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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 111
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0111
Die Armen

der Stadt Freiburg und die ärztliche Wissenschaft

Von Franz Flamm
I.

Sie haben wohl immer zusammen gehört, seitdem die ärztliche Wisse schaft
nicht nur vom Katheder, sondern auch am Krankenbett betrieben wurde. Wir
wissen, daß ursprünglich das medizinische Studium überwiegend theoretischer
Natur war und sich mit den medizinischen Klassikern beschäftigte. Doch finden
sich manche Hinweise, die auf eine unmittelbare Berührung mit dem menschlichen
Krankengut schließen lassen. So hatten sich bereits auf Grund der ersten
Statuten der Medizinischen Fakultät nach der Gründung der Universität die
Lizentiaten zu verpflichten, nur unter Belehrung und Leitung ihres Promotors
innerhalb der Stadt zu praktizieren (practicare in medicina)1. Aus der Fakultätsordnung
von 1609 geht hervor, daß der jeweilige Primarius und Senior
der Fakultät die Therapie oder medizinische Praxis lehren soll2. In späteren
Urkunden ist vom professor praxeos die Rede.

Wir dürfen daher wohl annehmen, daß der Lehrer und die Studierenden,
Lizentiaten und Doktoranden, schon damals mit den kranken Armen in Berührung
kamen. Es liegt nahe, daß sie auch das Armenspital aufsuchten.

Die Armen hatten ja ihr Spital nachweislich mehr als 200 Jahre, ehe die
Llohe Schule zu Freiburg gegründet wurde. „Der arm Spital" ist es im Stadtplan
von 1589 benannt. Es war Herberge und Obdach für die Armen und
Elenden, Gebrechlichen und Presthaften und lag draußen in der Vorstadt
Neuburg, räumlich weit getrennt vom Heiliggeist-Spital, dem Bürgerspital.
Im Mittelalter machte man in Freiburg wie in den anderen deutschen Städten
einen strengen Unterschied zwischen Bürgern und Nichtbürgern, zwischen der
verfassungsmäßig bevorrechteten „Burgerschaft" und der fast rechtlosen sonstigen
Einwohnerschaft, den Hintersassen oder Seidenem3. Freilich war das
Armenspital ursprünglich kein eigentliches Krankenspital oder gar Krankenhaus
im modernen Sinne. Zweimal wurde das Spitalgebäude im Gefolge von
Kriegsereignissen zerstört, Anno 1677 in der Vorstadt Neuburg und Anno
1713 in Adelhausen, der Vorstadt Wiehre.

Die Armen von Freiburg haben eine sehr bewegte Geschichte und mit
ihnen das Armenspital. Es war wirklich in mehrfacher Hinsicht ein „armes
Spital"4. Immer wieder hatte es wie der Armenfonds um seine Existenz zu
kämpfen, bis die großen „Stifter ins Krankenhaus" seinen Bestand festigten.

1 H. Schreiber: „Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität" 1857, XIII, S. 217.

2 a. a. O. XIII, S. 150.

3 Poinsignon: Die Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg, 1890, Bd. I, S. VIII.

4 H. Sautier: „Die Philanthropen von Freiburg", 1798, S. 241.

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