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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0033
von 12%. L300 und 1309 ermittelt hat100. Außerdem übten sie in ihrem Markt-
städtchen Riedlingen das Münzrecht offenbar auf Grund königlichen Privilegs
ans"". Auch von den Nellenburgern kommt ein Siegel vor, das neben
Hirschstange und Topfhelm drei Lilien aufweist (Abb. 26)111. Es wurde von
dem Grafen Manegold III. 1276 und 1285 geführt. Nun nennt sich Manegold
1275 erstmalig Landgraf im Hegau112. Aus späteren Quellen erfahren wir, daß
sich diese Landgrafschaft in ihrem Umfange nicht mit der eigentlichen Grafschaft
Nellenburg deckte. Zu ihr gehörten damals die hohe und Blutgerichtsbarkeit
, der Forst- und Wildbann und das Geleitsrecht113. Das freie Landgericht
der Landgrafschaft wurde meist in Stockach gehalten. Gelegentlich
werden auch Sitzungen an der freien Reichsstraße zu Wollmatingen, bei Konstanz
selbst und bei Radolfzell belegt. Es kann somit an dem königlichen
Ursprung dieser Institution kein Zweifel sein.

Gehen wir nun zum 1264 vorkommenden Siegel des Grafen Hugo von
Montfort-Werdenberg über, das einen besonders wichtigen Beleg für das hier
Ausgeführte bietet. Die Montforter Grafen, eine Nebenlinie der Pfalzgrafen
von Tübingen, führten als Familienwappen eine sogenannte „Kirchenfahne",
deren eigentliche Bedeutung nicht ganz klar ist. Hugo I. belegte nun diese
dreizipflige Fahne 1264 mit drei Lilien (Abb. 27)114. Den Grund dafür erfahren
wir wenige lahre später, als er 1274 als „iudex provincialis a domino rege
in Ravenspurch et suis terminis deputatus" bezeichnet wird115. Seitdem ur-
kundet er auch als „lantgravius superioris sueviae"110. 1277 erwirbt er die
Grafschaft Heiligenberg und wird nun auch als Landgraf von Heiligenberg
bezeichnet. Die königliche Herkunft seiner Rechte und damit die Begründung
für die Führung des Liliensymbols ist hier klar erwiesen.

Daß solche Dinge tatsächlich auf den Siegeln zum Ausdruck gebracht
wurden, beweisen die Stempel des Giso von Gudensberg in Hessen, die wir
bereits erwähnt haben117. Belege gleicher Art bieten die Siegel der Grafen
von Schelklingen und der Herren von Pfaffnach. Als Heinrich III. von Schelk-
lingen (f 1241) die welfisch-staufische Burg Burgau und wohl durch seine
Gemahlin den markgräflichen Titel erbte, nannte er sich nicht nur Markgraf,
sondern er fügte auch dem Familienwappen, einem fünfmal zwischen rot und
weiß schräg geteilten Schild, eine stilisierte Lilie bei118. Heinrich II. von Pfaff-

109 J änichen, Spätmittelalterliche Landtage oder Landgerichte der Grafen von Hohenberg und der
Pfalzgrafen von Tübingen, a. a. O. S. 132; ders., Die Landgerichte an der Donau, a. a. O. S. 172 f.

HO Dil- von den Ycringem in ihrer Münze zu Riedlingen geschlagenen Münzen zeigen entweder neben
den üblichen Hirschstangen einen Stern oder neben einem Ruder, dem redenden Wappen von „Riude-
lingen", zwei Lilien. Vielleicht gehört auch eine Prägung mit Königsbild, Hirschstangen und Lilien zu
den in Riedlingen gefertigten Stücken. Dadurch würde wiederum der enge Zusammenhang zwischen
Königtum und Liliensymbol erwiesen. Vgl. Ca Ii n , Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des
Bodenseegebietes, a. a. O. S. 130 f., S. 447, Nr. 208, S. 448, Nr. 212, 214, 216.

Hl Die Wappenrollc von Zürich, hg. v. W. Merz u. F. Hegi, Zürich 1930, S. 27.
v. A 1 b e r t i , Württembergisches Adels- und Wappenbuch, a. a. O. S. 543.

112 Hedinger, Landgrafschaften und Vogteicn im Gebiete des Kantons Schaffhausen, Konstanz
1922, S. 96 f.

na ebd. S. 97 ff.

114 S e y 1 e r , Geschichte der Heraldik, a. a. O. S. 198; UB Zürich, Siegel, Lief. 3, Taf. 1, Nr. 6. Die
Münzen der Grafen von Moiitfort ahmen teilweise die Prägungen der königlichen Münze in Ulm nach.
Venn auf einem dieser Stücke neben dem gekrönten Königskopf eine Kirchenfahne und eine genau
erkennbare stilisierte Lilie vorkommt, dann möchte man diese doch am ehesten mit Hugo I. von
MoniTort-Wordenberg in Verbindung setzen. Vgl. Cahn. Münz- und Geldgeschichte von Konstanz,
und des Bodenseegebietes, a. a. O. S. 122 f., S. 445, Nr. 192.

11 r' .]• T c u s c h , Zur Geschichte der schwäbischen und elsässischen Reichslandvogteien im 13. Jahrb..,
leil 1. Programm des kgl. katholischen Gymnasiums zu Aposteln Köln, ebd. 1890, S. 9; T. Schön,
Die Landvögte des Reiches in Ober- und Niederschwaben, MIÖG, Erg.-Bd. 6. 1901, S. 28S.

US E. k i- ii ge r . Die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und Heiligenberg-Sargans, Mitt. zur vaterl.
Gesch., hg. v. Hist. Verein St. Gallen. 22, ebd. 18S7. S. 136 f.

U7 s. o. S. 26 ff.

118 W a p p e ii roll e v o n Z ü r i c h , a. a. O. S. 36

Schau-ins-Land

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