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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0088
geführt, daß besondere Facharbeiter die Zettel (Ketten) anfertigen und in den
Webstuhl einlegen, während der Weber nur den neuen Anfang an ein Reststück
des vorhergehenden Zettels anzudrehen (anzuknüpfen) habe.

Wenden wir uns nun den Gebrüdern Kapferer zu. die einer angesehenen
Freiburger Kaufmannsfamilie angehörten. Ihr Vater Franz de Paula Kapferer
(1736—1804) war erst 1763 aus Mieders im Stubaital nach Freiburg gekommen
und vier Jahre später in die Kaufmannszunft zum Falkenberg aufgenommen
worden, in welcher er im Jahre 1800 das Amt des Zunftmeisters
bekleidete. 1767 heiratete er Maria Katharina Sautier aus Freiburg (1744 bis
1801), deren älterer Bruder Heinrich „der Stifter" war. Sie schenkte ihrem
Gatten 13 Kinder, darunter am 15. September 1772 Franz de Paula und am
19. August 1781 Heinrich, die beiden Käufer der Waldkircher Propstei. Die
Brüder hatten 1797 bzw. 1807 Schwestern geehelicht, die Töchter Anna Maria
(Nanette, 1775—1849) und Elisabeth (1786—1863) des Bankiers und Oberbürgermeisters
Meyer in Rastatt. Am 1. August 1804 übernahm Franz Kapferer
d. J. das väterliche Handels- und Bankgeschäft nebst dem Geschäftshans
auf der Kaiserstraße und einem Kapital von 28 000 Gulden mit der Verpflichtung
, auch den Bruder Heinrich daran teilnehmen zu lassen. Die Firma
Gebr. Kapferer entwickelte sich weiterhin so gut, daß die beiden Inhaber bald
in den Stadtrat von Freiburg berufen wurden58.

Auch die Stadt Waldkirch schätzte die Verdienste der Brüder um die Hebung
der heimischen Wirtschaft hoch ein, indem sie ihnen das Ehrenbürger-
recht verlieh. In der prächtig ausgestatteten Pergamenturkunde vom 30. Juni
1819 heißt es:

„Wir Bürgermeister und Rat der Großherzoglichen Baden'schen Stadt
Waldkirch im Breisgau beurkunden mit Gegenwärtigem, daß die geehrten
Herren Gebrüder Franz und Heinrich Kapferer, Bürger und Stadträthe zu
Freiburg, sich um hiesige Stadt durch Errichtung einer Baumwollen-Weberei-
Fabrique dahier besonders verdient gemacht, der hiesigen Innwohnerschaft
eine neue Nahrungsquelle eröffnet und Selbsten in Zeiten allgemeiner Thene-
rung und Noth mit Hintansetzung des eigenen Vortheils vielen dürftigem
Familien und Einwohnern den Unterhalt verschafft haben.

Diese das AVohl der hiesigen Stadt befördernde, und besonders die Unterhaltung
unserer Armen erleichternde Anstalt, deren Vortheil sich auch auf
benachbarte Gemeinden erstreckt, hat eben so unsern Dank verdient, als wir
mit Hochachtung gegen die genannten Herren Gebrüder und Räthe erfüllt
wurden: Wir halten uns desswegen verbunden, beiden Herren Gebrüder
Franz und Heinrich Kapferer zum Beweise unserer Hochachtung und Bezeugung
unserer Erkenntlichkeit das Ehren- Bürgerrecht in unserer
Stadt Waldkirch zu erteilen; stellen hiermit Ihnen gegenwärtige Urkunde
hierüber aus und haben sie mittelst Unterschrift und beigedrucktem Stadt-
lnsigills bekräftiget50."

Das dritte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ist durch einen weiteren glückhaften
Aufstieg des Unternehmens gekennzeichnet. Nach Schreiber00 beschäftigte
es 1825 über 100 Weber und insgesamt gegen 200 Arbeiter verschiedenen
Alters und Geschlechts bei der Fabrikation von rohen und gefärbten Baum-

58 Deutsches Geschleckterbuch, Görlitz 1954, S. 201—231. Wilms, Die Zunft zum Falkenberg in Freiburg
im Breisgau 1484—1868. Freiburg 1925 S. 342—344. Die Gräber der Kapferer sind noch auf dem Alten
Friedhof in Freiburg zu sehen.

50 Veröffentlicht in der Breisgauer Chronik III 1911 S. 4.

oo l. Aufl. 1825 S. 346.

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