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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 224
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dem ersten Weltkrieg veränderte sich besonders die Gestaltung der Figurenköpfe
und der Szenenbilder immer mehr zugunsten konsequenter Stilisierung.
An Stelle der Hartmasse, aus der die frühen Figurenköpfe gepreßt waren und
die nur weiche Umrisse möglich machte, trat nun das geschnitzte Holz. So
wurden die Profile kantiger und phantastischer; unerwartete Überschneidungen
waren nun möglich; in vielen Fällen war der Einfluß des Expressionismus
und besonders auch exotischer Holzskulpturen und Masken unverkennbar
(Abb. 6, 7). In ähnlicher Weise vereinfachten sich die Dekorationen; das
Dekorative überwog; die Farbgebung wurde immer kühner, das Puppenstubenhafte
der Innenräume wurde aufgegeben und Lichteffekte verlebendigten
das kleine Bühnenbild. So gewannen Puppen und Szenerie beträchtlich
an Fernwirkung (obwohl Schück nach wie vor nur in relativ kleinen Sälen
spielte). Wie sehr Schück, der Bühne und Film überaus offen war, an diesen
Dingen gearbeitet hat, wie stark er besonders unter dem Einfluß des Frankfurter
Bühnenbildners Ludwig Sievert stand, wie interessiert er aber auch
Anregungen etwa der Dessauer Bauhausbühne aufgriff, vermögen vielleicht
am besten die zu ermessen, die seinen Zeichenunterricht besuchten. Was Schück
hier seinen Schülern nahebrachte, war das Verstehen für zeitgenössische
Kunst, aber auch die Fähigkeit, solche Erfahrungen selber anzuwenden und
auszuwerten. So wurden Bühnenmodelle gebaut, Kasperlköpfe und Masken
entworfen und Dekorationsentwürfe versucht (in der Spielzeit 1938/39 malten
Schlicks Schüler den ganzen Zeichensaal des Realgymnasiums, in dem die
Aufführungen jeweils stattfanden, in freier Ornamentik aus). Das Handpuppentheater
war für seinen Schöpfer nichts, was neben seinem Beruf herging
- - es gehörte zu ihm, ergänzte ihn und empfing von ihm immer neue
Anregungen.

So ist es auch nicht erstaunlich, daß aus Schlicks Schülerkreis eine aus
Schülern und Studenten zusammengesetzte eigene Handpuppenbühne hervorging
, die 1924 gegründete „Freiburger Kasperlbühne". Sie hat sich auf großen
Fahrten in Süddeutschland und bis nach Ungarn hinein einen Namen gemacht,
nach ihrer Übernahme 1933 in die politische Jugend des damaligen Deutschland
freilich rasch an Elan verloren und dann ihre Tätigkeit eingestellt, ist aber nach
dem zweiten Weltkrieg nochmals in neuer Form als Spielgruppe des Oberpostinspektors
Ernst Reichmann, ihres Leiters von Anfang an, viel durch Süddeutschland
und einmal sogar bis nach England gekommen.

Beim Ausbruch des zweiten Weltkriegs schloß das Schücksche Theater seine
Tore. Hunderte von Puppen und vier Theater, die nacheinander in immer
besserer technischer Ausstattung entstanden waren15, warteten mit ihrem Meister
auf eine neue Spielzeit. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Nachkriegs
, später der Tod von Liesel Schück, haben es nicht mehr dazu kommen
lassen. Im Freundeskreis wurde allerdings noch gespielt, und ganz zuletzt hat
Schück nochmals energisch und mit der ihm eigenen Vitalität auf eine letzte
Vorstellung von „Kasperl im Orient" hingearbeitet. Sie sollte auf einem neuen,
bereits fertiggestellten Theater und mit großenteils neuen Puppen, die während
der Kriegs- und Nachkriegsjahre entstanden waren, für einen geladenen Freun-

15 Zur technischen Anlage des Schiickschen Theaters vgl. Theodor Schück, Der Bau der Handpuppenbühne
, in der Zeitschrift „Der Puppenspieler", Bd. I, 1931, S. 126 ff.

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