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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0007
schluß von Schriftstücken verschiedenster Art. Zu diesem Zweck wurde, wie
noch heute, mit Hilfe eines Siegelstempels ein Abdruck auf einer modellierbaren
Masse, wie AVachs oder Siegellack, erzeugt, die zugleich zum Haften
auf dem zu verschließenden Schriftstück gebracht wurde. In jenen Zeiten, in
denen die Kunst des Schreibens auf einen ganz kleinen Kreis, im allgemeinen
von Geistlichen, beschränkt blieb, erhielten die Siegel eine Aufgabe, die ihnen
vorher nur in geringerem Maße eigen gewesen war. Sie dienten jetzt nämlich
nicht mehr in erster Linie als Verschlußmittel, sondern nahmen nun immer
mehr die Stelle der Unterschrift des Urkundenausstellers ein. Ihre Aufgabe
bestand also vorwiegend in der Beglaubigung von Schriftstücken und deren
Rechtsinhalt. Die Siegel mußten deshalb so gestaltet werden, daß sie als nicht
zu verwechselnde Zeichen die besonderen Verhältnisse und die rechtliche
Stellung des Sieglers zum Ausdruck kommen ließen. Da sich Abelrücke von
Siegelstempeln verhältnismäßig leicht herstellen und anbringen ließen, Traten
diese in Zeiten vermehrter Schriftlichkeit einen Siegeszug ohnegleichen an.
So beherrscht die Siegelurkunde weite Teile des mittelalterlichen Schriftverkehrs
. Waren es zunächst Kaiser und Könige gewesen, die sich vor allem
der Siegel für die neuen Zwecke bedienten, so folgte ihnen sehr bald die hohe
Geistlichkeit, dann der hohe Adel und schließlich der niedere Adel und die
gewöhnliche Geistlichkeit. Städte gebrauchen eigene Siegel nicht vor der Mitte
des 12. Jahrhunderts. An erster Stelle steht hier das große und eindrucksvolle
Siegel der Stadt Köln, das 1149 erstmalig erscheint13. Im weiteren Verlauf des
12. Jahrhunderts legen sich dann Trier, Mainz, Aachen, Soest und Würzburg
eigene städtische Siegel zu. In Obercleutschland setzt der neue Brauch erst im
beginnenden 13. Jahrhundert ein. Die Stadt Freiburg, damals zwar nicht zu
den ältesten, wohl aber bereits zu eleu bedeutendsten Städten gehörig, liegt
mit ihrem vermutlich auf 1218 zu datierenden Siegel mit an der Spitze hinter
Straßburg, dessen Siegel bereits 1201 vorkommt. Fast gleichzeitig beginnen
Kol mar (1214), Zürich (1225), Freiburg im Üchtland (ca. 1218—1225), Bern
(1224) und Basel (1225) in unserm Raum eigene Stadtsiegel zu gebrauchen. Die
Plötzlichkeit, mit der die Siegel der Städte im oberdeutschen Raum erscheinen
, wird im allgemeinen mit der Bestimmung in Zusammenhang gebracht,
die später im Schwabenspiegel Aufnahme gefunden hat: „Die stete suln ouch
insigel hau, doch mit ir herren willen; wan anders habent si niht kraft."14
Seit dem ausgehenden 13. und dem beginnenden 14. Jahrhundert lassen sich
übrigens infolgedessen auch bei den kleineren Städten eigene Siegel nachweisen.
Die im Schwabenspiegel niedergelegte Bestimmung über die Siegelführung der
Städte hat auch für deren äußere Gestaltung Folgen gehabt. Denn von hier
aus wird die Übernahme landesherrlicher Siegel- und Wappenbilder durch
die Städte erklärlich. Die ältesten städtischen Siegel bevorzugen nämlich noch
den Stadtpatron oder eines seiner Attribute, wie z. B. die Schlüssel des heiligen
Petrus. Daneben spielen symbolische Darstellungen des Stadtbildes,
seiner Kirchen, Türme und bedeutenden Gebäude ebenfalls schon recht früh
eine große Rolle. Sicherlich war dafür die von der Antike her überkommene
Darstellung' der Aurea Roma, die insbesondere von den Kaiserbullen dem
früheren Mittelalter geläufig blieb, als Vorbild wirksam. Es sind dann die
königlichen Städte gewesen, die das bisher auf die Kaiser- und Königssiegel
beschränkte Herrscherbild oder auch den jetzt als AVappen des Reiches er-

13 S ey ] e c . Geschichte der Siegel, Lpz. 1S94, S. 302 f.

14 Schwaben Spiegel Cap. CXXXIX: 1; vgl. Kauf m a n n , Studien über Amtssiegel a. a O. S. 3 f.

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