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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 178
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0178
1633 Der Gemahlin des Rheingrafen Otto Ludwig wird aus den Freiburger
Schleifereien Granatengeschmeide und Kristallgeschirr geschenkt33
.

* * *

Aus Vorliegendem ergibt sich, daß in den Jahrzehnten vor und nach 1600
in Freiburg und Waldkirch viel von Bergkristall gesprochen wird, daß neben
den Borern und Balierern, die Steine durchbohrt und geschliffen, Llohl-
werker kunstvolle Gefäße und Geschirre aus Bergkristall hergestellt haben.
Einmal wird erwähnt, daß die Geschirre in mailändischer Art gemacht sind.
Dies ist besonders festzuhalten.

Daneben war der Granatschliff in Freiburg von höchster Bedeutung.
1601 wurde der Bruderschaft das Privileg von Kaiser Rudolf II. gewährt,
böhmische Granaten dürften n u r nach Freiburg und Waldkirch verkauft
werden34. Im gleichen Jahre berief Rudolf II. zwei Polierer und sechs Lehrjungen
nach Prag35. Ebenso hat der Kaiser 1603 Erzherzog Maximilian ersucht
, er möge verfügen, daß Johann Molventer, Bürger und Siegel- und
Wappensteinschneider zu Freiburg, . . . sobald als möglich an den kaiserlichen
Flof komme, da er ihn zu sonderbaren kunstsachen benötige30.
1605 erwähnt Molventer in einem Schreiben an Kaiser Rudolf diese sonderbaren
Kunstsachen: die instrumenta und das vertraut diamantisch geschirr37.
Andererseits hat Rudolf Matthias Krätsch, den ersten Edelsteinschneider des
kaiserlichen Flofes, nach Badenweiler gesandt, um den dort „wachsenden
seltzamen Stainen weiter nachzusuchen"38. Der Kristallschneider Deck wendet
sich mit seiner Bitte ebenfalls an den Kaiser und beruft sich auf ein entsprechendes
Privileg, das König Ferdinand I. dem Hanns Scher verliehen
hatte39. Die Beziehungen der Freiburger Bruderschaft zum Prager Hof
Rudolf II. sind daher gegeben, zu Böhmen überdies ganz allgemein durch den
Granatenhandel. Noch 1669 wird mit dem Fürsten von Lobkowitz ein Vertrag
geschlossen, alle rohen Granaten von Zichowitz ausschließlich der Bruderschaft
zu liefern, da im allgemeinen immer Wege gefunden werden, das Privileg
von 1601 zu umgehen40.

In unseren Blickpunkt tritt also der Prager Hof Rudolf IL Dort hatte sich
ein eigener Stil durch die Heranziehung verschiedenster Künstler verschiedenster
Kunstarten herausgebildet, der rudolfinische Stil, wie wir sagen. Die

33 O. v. Eisengrein, Die Granatenschlciferei im Breisgau, Schauinsland 5, 1878, S. 30. — Herrn Dir. Dr.
W. Fleischhauer danke ich folgende Hinweise, die seinem vor der Drucklegung befindlichen Buch
..Barock im Herzogtum Württemberg" entnommen sind: Im Nachlaß des 1674—1677 regierenden Herzogs
Wilhelm Ludwig von Württemberg werden unter den Stammkleinodien „Freiburgische Gläser" aufgeführt
, darunter eine Gießkanne und eine ganze Anzahl nicht näher bezeichneter Schalen; ferner besaß
der Herzog einen Kristallkronleuchter, der 800 fl. wert war, also außerordentlich teuer, vermutlich der
1665 66 in Durlach abgeholte Leuchter. Diese Herkunft dürfte auch auf das Markgräflerland weisen.
Endlich ließ der Markgraf von Baden-Durlach 1659 für Herzog Eberhard III. von Württemberg für
dessen Kabinett ein „kunstreiches christallinen Trinckhgeschirr" anfertigen.

34 Freiburger Stadtarchiv Borer und Balierer. Supplikation der V. O. Landstände an Kaiserin Maria
Theresia vom 16. 5. 1754.

Gothein a. a. O. S. 575. — Trimborn, Ein Beitrag zur österreichischen merkantilistischen Gewerbepolitik
am Beispiel der Bruderschaft der Borer und Balierer zu Freiburg und Waldkirch, Diss. Köln
1940, S. 25.

35 Freiburger Stadtarchiv Borer und Balierer. Schreiben an die Repräsentationskammer in Konstanz vom
24. 7. 1755. — Trimborn a. a. O. S. 24.

36 Wiener Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen 17, 1896, Reg. des Statthalterei-Archivs Innsbruck
Nr. 14 544.

37 Wiener Jahrbuch a. a. O. Nr. 14 580.

38 Hans Rott, Kunst und Künstler am Baden-Durlaclier Hof bis zur Gründung Karlsruhes, Karlsruhe 1917,
S. 121.

39 Wiener Jahrbuch 19, Reg. Nr. 16 995.

40 Gothein a. a. O. S. 580.

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