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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 116
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0116
Oberfeldarzt sämtlicher Armeen Kaiser Franz IL, war damals der Vertreter
dieses Lehrfaches in Freiburg20.

Über den Geist, der im Krankenspital der alten Sapienz geherrscht haben
mag und Arzt und Patienten verband, gibt die folgende kleine Episode Aufschluß
. Als 1792 der Professor der Medizin und Spitalphysikus Stapavas-
n i g starb und im heutigen Alten Friedhof beigesetzt wurde, beteiligten sich
ungezählte Leute aus allen Ständen; maxime pauperum amare lacrimantium,
meist Arme, die bitterlich weinten, lautet der Eintrag im Nekrolog der Universitätsmatrikel
. Diese kleine Notiz macht kund, wie sehr schon damals
ärztliche Wissenschaft und helfendes Arzttum zusammen gehörten und wie
sehr gerade die Armen diese Segnungen empfanden. In der Grabinschrift
Stapavasnigs ist der Nachwelt das hohe Berufsethos eines Arztes und Lehrers
überliefert, der in allem zugleich Mensch war: „Mit dem besten Kopf das beste
Herz verband, im Wohltun nur sein Glück, sein frühes Ende fand."

II.

Indessen wuchs die Bevölkerung der Stadt. Es gab viele neue Probleme.
Auch die Versorgung der armen Kranken war mit der Hospitalisierung allein
nicht zu lösen. Da entstand eine neue Bindung zwischen der ärztlichen Wissenschaft
und den Armen der Stadt. Erstere nahm sich auch der
Hauskranken an, die fortan bis zur Gegenwart durch
die Universität ärztliche Betreuung finden.

Professor August Jakob Schütz gründete in Freiburg im Jahre 1818 das
erste medizinische Poliklinik um21. „Zum besten der Flohen
Schule sowohl als der hiesigen Armenanstalten" soll es geschehen, wie der
damalige Fakultätsdekan Matthias Eckert an den Freiburger Armenvater
Ferdinand Weiß schrieb. Hervorgegangen war der Gedanke aus der Sorge
um die kranken armen Kinder der Stadt, die ja für sich allein in jener Zeit
noch nicht in das Spital aufgenommen werden konnten. Es war die erste
ambulatorische Kinderklinik in Freiburg, zunächst gedacht für
die Kinder im Waisenhaus und für jene, welche Arznei und Krankenkost von
der Armenkommission erhielten. Doch alsbald zeigte sich die Wichtigkeit einer
solchen poliklinischen Ambulanz auch für die Erwachsenen. Über diese erste
Freiburger Poliklinik lesen wir im Freiburger Wochenblatt vom 28. Oktober
1818: „. . . Das Ganze war mit Krankenaudienz und Krankenbesuch, Ordinationen
, so zweckmäßig und so glücklich angefangen und durchgeführt, daß sich
endlich auch die erwachsenen Kranken aus der Pfründner- und Dürftigen-
klasse überhaupt, sowohl von hier als von auswärts, sehr häufig und zudringlich
dabei einfanden ... Es keimte also aus dieser zwar hauptsächlich gepflogenen
Kinderklinik endlich eine allgemeine ambulatorische Poliklinik auf . . .
von dem Kindbetterkinde an bis in das selbsttätige hohe Alter, jedoch für
Leute, die teils für das akademische Hospital nicht geeignet, teils sich desselben
zu bedienen nicht notgedrungen waren." 51 Jahre, nachdem die Medizinische
Fakultät im Armenspital offiziell Eingang fand, hat sie auch die ärztliche
Versorgung der „dürftigen" Hauskranken übernommen.

20 K. Siebert, a. a. O. S. 53 und 54.

21 E. Th. Nauck: „Der Freiburger Lehrstuhl für Poliklinik" (1845—1913) aus Ber. d. Naturforsch. Ges.
Freiburg, Bd. 41, Heft 2/51, S. 218 ff.

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