Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 165
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gewinnen, während gleichzeitig in Werkstätten anderer Gebiete entweder
ein Ton verarbeitet wurde, der von Natur hinreichend mager war oder der
mit natürlichem Sand gemagert wurde.

Es war jetzt möglich geworden, aus den bei Merdingen, Hochstetten und
Mengen gefundenen Gefäßen oder Scherben mit aller Bestimmtheit die auszusondern
, die in einer in diesem Gebiet liegenden Werkstatt hergestellt
waren. Nun konnten auch noch andere Zusammenhänge aufgedeckt werden.

Als die Merdinger Scherben auf ihre Magerung untersucht wurden, stellte
es sich bald heraus, daß alle Besen- oder Kammstrich oder eingetiefte Wellenlinien
tragenden Gefäße ausnahmslos Kalkspat enthielten. Die mit Quarz
gemagerten dagegen sind fast durchweg völlig glatt. Auch für die Scherben
und Gefäße von Hochstetten und Mengen ergaben sich klare Beziehungen
zwischen der Art des Tons und den Verzierungen. Natürlich ist es nicht so,
daß sich gewisse Verzierungsarten nur an dem mit Kalk gemagerten Ton,
andere nur auf quarzhaltigen hätten anbringen lassen. Was hier erkennbar
wird, sind zwei Arten von Werkstätten: die den Wandlungen der Verzierungsweise
zugänglichen fremden und die kalkverarbeitenden einheimischen, in
denen an einer in alamannisch-fränkischer Zeit üblich gewordenen Verzierungsart
unentwegt festgehalten wurde7.

Ersteigen wir die Höhe des Tunibergs bei Merdingen, so sehen wir im
Westen die Türme des Breisacher Münsters über die grauen Dächer der Stadt
aufragen. Sein Bild ruft uns andere romanische Bauten, Kirchen vor allem,
in die Erinnerung zurück, und damit wird auch das Wissen großartiger Schöpfungen
der Baukunst und Bildhauerei, der Malerei auf Kirchenwänden und
Pergamenten, der Arbeiten der Elfenbeinplastik und Goldschmiedekunst
lebendig. Ganz in der Nähe aber lag auch, am Fuß des Berges, in jener Zeit
das kleine Dorf mit den armseligen Hütten, von dem uns nicht einmal der
Name überliefert ist.

Vom Bauerntum der ganzen romanischen Zeit wissen wir so gut wie nichts.
Von seinen Siedlungen haben erst ganz wenige gefunden und erforscht werden
können. Was da der Boden hergegeben hat, ist mehr als dürftig: ein paar
Tonscherben, wenige Eisensachen und von anderem fast nichts. Alles Holzgerät
ist längst vergangen, von den Pfosten der Häuser und Zäune ist nichts
als eine dunkle Verfärbung der Erde übrig geblieben. Hier ist das Mittelalter
wirklich finster.

Jetzt aber wird, wie wenn der schmale Lichtkegel eines Scheinwerfers in
nächtliches Dunkel leuchtet, aus dem handwerklichen Schaffen der Dörfer
wenigstens einiges sichtbar.

Aus den Gräberfeldern der merowingischen Zeit wissen wir, daß neben
den Arbeiten der Waffen-, Gold- und Silberschmiede, der Holzschnitzer und
Drechsler, der Edelsteinschleifer und Glasmacher auch die Erzeugnisse der
Plafner in Ehren bestehen konnten. Auf flinker Scheibe formten sich unter
ihren Händen die Tonklumpen zu schönen Töpfen und Krügen: mit sorgfältig
gelenktem Feuer gaben sie ihnen im Ofen die klingende Härte und das matte
Schwarz, das von Riefen und Wellenlinien fein belebt wurde. Neben den
zünftigen Meistern arbeiteten abseits der Märkte andere, weniger geschickte
und geübte Hände in einer Art, die nicht anders als urgeschichtlich genannt

1 Einzelheiten zu den Analysen der Merdinger Scherben stehen in dem soeben erscheinenden Aufsatz von
Robert Lais: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Landkreis
Freiburg) in Bad. Fundber. 21, 1957.

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