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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 192
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Freiburger Schleifereien. Es sind ja stets geometrische, prismatische Formen,
halbkreisförmige oder polygonale Körper, Kugeln, Zylinder usw., in denen
Freibarger Kristallteile gebildet und abermals mit geometrischem Schliff versehen
werden.

Nach solcher Vorstellung von Freiburger Kristallschliff wird man vor
allem Gebrauchsgegenständen ein weites Feld innerhalb der Freiburger Produktion
einräumen und sie auch an der Herstellung der mehrgliedrigen
facettierten Kristallbestecke teilhaben lassen. Lediglich um Beispiele zu
nennen, nicht um sie als freiburgisch auszugeben, sei ein Löffel im Museum
für Kunst und Gewerbe in Hamburg angeführt"9 oder das schöne Besteck im
Amsterdamer Rijksmuseum (Abb. 19).

Nun ist nicht unwichtig, daß auch die Löffel ihre nächste Parallele im
gotischen Kunstgewerbe Burgunds haben. Wir erwähnen jene des Germanischen
Nationalmuseums und des Wiener Kunsthistorischen Museums70.
Wie die Verbindung des Kristalls mit farbig emaillierter Fassung das eigentliche
Merkmal der burgundischen Kristallwerke ist, so darf die Montierung
vierteiliger Kristalle in Silbervergoldung als ein Kennzeichen Freiburger
Werke angesehen werden. Oder vorsichtiger formuliert: die Freiburger
Schleifer lieferten ihre verschiedengestaltigen, kleineren und größeren, aber
für e i n Werk immer mehrzahligen Kristalle an Goldschmiede im H i n -
blick auf Montierung.

Aber all dies, was bisher von Freiburger Kristall ausgebreitet wurde, war
im Grunde konservativ, verhaftet in der gotischen Tradition, handwerklich, im
Vergleich zu den großen Leistungen der italienischen Spätrenaissance vollkommen
altertümlich. Aber dieses Konservative war auch wieder das dem
deutschen Kristallschliff Wesensgemäße und Eigenständige, war keine Übernahme
fremden Gutes, sondern aus e'gener Tradition in der Werkstatt handwerklich
und kunstgewerblich Erwachsenes. In der Her Vorkehrung der
reinen Materialwirkung, des einfach Zweckhaften eines Gefäßes, Leuchters
oder Löffels, ohne große Dekoration, unverziert von Schnitt, allein durch den
Schliff materialgerecht ein Muster erhaltend, sind diese Kristallwerke ein
gewichtiges Gegenwort zu den großen, aufs raffinierteste gestalteten Gebilden
aus Kristall im italienischen Bereich und auf den deutschen Fürstenhöfen.

* * *

Bisher wurde allein vom Kristallschliff gesprochen. Aber 1625 hat der
Goldschmied Johann Georg Amsler dem Erzherzog Leopold „4 christallinen
geschirrlin, von m ailändischer art" gemacht, übergeben, und der in
Freiburg entstandene Stuttgarter Kristallpokal weist eine sehr ausgeprägte
Steinschnittverzierung auf. Dies beides mag die Frage einleiten, ob es Kristallgefäße
gibt, die den Freiburger Werkstätten zugeteilt werden können.

Der Wortlaut des Amslerschen Schreibens71 läßt keinen Zweifel zu, daß
es sich um Kristallgeschirr gehandelt hat, wobei der Goldschmied selbst auch
Hohlwerker sein konnte, da zwei seiner Geschirrlin ohne Goldmontierung
geliefert wurden. Aber wesentlich ist der Hinweis auf mailändische Art.
Mailändische Art, das waren reiche und vielgestaltige Formen, mit kompliziertestem
Steinschnitt versehen, aus einem einzigen Kristallblock herausgearbeitet
, technisch, formal und künstlerisch gerade der Gegensatz zu dem,

G9 RDK Stichwort Bergkristall, Abb. 23.
7 0 Kohlliaussen a. a. O. S. 164 f.

71 Wiener Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen 17, Reg. 15 116.

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