Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0035
Das Querschiff des Freiburger Münsters ist etwa von 1200 ab in engem Znsammenhang
mit der Bauhütte des Basler Münsters errichtet worden. Zwischen
ihm und den Ostjochen des Langhauses besteht ein scharfer stilistischer Bruch,
der mit dem Herrschaftswechsel infolge des Aussterbens der Zähringer Herzöge
durch den Tod Bertholds V. 1218 in Verbindung gebracht werden muß. In der Familie
der neuen LIerrschaft, der Grafen von Urach, finden sich zwei Zisterzienseräbte
. Das Patrozinium des Münsters wechselt vom hl. Nikolaus auf die vom
Zisterzienserorden als Patronin bevorzugte Muttergottes0, aber auch die neuen
Bauformen und Konstruktionen mögen zum Teil auf diese Weise nach Freiburg
gekommen sein. Die Weiterbeschäftigung eines Teils der romanischen Werkstatt
, wie Dekoration und Steinmetzzeichen erkennen lassen, beweist, daß sich
die Ostjoche des Langhauses ohne Unterbrechung an das Querschiff anschließen.
Aber der Weiterbau geschieht nach ausgesprochen gotischem Plan. Diese Gotik
ist ein merkwürdiges Gemisch nordfranzösischer und burgundischer Elemente.
Vom gebundenen System wird zur durchgehenden Travee übergegangen, das
heißt jedem etwa quadratischen Seitenschiffjoch entspricht ein queroblonges
im Mittelschiff. Für die Mittelschiffbreite war der Anschluß an die Vierung im
wesentlichen maßgebend. Aber die Außenwände der Seitenschiffe werden bis
nahezu in die Flucht der Querschiff-Fronten hinausgeschoben. Die Flöhe des
Mittelschiffs ist bestimmt durch die Spitze des über der gesamten Breite des
Langhauses errichteten gleichseitigen Dreiecks, die der Seitenschiffe wird in entsprechendem
Verhältnis gehoben. Die romanischen Dienste werden für die
Seitenschiffe wie für das Mittelschiff durch Aufsätze überhöht, über dem Vie-
rungsbogen entsteht ein leerer Mauerteil. Das Maß des gleichseitigen Dreiecks
für den gesamten Langhausquerschnitt ist schon länger im Elsaß üblich und
findet sich zum Beispiel in Altdorf, Schlettstadt, Ruf ach, aber auch am Langhaus
des Straßburger Münsters7. Je nach den Breitenverhältnissen von Mittelschiff
und Seitenschiffen ist aber der Raumeindruck ein sehr verschiedener. Das Freiburger
Mittelschiff wirkt ausgesprochen schlank.

Der Beginn des Baus mit den Seitenschiffen erfolgt im nordfranzösisch-
hochgotischen System: die Seitenwände sind zwischen den Strebepfeilern über
dem Sockel in ganzer Breite durch Maßwerkfenster aufgelöst; innen ist die
untere Wand durch eine Blendarkatur gegliedert, über der vor dem Fenster
ein Laufgang angeordnet ist8. In der Ausführung ist das Maßwerk sehr plump
und wie aus Steinplatten ausgeschnitten0. Aber schon die kräftigen, schweren
Blendarkaturen erinnern an burgundische Beispiele; die nördliche findet sich
gleichartig im Chor von Notre-Dame in Dijon10. Beim Strebewerk ändert sich
der Stilcharakter. Die Strebepfeiler der Seitenschiffe sollten durch eine Ver-

0 Werner Noack: Das kirchliche Freiburg in der Vergangenheit. In dieser Zeitschrift S. 21.

1 Dchio: Handbuch (Anm. 1) 468.

8 In den beiden östlichen Seitenschiffjochen sind die Blendarkatnren bei späteren Einbauten und Veränderungen
entfern! worden (Hl. Grab, Abendmahlskapelle). In den beiden nächsten fällt die ungeschickte
seitliche Einstückung auf. Sie findet ihre Erklärung vielleicht darin, daß die Ostjoche wegen
der beiden Treppentürme 1 m breiter sind als die Zweiten. Die Werkstücke werden nach dem Muster
der östlichen angefertigt und dann in das schmalere Joch notdürftig eingepaßt worden sein.

0 Jantzen (Anm. 3) 13.

0 Charles Oursei: L'eglise Notre Dame de Dijon. Petites monographies des grandes edefices de la France.
Paris [1938]. Abb. 47 Croissilon nord. — Hans Jantzen: Burgundischc Gotik. Sitzungsberichte der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Jg. 1948 H. 5 München 1949.
['af. V. — Der Vergleich mit Dijon zeigt, daß die Angabe bei Jantzen (Anm. 3) 14, es seien die Profile
„an der Nordwand teilweise abgearbeitet", nicht zutrifft. Vgl. die irrtümliche Annahme einer „Verstümmelung
" dieser Blendarkatur gelegentlich der Aufstellung eines Ratsherren-Gestühls 1665 bei
Friedrich Kempf: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot. durch Menschenhand
und Feuersgefahr. II. Durch Menschenhand. In: Freiburger Münsterblätter 15. Jg. Freiburg i Br
1917. 15 f. und Abb. 9.

3 Schau-ins-Land

35


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0035