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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0065
dienst eines zugewanderten f remdenPro-
testanten, des Dichter-Professors Johann
Georg Jacobi. Die sanfte „Aufklärung
des Gemüts und Herzens", die er
biingt, indem er den Damen statt des
Breviers den Musenalmanach in die Hand
drückt, ist der geistig-sozialen Situation
und der jovial-gemütvollen Art des
Breisgauers gemäß und läßt ihn schnell
zum Mittelpunkt eines schöngeistigen
Kreises in Freiburg und am Musensitz
des Johanniterkanzlers v. Ittner in Hei-
tersheim werden. Über dem Anachronismus
, daß dieser Mann jahrzehntelang
als würdiger Repräsentant einer Dich-
tung gefeiert wird, die „draußen" vom
Sturm und Drang zu Klassik und Romantik
fortschreitet, wird man nicht
vergessen dürfen, daß er den Breisgau,
der sich einem Lessing und Klopstock
wie dem Dichter der „Räuber" verschloß,
mit der neuen Kultur des protestantischen
Deutschland in Verbindung gebracht
hat.

Abb. 8 Johann Georg Jacobi

E. Breitenstein fec. 1800

Am kulturellen Verkehrsnetz der
Oberrheinlande hat auch der Adel mitgewebt
. Plier wird das Reichserbe an Gütern, Rechten, Würden, in Ritterschaften
, Ritterorden, Ritterdörfern vielfältig die beiden Ufer des Stromes
verbindend, wie für die Baukunst, so für die Dichtung wirksam. Wie die
ßrcisgauer ihren Jacobi haben, so sind die elsässischen Namen Türckheim.
Waldner, Berkheim mit dem Leben der Goethe, Lenz, Pfeffel verbunden.
Wenn Jacobi seinen blinden Dichterfreund Pfeffel in Kolmar besucht, findet
er auch ihn inmitten eines Kreises adeliger Gönner und Damen.

Zugleich weisen die beiden Dichternamen auf eine zweite sozial und geistes-
geschichtlich bedeutsame Querverbindung hin, die sich mit der adeligen verknüpft
und auch die Markgrafschaft einbezieht. Pfeffel ist wie Jacobi Pfarrerenkel
. Sein Großvater, von Augsburg stammend, hatte die Gemeinde auf
dem Wöpplinsberge und im zugehörigen Mundingen betreut. Ein Sohn, des
Dichters Vater, wurde Stadtmeister in Kolmar, dessen Erstgeborener hoher
französischer Beamter und geadelt. Von diesen Pfeffels führen die Fäden der
Versippung einerseits ins Badische, zum Oberlinfreunde Kirchenrat Sander
in Köndringen xmd seinem als Professor und Prediger in Karlsruhe wirkenden
Sohn, dem nahen Freunde Hebels, andererseits ins Elsaß zu den adeligen
Dietrichs. Deren Name wiederum führt uns zu einem zweiten charakteristischen
Beispiel, der Sesenheimer Pfarrersfamilie Brion. Der jüngere Brion wird
vom Schloß- und Erbherrn Friedrich v. Dietrich, dem späteren ersten Maire
von Straßburg, als Pfarrer in Roethau im Steintal angestellt; er und seine
Schwester, Goethes Friederike, sind durch Jahre mit dem Schicksal dieser
Familie und dem Oberlin-Pfeffel-Kreis verbunden. Zwei andere Schwestern
heiraten badische Pfarrer; die eine den Pfarrer Marx in Diersburg und später

Sdiau-kis-LancI

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