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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0064
Die Schicksale der Textilfabriken
in den säkularisierten Breisgauer Klöstern

Von Franz Josef G e m m e r t

Genau zur selben Zeit, in der die Wogen der Säkularisation das Leben und
Wirken der Klöster und Stifter zum Erlöschen und diese selbst in die Hand
des Staates brachten, drangen auch die Wellen der Industrialisierung über
unser Land herein, wo besonders auf den Südhängen des Schwarzwalds und
am Hochrhein die Baumwollverarbeitung als Hausgewerbe stark verbreitet
und zu einer der stärksten Erwerbsquellen für die Bevölkerung geAvorden
war. Gerade dieser Gewerbezweig war es, der als erster in der Organisationsform
der Fabrik betrieben wurde, nachdem die Engländer Spinnmaschinen
erfunden und besonders Richard Arkwright, der Vater des modernen Fabriksystems
, im Jahre 1771 zu Cromford bei Manchester die erste mechanische
Baumwollspinnerei errichtet hafte. Sein Erfolg er wurde geadelt und
Millionär - - lockte weithin zur Nachahmung und Verbesserung seiner Einrichtungen
, und es waren die Gebiete rechts und links des Ober- und Hochrheins
, die mit ihren geübten Textilwerkern und zahlreichen Wasserkräften
besonders günstige Voraussetzungen für die Einführung des Fabriksystems
boten. Die bisher gewohnte Wirtschaftsform des Verlags als dezentralisierten
Großbetriebs, wie ihn besonders der Oberzoller und später geadelte Kilian
in Waldshut und auf dem Hotzenwald führte, wandelte sich zur Fabrik als
Zentralbetrieb. in welcher die Grundsätze der Arbeitsteilung und des Kraftantriebs
erfolgreich angewandt werden konnten. Es kam nun den Unternehmern
sehr zustatten, daß zur selben Zeit etwa die großen Baukomplexe der
Klöster mitsamt ihren Hilfsbetrieben billig feilgeboten wurden und der Staat
krampfhaft nach neuen Erwerbsmöglichkeiten für die arbeiits- und brotlos
gewordenen, früher von den Klöstern lebenden Bevölkerungskreise suchen
mußte.

So ist es also zu erklären und zu verstehen, daß vielerorts ehemalige
Klöster die ersten Fabriken beherbergten, die eben meist baumwollverarbeitende
Spinnereien oder auch Webereien waren. Hierzu gehören im Breisgau,
nach der Entstehung zeitlich geordnet, das Franziskanerinnenkloster zu
Säckingen, die Benediktinerabtei St. Blasien, das Zisterzienserinnenkloster
Günterstal und die Propstei St. Margareten in Waldkirch. Ein ähnliches Vorhaben
für St. Peter konnte wegen der ungünstigen Lage nicht ausgeführt
werden1.

In den benachbarten Gebieten wurden unter anderen im Dominikanerkloster
auf der Insel zu Konstanz- und im Kloster St. Gallen Baumwollfabri-

1 Trenkle, Geschichte der Schwarzwiilder Industrie. Karlsruhe 1S74, S. 273. Dasselbe wird auch über
Allerheiligen berichtet.

2 125 Jahre Gabriel Herose 1812—1937, Konstanz 1937. Ferner: Dictz, Die Gewerbe im Großherzogthum
Baden. Karlsruhe 1863, S. 499.

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