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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 219
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Zuruf aus dem Zuschauerraum durch eine sofort extemporierte Zwischen frage
zu beantworten weiß; sein Organ, das mit der Kraft des Reklamerufers eine
plastische Schmiegsamkeit ohnegleichen verbindet; sein Tonfall, der auch das
Platteste noch urwüchsig erscheinen läßt — das sind alles Eigenschaften, die ihn
zum Schöpfer und Leiter eines solchen Unternehmens geradezu prädestinieren13
." Und Franz Schneller bestätigte mit vielen anderen Kritikern 1925 im
„Freiburger Figaro" diese Feststellungen: „. . . alles ist echt und schön und erfreulich
. Was Schuck dekorativ leistet, steht der Qualität nach auf einer Stufe
mit den Zeichnungen etwa eines Kreidolf . . . Wie bei allem, was in den Bereich
der Kunst gehört, zeigt es sich auch hier, daß die alten Formen und Einrichtungen
oft überraschend wieder aufleben, wenn ein ganzer Kerl sie anpackt und
mit dem Reiz seiner eigenen Persönlichkeit erfüllt . . .14."

Obwohl nun Poccis Stücke bei allen Aufführungen ihre Rolle weiter spielten
, wird doch aus der oben gegebenen Aufstellung auch deutlich, wie sich
andere Stücke neben und vor sie schoben. Vor allem die Kasperldramen des
Dichters Alexander Pepusch haben den Stücken des alten Marionetten-Grafen
Pocci bei den Freiburgern scharfe Konkurrenz gemacht. Das, was man mit
Fug und Recht die sich immer mehr verdichtende Freiburger Kasperl-Atmo-
sphäre nennen kann, eine Atmosphäre, die ein immer größeres und begeisterteres
Publikum von Kindern und Erwachsenen, jung und alt, Universitätsprofessoren
und Olympiasiegerinnen alljährlich um die Weihnachtszeit im
Realgymnasium vor dem Schückschen Theater zu einer Kleinkunstgemeinde
zusammenschloß, hat seine Heimat gerade in diesen Stücken Pepuschs. Zur
Uraufführung des „Zirkus" erschien er sogar selber: eine wohlgebildete
Puppe mit melancholisch-vergeistigten Poetenaugen. Auch dem Uneingeweihten
mochten damals schon Zweifel an der Identität dieses Verfassers kommen
— wer war er in Wirklichkeit? Dem, der wie Schuck in der Literatur des
Phantastischen und der Romantik zu Hause war, kamen E. Th. A. Hoffmann-
Assoziationen. Denn ein Herr Pepusch kommt ja in Hoffmanns Märchen
„Meister Floh" vor, jener „gewesene Jenenser", der zugleich die „Distel
Zeherit" ist, und dem mit Peregrinus Tyss zusammen allerlei seltsame Abenteuer
zustoßen - - kein Dichter allerdings, aber doch eine Gestalt aus einem
überaus dichterischen Kunstmärchen. Es paßte zu Schücks Liebe zur Mystifikation
und Eulenspiegelei, daß er sich selber seit 1919 als der tatsächliche Verfasser
seiner besten Kasperlstücke hinter diesem phantastischen Pseudonym
verbarg. Im folgenden ist darum von Schücks eigenen Kasperldramen zu
sprechen. Sie besonders runden das Bild dieses Mannes ab, der aus seiner
Puppenbühne ein kleines bescheidenes Gesamtkunstwerk eigenster Prägung
zu machen verstand, in dem schließlich auf den Höhepunkten seiner Entwicklung
von der literarischen Grundlage bis zur stilreinen Gestaltung der Figuren,
Kostüme und Dekorationen alles aus einem Guß war, weil es von einem
einzigen Urheber stammte.

A

Was den Reiz dieser Pepusch-Schückschen Stücke ausmacht, läßt sich freilich
nur schwer analysieren, nicht zuletzt, weil ein Kasperldrama sein volles Leben
ja erst in der Aufführung erhält. Wenn die Schückschen Spiele auch nicht die

13 Otto Hoerth, Studien zum Pocci-Puppentheater der Freien Kunstvereinigung, Freiburger Tagblait,
3. 2. 1914. Vgl. derselbe, Studien zu Schücks Pocci-Puppenspielen, Breisgauer Zeitung, 30. 12. 1920.

1-4 Puppenspiele, in: Der Freiburger Figaro, 1923, H. 1, S. 23. — Vgl. auch vom Verfasser dieses Aufsatzes:
Fünfundzwanzig Jahre Kaspert Larifari, Ekkhart-Jahrbuch der Badischen Heimat, 1937, S. 127—133.

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