Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0044
Die Herrschaft Staufen war im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen
Händen. 1722 brachte Kaiser K a r 1 V I. die beiden Herrschaften Staufen und
Kirchhofen wieder an Österreich, überließ sie aber 1738 dem Kloster St. Blasien
unter dem Abt Franz II. als ein adeliges Lehen. Der Pfarrer in Staufen
machte darüber folgende Aufzeichnung: „1738. 15. Aprilis. Seind beyde
Cammeral-Herrschaften Stauffen und Kirchhofen solemnj actu ahn St. Blasien
vmb zwey mal hundert und sechzig dausend gülden lehensweis abge-
tretten worden." Im gleichen Jahre trat der Kaiser inailändische Gebiete an
Savoyen ab.

Am 18. Mai 1738, nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr. richtete ein Hagelwetter
an Reben, Feldfrüchten, Frühobst und in Gärten sowie an den Fenstern
in Staufen und in Nachbarorten unsäglichen Schaden an. der LIagel lag
über einen Schuh hoch. Im Juli 1758 brachte eine verheerende Überschwemmung
durch den Schwarzwaldbach Neumagen der Stadt große Wassersnot".

Sicherlich haben sich diese Naturkatastrophen auch für das Geschäft des
Johann Martin nachteilig ausgewirkt. Es war ihm geglückt, durch Umsicht
, Fleiß und Unternehmungsgeist das väterliche Geschäft weiter auszubauen
und in die Höhe zu bringen, so daß er genügend Geldmittel hatte, um
seine Kinder im Ausland für ihren Beruf ausbilden zu lassen.

Es haben sich zahlreiche Briefe aus den Jahren 1760, 1761 und 1762 erhalten,
welche Johann Marti n an die beiden jüngeren Söhne nach Frankreich
schrieb und die auch einige Nachrichten über seine Frau, über den Theologen
und über die Tochter M a r i a A n n a enthalten.

Die beiden jungen Handelsleute Johann B a p t i s t und F r a n z A n -
1 o n (Anthony / Antoni) sollten in Frankreich die französische Sprache gründlich
erlernen, sich im Handelswesen weiter ausbilden und Geschäftsbeziehungen
anknüpfen. Ferner wünschte der Vater, daß sie einen Einblick in die
Fabrikation verschiedener Handelsartikel gewinnen und für das elterliche
Geschäft Waren mannigfaltigster Art einkaufen sollten.

Im Frühjahr 1760 begleitete Martin seinen 20 Jahre alten Sohn j o h a n n
B a p t i s t nach Beifort. Für Kost und Logis zahlte dieser monatlich 25 Gulden
bei einem Herrn J u s s e r a n d. Am 7. Mai schrieb der Vater dem Sohne, er
habe in Freiburg Granaten ausgesucht. Er fragte an, ob in Beifort mit Granaten
ein Geschäft zu machen sei, sowie auch mit Stock- und Hemdenknöpfen
aus Kristall, und ob jemand im Ort solche fassen könne7. Auch wollte er
wissen, ob bei Buchsarbeitern Pfeifenröhrlein zu haben seien. Er erwartete
von dem Sohne die Zusendung von feinen, beschlagenen Pfeifenköpfen, von
acht oder zwölf Dutzend Schnallen, von feinsten Flintensteinen, von feinstem
Postpapier in quart und in folio (aber kein holländisches); ferner von Kapern.
Weinbeeren (Rosinen) und Feigen. Er teilte ihm mit: Die Mutter wünsche zur
Zeit keinen Muskatwein (Muskateller), doch er solle darauf achten, wie sol-

6 Das Kapuzinerkloster drohte von den tosenden Fluten weggerissen zu weiden. Etlichen beherzten
Bürgern gelang es unter größter Lebensgefahr, das Gebäude zu retten. Im Tal wurden alle Brücken
zerstört. Im Frühjahr 1763 wurde die Stadt wieder von einem schweren Hagelunwetter heimgesucht.
Die zur Abschätzung des Schadens zugezogenen drei Männer des Gerichts (Gemeinderäte) und drei
auswärtige Vögte wurden von der Stadt im „Löwen" bewirtet. Der Stadtvogt (Bürgermeister) bekam
eine Jahresbesoldung von 30 Gulden, die sieben Richter erhielten jährlich jeder neun Gulden.

~ In Freiburg spielte die Granat- und Kristallschleiferei eine bedeutende Rolle. Noch im Anfang de-
I1). Jahrhunderts ernährte sich ein erheblicher Teil der Bevölkerung vom Granaten- und Kristallschleifen
und vom Handel mit diesen Waren. Die Freiburger Granaten waren berühmt und wurden
weithin ausgeführt. Aus Beigkristall (wasserklarer Quarz) fertigte man Schalen. Schachfiguren, Stock-.
Rock- und Hemdenknöpfe, Messerliefte, Leuchter, Kruzifixe u. a. Sehr beliebt waren Rosenkränze
aus Kristall. In Kunstsammlungen kann man sehr kostbare Kristallarbeiten bewundern, so auch im
Münsterschatz in Freiburg.

44


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0044