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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0092
Buchbesprechungen

„Vorderösterreich". - - Eine geschichtliche Landeskunde. Herausgegeben vom Alemannischen
Institut unter Leitung von Friedrich Metz. Zwei Bände,
zus. 755 S. mit 281 Abb. — Freiburg i. Br., 1959 (Rombach).

Die politische Entwicklung Süddeutschlands seit Beginn des vorigen Jahrhunderts
hat zur Folge gehabt, daß die Geschichte jener Staaten, die damals in beinahe allen
der einst vorhandenen Territorialgebilde die Erbschaft antraten, nämlich die Geschichte
Badens und Württembergs, von der neueren Geschichtsforschung und -dar-
stellung vielfach und eingehend behandelt worden ist; denn jene Staaten hatten
ein Interesse daran, sich ihre Geschichte bewußt zu machen, sie ihren Bürgern zu
vermitteln und auch die Bestandteile, die neu gewonnen worden waren, mehr oder
weniger in einer solchen Weise in ihr Blickfeld zu ziehen, als hätten diese Gebiete
von vornherein auf nichts anderes gewartet, als auf die Einbeziehung in den gegenwärtigen
Staat: ähnlich wie die Geschichte Deutschlands mindestens seit dem Kurfürsten
Friedrich Wilhelm von Brandenburg bis in die Einzelheiten im Lichte der
kommenden Einigung durch Preußen gesehen wurde, eine Blickrichtung, die noch
heute, z. B. durch die Neuausgaben von J. Hall e rs „Epochen der deutschen Geschichte
" weiter wirkt.

Das weitaus umfangreichste Territorialgebilde, dessen Bestandteile in den genannten
süddeutschen Staaten, dazu auch in Bayern, aufgingen, waren die österreichischen
Vorlande, insgesamt vom Arlberg und Lech bis zum Oberrhein annähernd
9000 qkm, wovon nur die vorarlbergischen Herrschaften dem Kaiserstaate verblieben.
Früher hatten auch noch große Teile der Nordschweiz und des Elsasses den Vorlanden
zugehört. In allen diesen weitgestreuten Landschaften und Städten hat die
Landes- und Lokalforschung liebevoll gearbeitet und ist sich dabei der österreichischen
Vergangenheit wohl bewußt gewesen. Anders steht es mit der Geschichte Vorderösterreichs
im gesamten, der Vorderösterreichischen Staaten, die durch die Zugehörigkeit
zum Hause Habsburg und durch weithin gemeinsame Regierung und
Verwaltung eine Einheit gewesen sind. Seit der Zeit der sanktblasischen Historiker
gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Vorderösterreich noch in Blüte war, hat die
Forschung die Vorlande im gesamten, wie sie aus der Staatenwelt verschwunden
waren, ihrerseits aus dem Blick verloren, und die Geschichtsschreibung ihnen keine
Darstellung mehr gewidmet. Das hat zugleich dahin geführt, daß ein Prinzip, nach
welchem sich Staatsaufbau und -leben dieses Gesamtgebiets jeweils vollzogen hat,
nicht herausgearbeitet werden konnte, daß seine geschichtliche Bedeutung im deutschen
und europäischen Rahmen nebelhaft blieb, ja, daß gewisse geringschätzige
Urteile, die einer einseitig machtpolitisch-zentralistischen Wertskala entstammten,
sich geltend machen und, zugleich mit der ohnedies hochkomplizierten Materie der
vorderösterreichischen Geschichte, abschreckend wirken konnten. Demgegenüber ist
in neuester Zeit ein merkbarer Wandel eingetreten. Dieser ist zunächst den mittelalterlichen
Forschungen zu verdanken mit ihrem neuerweckten Verständnis der Ver-
fassungsgeschichte und mit ihrem Blick über die Staatsgrenzen des 19. Jahrhunderts
hinweg auf die historische Einheit des schwäbisch-alemannischen Raumes, und zwar
nicht allein bis zum Ende der Stauferzeit, sondern darüber hinaus auch in den habs-
burgischen Jahrhunderten. Nach bedeutsamen Ansätzen insbesondere durch O. Stolz

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