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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0036
Wir schließen diese Zusammenstellung mit dem Siegel des Grafen Eberhard
von Württemberg (1279—1325), durch das die Dinge noch einmal klar beleuchtet
werden (Abb. 31)1-8. Das Siegelbild von 1308 enthält den württember-
gischen Schild mit den Hirschstangen. Daneben sind in besonders eindrucksvoller
Weise ein Stern und zwei heraldische Lilien ins Feld gesetzt worden. Graf
Eberhard hatte, wenn auch mit Unterbrechungen von 1298—1322 die Land-
vogtei in Unterschwaben inne129. Es liegt auf der Hand, daß hier der Grund
für die Aufnahme des Liliensymbols in das gräfliche Siegelbild liegt.

Ein Seitenblick sei nur noch auf die Unterrichter, Landrichter und Schultheißen
gestattet, weil auch hierzu in Freiburg alsbald Parallelen aufzuzeigen
sein werden. Aus der großen Zahl ähnlicher Beispiele nennen wir noch die
Siegel der Herren von Rüssegg, Landrichter im Zürichgau 1277, und der
Züricher Schultheißen Ulrich am Ort 1251 und Jakob von der Metzg 129613ü.
Es zeigt sich, daß auch diese unteren Richter die wirkliche oder beanspruchte
Herkunft ihrer Gerichtsrechte vom König durch die Aufnahme der symbolischen
Lilie als Zeichen des Gerichts- und Friedensbannes in ihre meist als
Amtssiegel verwendeten Stempel betonten.

Nach diesem weiten, aber notwendigen Umweg können wir nun zum Freiburger
Siegelstempel IV zurückkehren. Es ist die Frage zu stellen, wie auf
Grund des bisher Dargelegten die dort erscheinende Lilie zu deuten ist. Wir
möchten glauben, daß nach der Betrachtung der einschlägigen Parallelen niemand
mehr die Ansicht vertreten wird, daß es sich hier um ein reines Ornament
, eine Blasonierung oder dergleichen handeln könnte. Auch die poetische
Deutung Poinsignons, der dadurch die grüne Aue, auf der die Stadt nach
seiner Ansicht gegründet worden war, symbolisiert finden wollte, wird man
nicht mehr akzeptieren können. Es steht eigentlich nur noch die Frage offen,
ob wir das Zeichen als religiöses oder als weltliches Symbol zu erklären haben.
Aber hier liegt die Lösung auf der Hand, wenn wir jetzt die lokalen Nachweise
heranziehen, die F. Geiges bereits früher einmal zusammengetragen

wird. Vgl. dazu A. Gasser, Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiet der Schweizer
Eidgenossenschaft, Lpz. 1930, S. 368: „Der hohe Adel des Waadtlandes vermochte nach dem Aussterben
der Zähringer seine Reichsunmittelbarkeit nicht lange zu halten." Nach E. Mottaz, Dictionnaire
historique, geographique et statistique du canton du Vaud, Lausanne 1921, Bd. II, S. 752, S. 380 war
Oron eines der großen Lehen des Waadt, das direkt vom Kaiser abhing. Vgl. ferner Geneal.
Handbuch zur Schweizer Geschichte a. a. O., Bd. I, PI. XI, Nr. 23: Siegel des Grafen
Richard von Neuchätel 1272. Der Wappenschild des Grafen wird hier links von einer heraldischen
Lilie, rechts von Halbmond und Stern begleitet.

128 H e f e 1 e , Freiburger UB, Bd. III, Siegeltafel 25, Abb. 195; v. A 1 b e r t i , Württembergisches Adelsund
Wappenbuch a. a. O., Taf. III.

129 Schön, Die Landvögte des Reichs in Ober- und Niederschwaben a. a. O., S. 286; Teusch, Zur
Geschichte der schwäbischen und eisässischen Reichslandvogteien a. a. O., S. 16.

130 v. Rüssegg: U B Zürich, Siegel, Lief 5, Taf. 4, Nr. 34; Geneal. Handbuch zur Schweizer
Geschichte a. a. O., Bd. I, Taf. 23, Nr. 12; Qu eilen werk zur Entstehung der
Schweizer Eidgenossenschaft a. a. O., Bd. I, S. 626, Nr. 1566; W. Meyer, Die Verwaltungsorganisation
des Reiches und des Hauses Habsburg-Österreich im Gebiete der Ostschweiz,
Diss. phil. Zürich 1955, S. 153.

Ulrich am Ort: UB Zürich, Siegel, Lief. 2, Taf. 8, Nr. 82. Jakob von der Metzg: ebd. Lief. 6,
Taf. 10, Nr. 86, Wappen rolle von Zürich a. a. O., S. 254.

Weitere Beispiele: Seyler, Geschichte der Heraldik a. a. O., S. 175 f., Abb. ISO: Siegel des Ritters
Heinrich Waffeler von Eckerich, Schultheiß zu Strafiburg; v. Alberti, Württembergisches Adelsund
Wappenbuch a. a. O., S. 916. Nr. 5457: Wappen des Ulrich Vilzin, Richters in Reutlingen; UB
Basel. Bd. I. Siegel, Taf. X. Nr. 112: Siegel des Heinrich Brotmeister. Über die Gerichtsbarkeit des
Brotmeisters vgl. R. Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Bd. I, ebd. 1907, S. 196; K a u 1 -
mann, Studien über Amtssiegel a. a. O., S. 21: Siegel des Adolf v. Nordeck, Richters von Amöneburg
in Hessen; W. Ewald. Rheinische Siegel. Publ. d. Ges. f. rheinische Geschichtskunde XXVII,
Bonn 1906 ff., Bd. III, Taf. 8. Nr. 4: Schöffensiegel von Rheinbach, 14. Jh., ebd. Bd. III, Taf. 50, Nr. 3
und 4: Schöffensiegel von Jüchen, ebd. Taf. 43, Abb. 1—4: Schöffensiegel von Wachtendonk; Corpus
sigillorum N e e r 1 a n d i c o r u m a. a. O.. PI. 92, Nr. 551: Siegel der Landschaft Franekcr.
PI. 95, Nr. 569: Siegel des Richters zu Zieriksee 1259. Als ursprüngliches Gerichtszeichen durfte auch
die Lilie im Stadtwappen von Wiesbaden anzusehen sein. Vgl. O. Renkhoff, Siegel und Wappen
der Stadt Wiesbaden und ihrer Vororte, Nassauische Annalen, Bd. 68, 1957, S. 208, Taf. II, Abb. 3 f.

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