Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 167
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0167
Freiburger Werke aus Bergkristall

Kristallschliff der Spätgotik und in den Jahrzehnten um 1600

Von A n t o n L e g n e r

Über den Freiburger Bergkristallschliff des Mittelalters ist viel vermutet
worden. Ob es ihn überhaupt gegeben hat, blieb bisher unbewiesen. Der
Bergkristallschliff des vorderösterreichischen Freiburg um die Zeit Kaiser
Rudolf II. wurde hingegen kaum erwähnt. Der 1954 vom Augustinermuseum
in Freiburg aas Pariser Kunsthandel erworbene Kristallpokal (Abb. I)1 ist
Anlaß genug, nach der Stellung des Freiburger Kristallschliffs in dieser kunstgewerblich
so sehr ausgeprägten Zeit zu fragen.

Yor allem ist folgendes zu beantworten: Sind manche der von Freiburger
Goldschmieden gefaßten Bergkristalle nicht gar schon älterer Herkunft, hat
also unser Bergkristallpokal um 1600 lediglich eine Neufassung erhalten?
Wenn der Kristall aber erst um diese Zeit in der Freiburger Schleifmühle
seine Form erhielt, wie war dann deren Bedeutung, deren künstlerische! Rang
und deren Stellung, deren Wirkungsbereich? Und aus welcher Tradition kommen
die Freiburger Kristallschleifer?

Der Kristallpokal ist als kunstgewerbliches Gebrauchs- und Zierstück ein
Ganzes. Doch es schufen ihn verschiedene Kunsthandwerker: die Steinbearbeiter
und der Goldschmied. Der Goldschmied prägt sein Meisterzeichen
der Fassung ein. Seit der Einführung der Beschau kommt die Beschaumarke
hinzu2. Der Entstehungsort der Fassung ist also gegeben. Aber der Kristall
trägt keine Zeichen. Von der Fassung allein auf den Entstehungsort des Stein-
schliffs zu schließen, bleibt Hypothese. So muß, um Erzeugnisse der Freiburger
Kristallmühlen zu erkennen, nach der Werk und Werk verbindenden
Art der Steinbearbeitung nach einem gewissen „Stil" des Freiburger
Kristallschliffs — gesucht werden.

Der Freiburger Pokal besteht nicht aus eine m großen Kristall wie jene
der Herkunft nach höchst problematischen mittelalterlichen Monolithgefäße8
oder wie manche der kunstvollen italienischen Gebilde des Cinquecento4.
Gerade die Aufeinandersetzung verschieden großer und verschieden geformter
Bergkristalle ist das Bezeichnende: ein flachkugeliger Fuß, ein dreiteiliger
Stiel, ein großer Kelch, ein flacher Deckel und ein Knauf. Der Kristall ist

1 Inv.-Nr._K 53/7 — Abgebildet: H. Gombert, Schätze im Augustinermuseum. — Herrn Prof. Dr. W. Noack
danke ich für wesentliche Hinweise, der Direktion des Augustinermuseums für Überlassung des
Karteimaterials.

2 Die erste urkundliche Erwähnung des Freiburger Beschauzeichens in der Ordnung von 1524. Das erste
bekannte Beschauzeichen trägt das Universitätsszepter von Freiburg, datiert 1466 (Rs Nr. 2121).

3 Die Literatur zu den abwechselnd für den Orient und Burgund, Prag und Freiburg in Anspruch genommenen
Monolithgefäfie vollständig verzeichnet im RDK Stichwort Bergkristall, bearbeitet von
H. Wentzel. — Wentzel lokalisiert sie a. a. O. und in der Zeitschrift für Kunstgeschichte 8, 1959, S. 281 ff.
im sizilisch-normannischen Kunstkreis.

4 Ernst Kris, Meister und Meisterwerke der Steinschneidekunst in der italienischen Renaissance, Wien 1929.

167


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0167