurde
nicht verteilt. Den zweiten Preis erhielt Professor Ratzel, Karlsruhe, dem auch
die Ausführung übertragen wurde. Innerhalb Jahresfrist arbeitete er, den
Wünschen der Universität entsprechend, die Pläne um. In seinem Wettbewerbsentwurf
hatte er noch darauf verzichtet, aus der Lage der Aula und
der großen Hörsäle ein Gestaltungsmoment zu machen. Jetzt wurden die
Aula und das Auditorium Maximum zum Rotteckplatz, der zweite große Hör-
sal zur Belfortstraße verlegt. Die generelle Grundrißanlage blieb wie sie war.
Die Abbildungen zeigen diese Entwicklung und geben in den Ansichten auch
die Gestaltung der Fassaden. So erhielt Ratzels Entwurf bereits im Dezember
1903 die endgültige Form und Reife, die auch bei der Ausführung — von der
formalen Gestaltung abgesehen — keine wesentliche Änderung mehr erfuhr.

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