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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0100
tragsbestimmungen Anspruch auf die Besitzungen der breisgauischen Stifter
St. Blasien, St. Georgen. Villingen und des Kollegiatsstifts von Waldkirch. Die
Sequestrierung dieser Besitzungen ist seitens Österreichs verlangt worden.

Als sich die Räumung des Breisgaus durch die Franzosen verzögert, wird
der Verdacht geäußert, die französischen Truppen blieben im Lande, um dem
Johanniterorden die Durchsetzung seiner Ansprüche zu ermöglichen. Das Gerücht
kursierte, täglich gingen vom französischen Kommandanten Rouville
zwei oder mehr berittene Ordonnanzen nach Heitersheim. Greifenegg selbst
äußerte die Vermutung, die französischen Truppen blieben nur aus Gefälligkeit
, um den Orden um eine Summe Geldes zu prellen.

Tatsächlich verfügt der Orden dank der Herkunft seiner Mitglieder aus
Adelskreisen verschiedener Länder über nicht unbedeutende Informationsund
Einflußmöglichkeiten an den Brennpunkten der europäischen Politik. In
Paris, St. Petersburg, Wien und München besitzt der Orden Agenten oder
Vertrauensmänner. Während Greifenegg die Landschaften Breisgau und Or-
tenau zum Miniaturstaat ausbaut, kämpft der Orden in den Hauptstädten
Europas um seine Erhaltung und die Durchsetzung seiner territorialen Ansprüche
. Greifenegg wird über die Vorgänge innerhalb des Ordens laufend
durch Notizzettel eines wohlorientierten anonymen Vertrauensmannes, die
an Stelle einer Unterschrift das Signum „Notus" oder N. tragen, und deren
Schlußfloskel gelegentlich lautet „in tiefster Erniedrigung", orientiert. Da der
Orden Anspruch auf die breisgauischen Stifter erhebt, hat Greifenegg die
gegenteiligen Interessen zu vertreten, und es obliegt ihm eine Parteirolle.
Obwohl er kirchlich gebunden ist, zeigt er für die Ziele und das Wesen des
Ordens nur geringes Verständnis. Seine abschätzige Beurteilung äußert sich
in dem Satz, man wolle die breisgauischen Stifter dem „offenen Rachen der
aller Welt unnützen Malteser preisgeben".

Einer der anonymen Notizzettel teilt mit, Herr v. Pfürdt in Paris sei Abgesandter
des Großpriorats und Gesandter des Großmeisters. Der Orden habe
jedoch von der französischen Regierung keine Militärhilfe verlangt, um in den
Besitz der als Entschädigung vorgesehenen breisgauischen Stifter zu kommen.

Auf Grund der ihm laufend zufließenden Informationen berichtet Greifenegg
seinem Landesherrn über die politische Tätigkeit des Ordens. Der Orden
habe zunächst erwogen, einen österreichischen Prinzen als Coadjutor zu erbitten
, er denke nun aber an einen bayrischen Prinzen. Der Ordenskommandeur
Flachslander wolle bis zur Volljährigkeit des bayrischen Prinzen Statthalter
sein. Die Bestellung eines Coadjutors aus einem angesehenen und einflußreichen
Fürstenhaus konnte nur den Sinn haben, daß der Orden erstrebte,
sich der Unterstützung eines regierenden Hauses zu versichern, um seine politischen
, insbesondere auch territorialen Ansprüche durchzusetzen.

Am 25. April 1803 traf von Regensburg die Nachricht ein, daß die Malteser
die breisgauischen Stifter bekommen sollten, aber sie war verfrüht. Am 26. September
1803 berichtete Greifenegg dem Erzherzog, der Orden habe den bayrischen
Ordenschevalier Depres in geheimem Auftrag nach Paris geschickt,
dieser Chevalier soll ein sehr durchtriebener Kopf sein, der Orden beabsichtige
auch Verhandlungen durch den russischen Hof.

Am 24 Oktober 1803 meldet Greifenegg dem Erzherzog, der Fürst von
Heitersheim wolle keinen bayrischen, sondern nur einen österreichischen Coadjutor
. Zu abrupten, harten und nicht immer gerechten Urteilen neigend fügt
er hinzu: „Die Bayern sind gar falsche und gewalttätige Leute."

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