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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0110
Rund um den Struve-Putsch vom September 1848

Von Emil Stärk

Rund herum also, und das aus folgendem Grunde: Die Ereignisse in Staufen
im einzelnen sind in den „Staufener Bilderbogen" von H. Ays (1933) leicht zugänglich
. Diese Darstellung stützt sich, neben mündlichen Berichten und Überlieferungen
, auf die alle Quellen verwertende und verzeichnende Arbeit von
Paul Siegfried: „Basel während des 2. und 3. badischen Aufstandes 1848/49"
(Basel 1928). Das „Staufener Wochenblatt" brachte im September 1928 einen
Auszug ans dieser ausgezeichneten Schrift. (Die Stadtverwaltung hat ihr Exemplar
der Volksbücherei zur Verfügung gestellt.) Schon 1898 hat der Bezirksarzt
Dr. W. Stark im Septemberheft der Monatsblätter des Badischen Schwarzwaldvereins
eine Darstellung der Ereignisse in Staufen mit einem Auszug aus dem
Totenbuch der Pfarrei veröffentlicht. Darum sollen nicht zu viele dieser Einzelheiten
hier wiederholt werden; es gibt noch geschichtlich Interessantes genug.
Eine besondere Quelle dafür sind neuerdings die Erinnerungen des Landwirts und
Ankerwirts Friedrich Rottra von Kirchen, geboren 1821, der den Putsch als Freischärler
mitgemacht und ausgekostet hat. Sein „Tagebuch", bezüglich der Putschereignisse
erst 1855 niedergeschrieben, wurde von Hermann Burte im Novemberheft
1950 der Zeitschrift „Die Markgrafschaft" veröffentlicht, doch bricht diese
Darstellung mitten in den Staufener Ereignissen ab. Wichtiger für uns wurde
eine ausführliche Niederschrift, die Rottra nach 1870 nochmals diesem dramatischsten
Ereignis seines Lebens widmete. Sie ist bisher nicht veröffentlicht und
stand uns durch die Freundlichkeit des Rottra-Urenkels Dr. Felix Poeschel in
Kirchen zur Verfügung.

Staufen hat im Lauf seiner Geschichte vielerlei Not und Leid in Kriegszeiten
erlitten. Anno 1848 schlug das Schicksal nur ganz zufällig und ganz
kurz zu, auf zwei Tage und mit einer Begebenheit, die abenteuerlich-komisch
begann und ganz trauervoll endete: Es ist die als Struve-Putsch bekannte,
zweite von den drei revolutionären Erhebungen in Baden während der deutschen
Revolutionszeit von 1848/49.

Als es im damaligen Musterland des Revolutionierens, in Frankreich, zur
dritten Revolution kam (Februar 1848), loderten die im „Vormärz" von den
meist reaktionären Regierungen mühsam gedämpften oder unterdrückten
freiheitlich-fortschrittlichen Stimmungen und Wünsche auch in den deutschen
Staaten wieder hell auf. Es ist nicht verwunderlich, daß gerade Baden, das
ein Hort der liberalen Bewegung war, in seiner Grenzlage zu Frankreich und
der Schweiz diesen Alarm besonders forsch aufnahm. Zu den Prominenten
der fortschrittlichen Wortstreiter gehörte schon seit Jahren der Mannheimer
Advokat und Journalist Gustav von Struve, die Hauptperson der Staufener
Revolutionsepisode.

Von aristokratischer Herkunft, 1805 in Livland (damals russisch) geboren,
wurde Struve nach Studium auf deutschen Universitäten Jurist, zuerst oldenburgischer
Gesandtschaftssekretär am Bundestag in Frankfurt, schließlich
Advokat in Mannheim. Das fanatische Eifern mit Ideen, die sture Rechthaberei
eines starken Verstandes führte ihn bald aus der soliden Bahn. Er
trieb viel Studien, schrieb Bücher über Schädellehre, eiferte mit Welt-

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