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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 157
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0157
Ein keramischer Brauch
im Breisgau des frühen Mittelalters1

Von Robert Lais f

Soviele Menschen auch, eine Landschaft betrachtend durchwandern mögen,
jeder sieht sie anders. Es ist, wie wenn jeder eine Brille trüge, deren Gläser
durch seine Beziehung zu Boden und Gestein, zum Pflanzenwuchs, zur Tierwelt
und zum Menschen besonders gefärbt wären.

Die Landschaft am Oberrhein ist von einem wunderbaren Rhythmus beseelt
. Hier stehen, so wie Inseln aus dem Meer auftauchen, in der weitgedehnten
Ebene einzelne Hügel, niedere, langgestreckte Rücken und ein
ansehnliches Gebirge, der Kaiserstuhl. Hinter ihnen ragt, unübersehbar in
seiner Länge, die gewaltige, reich gegliederte Mauer des Schwarzwaldes auf.

In den Jahren 1938 und 1939 wurde dieses Gebiet von Männern durchstreift
, deren Brillen eine ganz besondere Färbung hatten. Es ist sicher, daß
die Schönheit dieser Landschaft auch sie berührt hat, aber ihre Aufgabe war
es, sie für die Verteidigung im Kriegsfall zu rüsten: sie hatten den Befehl,
den Westwall zu bauen. Da erschienen ihnen die Inselberge des Breisgaus,
die wie Feldwachen vor die gewaltige Feste des Schwarzwaldes da und dort
in die Ebene gestellt waren, als naturgeschaffene Stützpunkte, zu Beobachtung
, Deckung und Verteidigung gleichermaßen geeignet. Zwischen ihnen
aber klafften überall breite Lücken, die besonders gesichert werden mußten.
Wie mögen die Männer, die hier planend standen, es bedauert haben, daß der
fünf Kilometer lange Wall des Tunibergs abbricht, bevor er im Norden den
Kaiserstuhl erreicht, so eine breite Lücke wie ein natürliches Einfallstor freilassend
. Dieser Lücke schenkten sie ihre besondere Aufmerksamkeit.

Was geplant worden war, sah man im Vorfrühling des Jahres 1940. Da
waren Baracken für die Arbeiter gebaut, Feldbahngleise angefahren und ein
Bagger aufgestellt, dessen Eimer sich bald breit und tief in den hellen Kies
der Rheinebene hineinwühlten. Zwischen den Dörfern Merdingen am Tuni-
berg und Ihringen am Kaiserstuhl entstand ein breiter Graben, der sich bald
mit Grundwasser füllte, zur Abwehr der Kampfwagen, die noch nicht für ein
amphibisches Dasein gebaut sind. Man wußte, daß sich hinter dem Graben
ein Wall des ausgebaggerten, unfruchtbaren Kieses anhäufen würde. Darum
wurde von dieser ganzen Acker- und Wiesenfläche die oberste Erde sauber
abgehoben und auf der Seite angehäuft. Mit ihr sollte später die blinkende
Armut des Kieswalles bedeckt und wieder fruchtbar gemacht werden.

An einigen Stellen mußten die Männer, die den guten schwarzen Boden
abzuheben hatten, mit ihren Pickeln und Schaufeln erheblich tiefer schürfen
als sonst. Das hätte ihnen eigentlich schon zu denken geben müssen. Aber sie

Aus dem Nachlaß von Robert Lais 7.11m Druck gebracht durch Elisabeth Schmid.

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