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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 162
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zur Urgeschichte übergetreten ist, die Vermutung ausgesprochen, er könne
aus den dreistreifigen Mergeln des Oligozäns hervorgegangen sein. Sieben
Jahre später hat der Freiburger Geologe Dr. H. Kiefer auf Grund eingehender
Untersuchungen den noch fehlenden Beweis liefern können. Schließlich
fand noch ein Freiburger Buchhändler, K. Zimmer, der das Bedürfnis hat, an
freien Sonntagen seine Lungen in der Natur vom Bücherstaub zu reinigen, im
Kalk des Badlochs eine versteinerte Muschel, die aller Wahrscheinlichkeit
nach oligozänes Alter hat. Seitdem ist es um diesen Kalk vom Badberg ruhig
geworden3.

Der Koppit, eine Verbindung des Kalziums mit dem seltenen Niob, ist
bisher auf der ganzen Erde nur im Kaiserstuhl gefunden worden. Im Kalk
des Badbergs stecken seine winzigen braunen, diamantglänzenden Kristalle
nicht allzu selten.

Wenn es gelang, sie in den Scherben von Merdingen nachzuweisen, dann
war die Kette der Beweise geschlossen. Es wäre allerdings unbillig gewesen,
zu erwarten, daß die Zange bereits einen der ersten zehn Scherben gerade an
der Stelle durchbeißen würde, an der ein solches Kristallenen saß. Aber wenn
ein paar Hundert Scherben angeschnitten und damit eine Gesamtfläche der
Beobachtung zugänglich gemacht war, die vielleicht 100 OOOmal so groß war
wie die eines Koppitkristalls, dann konnte sich dieser der Beobachtung nicht
mehr entziehen. Als 300 solcher kalkhaltiger Scherben untersucht waren, hatte
ich eine ganz schöne Anzahl von Magnetitkörnern und einige Koppite beobachtet
. Die Rechnung war demnach richtig gewesen.

Es hatte also im 12. Jahrhundert irgendwo in der Umgebung des Kaiserstuhls
eine Töpferwerkstatt gegeben, in der es Brauch war, dem Ton zerkleinerten
Kalkspat vom Badberg beizumengen.

Im Kaiserstuhl selbst hatte sie nicht gestanden. Denn einer der Hunderte
von Scherben, die ich untersucht, habe, enthielt ein drei Millimeter großes
Rheingeröllchen. Daraus ergibt sich, daß der Ton irgendwo in der westlichen
Rheinebene gewonnen worden ist; wahrscheinlich war er ein durch Verwitterung
entkalkter Rheinschlick.

An einem Frühlingstag des Jahres 1942, als diese Untersuchungen bereits
dem Abschluß nahe waren, brachte — man kann sagen, gerade zur rechten
Zeit — Herr Ingenieur Wangart einen kreisrund abgeschliffenen und durchbohrten
Scherben, offenbar einen alten Spinnwirtel. Er hatte ihn zusammen
mit bandkeramischen Schuhleistenkeilen, Feuersteinsachen und Scherben am
Ostabhang des Tunibergs bei Opfingen auf einem Lößacker aufgelesen, den
er, wenn die umgeackerten Schollen ausgefroren und abgeregnet sind, regelmäßig
nach urgeschichtlichen Funden absucht4. Der Ton des Spinnwirteis sah
ganz anders aus, als der der bandkeramischen Scherben, durchaus mittelalterlich
. Llerr Wangart hatte dieses Stück zwar mit der Gewissenhaftigkeit,
ohne die ein Ingenieur nicht denkbar ist, aufbewahrt, aber doch ganz ohne
besondere Wertschätzung, genau so, wie man an einer Fundstelle steinzeitlicher
Feuersteingeräte und Abfallstücke einen der honiggelben Flintsteine
aufliest, die der Bauer noch vor 100 Jahren mit Stahl und Zunder zum Feuer-
schlagen in der Tasche trug. Zwei Monate zuvor hätte ich diesen behelfs-

3 Die neuesten Forschungsergebnisse Uber den Badberg erscheinen in den Erläuterungen zur Geologischen
Karte des Kaiserstuhls, herausgegeben vom Geologischen Landesamt zur Tagung der Deutschen
Geologischen Gesellschaft im September 1957.

4 A. Wangart: Eine bandkeramische Siedlung bei Opfingen (Landkr. Freiburg). Bad. Fundber. 17, 1941—47.

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