Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 185
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0185
Werkes zwischen den Kostbarkeiten des gotischen burgundischen Hofes und
der Kristallpokale in Freiburg spräche. Aber erwiesen ist dies nicht, wiewohl
man die formale Verwandtschaft mit dem Säckinger Becher57 und den Abstand
beider von etwa dem gezeichneten Mainzer Pokal in Betracht ziehen muß.

Sehr in die Nähe des Baden-Badener Bechers ist vom Kristallschliff her
ein Doppelpokal im Kunsthistorischen Museum Wien (Abb. 13)58 zu setzen.
Man hat bemerkt, die untere, spätgotische Schale wäre ursprünglich für
andere Verwendung bestimmt gewesen59, die andere wäre eine jüngere Nachbildung
der älteren. So mag eine schon vorhandene Schale für den Doppelpokal
benutzt worden sein, alle anderen Kristallteile aber entstanden erst,
bevor der Goldschmied sie zum Pokal vereinte (im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts
), doch völlig in der Tradition des spätgotischen Schliffs. In der Abfolge
der Badener Scheuer, des Wiener Werkes und des Stuttgarter Pokals
wird die Herausbildung der Gefäße des späteren 16. Jahrhunderts (reduziert
man den Vergleich auf Fuß und Stiel, um nur motivisch ganz Entsprechendes
heranzuziehen) aus der gotischen Tradition schrittweise ablesbar.

Ob nun gerade diese Werke selbst für unsere späteren wegweisend
wurden (das würde ihren engen Zusammenhang mit Freiburg bedeuten) oder
ob sie mit ihrem besonderen Schliff und ihrem Typus rein genetisch und örtlich
unabhängig zu den Freiburger Erzeugnissen in Beziehung stehen, soll
hier nicht entschieden werden, weil es „untunlich ist, die Lokalisierung ähnlicher
Gebrauchsformen in Bergkristall zu versuchen"00.

Aber Freiburger Kristallarbeiten des früheren 17. Jahrhunderts müssen
beachtet werden, die letztlich alle noch auf spätgotischem Kristallschliff beruhen
. So läßt sich für das 17. Jahrhundert die Bienenwabenfacettierung in
Freiburg an einer ganzen Reihe bisher unbeachteter Kristallwerke nachweisen
: Es sind die Kristallkreuze und -leuchter im Freiburger Münsterschatz
. Sie erweitern zusehends unsere Kenntnis von der Art der Freiburger
Kristallschleiferei. Ihr komplizierter Schliff hat ganz bestimmte Eigenheiten,
die in den Werken untereinander etwas wie einen Stil ergeben.

Das Altarkreuz aus Kristall ist ein Typus, der bis ins 13. Jahrhundert
zurückverfolgbar ist und seither beibehalten wurde: eine Reihung von
Kristallplatten, im Umriß mehr oder weniger bewegt geschnitten, auf ein mit
Pergament umwickeltes Drahtkreuz, die Balkenenden betont, und die unteren
Kristallteile des Kreuzfußes entgegen den flachen Platten in voluminösen
Gebilden, deren Form, Schliff und Aufbau den Kristalleuchtern genau entspricht01
.

Eines dieser Leuchterpaare im Münsterschatz hat viel Gemeinsames mit
dem Pokal des Augustinermuseums (Abb. 14). Acht Kristalle sind aufgefädelt
auf einem umwickelten Draht. Der Montierung bleibt sehr weiter Spielraum
an Fuß und Kopf, außen sind die Kristalle untereinander durch kleinere
Montier ungen verbunden. Die flache Kristallhalbkugel zuunterst der Kristalle
ruht ihrerseits schon auf einem stark profilierten runden Unterbau, dessen
konvexe Wölbung mit einem sehr plastisch ausgeführten Ornament besetzt

57 Mittelalterliche Goldschniiedekunst a. a. O. Nr. 60.

5S Ernst Kris, Goldschmiedearbeiten des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks im Kunsthistorischen
Museum in Wien I, Wien 1932, Nr. 32.
50 Kris a. a. O.

00 Kris a. a. O.

01 Zum Typus des Altarkreuzes und -leuchters aus Kristall: Pazaurek a.a.O. S. 148 f. — RDK Bcrc-
kristall VIb.

Joseph Braun, Das christliche Altargerät, München 1932, S. 475, 477 f. und 504 f.

185


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0185