Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 204
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Luterisclien faculteten Straßburg und Baßl gelegn, hierunter starckh leiden,
und periclitiern derffte"28, zumal „die Preißgeuischen landen mit den Margraf
Turlachischen Wirtembergischen Schweizerischen angrenzenden ortlien vermischt
, und tegliche gefahrn der einreissenden widrigen religion bei nit vor-
handnen wachtsamen Seelsorgern (welche sonst bei den universiteten in der
lehr erzogen werden) zubesorgen, massen dann auch in verschidnen orthen
die Catholische pfarrer mit denen predicanten in ainer khürch circa officio
animarum pro cuiusque religione alterniern"20. Wie wichtig deshalb die Ausbildung
von Geistlichen war, damit möglichst bald „die durch die khriegs jar
erödete gotßheiser mit subiecten widerumben besezt"23 werden konnten, mag
man daraus ersehen, daß sich im Jahre 1657 „daraussen hey 400 curae animarum
ex defectu studiorum et sacerdotum ledig und unersezt"29 befanden.

Daneben war es dem Landesherren ein besonderes Anliegen, an einer
eigenen Universität „guete subiecta" für den Staatsdienst heranbilden zu
können, „massen man ... in dem Römischen Reich täglich A^or äugen siehet,
das auch fürsten und stendt bevorab bei den uncatholischen, so bei weitem"
mit dem habsburgisch-österreichischen Erzhaus „nit zuvergleichen, universiteten
gestüfft, selbe miglichist in gueten esse conserviern, und hierdurch ieder-
zeit bei iren höfen in ieder facultet taugliche subiecta der geniege nach zugegen
haben, in massen solches die erfahrenheit bei den reichstagen und andern
offnen conventen an den tag gibt"20.

Auch wirtschaftliche Erwägungen ließen dem Erzherzog die Erhaltung der
Albertina angelegen sein. Denn was im Falle ihres Unterganges seinen vorderösterreichischen
Landen „für gefahr und schaden zuwaxen khöndte, ist ans
deme abzunehmen, weiln durch ersagte universitet zu Freyburg ain ansehenlich
gelt ins landt gebracht, die mercantien, zöll und umbgelt vermehrt werden,
auch der landtmann gelegenhait hat, das seinige umb sovil fuegsamer zu versilbern
, und folgents desto leichter die schuldige contributiones neben andern
oblagen und beschwerden abzurichten"28 wären.

Und schließlich sah sich der Landesfürst zur Unterstützung und Förderung
seiner Freiburger Alma mater genötigt, weil er fürchtete, Frankreich könne
zu Ensisheim eine neue, französische Universität stiften, sobald nur die Albertina
im österreichischen Breisgau ihre Tore schlösse, womit „Franckhreich die
erwintschte glegenhait erhielte, der höher und niderstandts persohnen, welche
zu Enßißhaimb frequentiern würden, gemieter nach und nach Zugewinnen,
und an sich zuziehen, und entlich darmit das ienige zu effectuiern, was" es
„schon lang gesuecht, und doch nie zu werckh bringen mögen"28.

Mit anderen Worten: der Erzherzog wollte durch die Sicherung des Fortbestandes
der Albertina verhindern, daß es der französischen Krone gelänge,
das Elsaß auch innerlich zu gewinnen, denn damals — wenige Jahre nach dem
Münsterischen Friedensvertrag — bestand auf Seiten der Habsburger noch der
unbedingte Wunsch und die sichere Hoffnung, die bei dem Westfälischen Friedensschluß
an Frankreich abgetretenen elsässischen Besitzungen, die jahrhundertelang
zum habsburgischen Patrimonialgut gehört hatten und von
denen „man nicht mit Unrecht" bemerkte, „sie seien einem halben Königreiche
gleich"30, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder zurückzugewinnen.
Dieser Gesichtspunkt bei der landesfürstlichen Unterstützung der Albertina

28 Innsbruck, An Fr. Dt. 1664, Lib. 83, S. 500.

29 Innsbruck, An Fr. Dt. 1657/58, Lib. 77, S. 519; vgl. auch: An Fr. Dt. 1656, Lib. 76, S. 575.

30 Leopold von Ranke, Französische Geschichte, XI, 179.

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