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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0050
steckenden Krankheiten „grassieren". In Staufen und im Lande grassiere die
Ruhr stark, so daß schon etliche junge Leute daran gestorben seien17.

Paris wäre auch der beste Ort, um Granaten zu verkaufen, aber man
müßte sich zuerst erkundigen, ob die Leute auch richtig bezahlen. Wegen des
Krieges, berichtet der Vater, seien auf die Frankfurter Messe vor zwei Tagen
Granaten „stark abgeschickt" worden, weshalb sie jetzt besser zu bekommen
seien. Er beauftragte die Söhne, sich nach den besten Sorten Burgunderwein,
nach Champagner und nach Weinbeeren zu erkundigen und Baumöl und zwei
Fäßlein Mandeln zu senden.

Weil er Sorge hatte, die Söhne könnten sich - - besonders bei der Hitze -
durch Strapazen verderben, riet er ihnen, sich jeder Gelegenheit zum Fahren
zu bedienen. Zur Erhaltung ihrer Gesundheit sollten sie nicht zu sparsam sein,
wenn auch die Reisekosten größer seien, als sie sich eingebildet haben. Er
werde sie nicht stecken lassen und an Streckeisen schreiben, wie es sich
machen lasse, einen „vorrätigen" Wechsel auszustellen, weil man nicht wisse,
wieviel und wo man solchen brauche. „Das beste würdte sein", schreibt der
Vater, „daß ihr jedesmahlen um den werth, so ihr kauft, selbsten nach inhalt
inligenten formel die wechselbrieflin ausstellen und dargegen die wahren,
bis der Wechsel bezahlt, an dem orth zu deren Sicherheit erligen lassen, bis
man jn bekandschaft kombt. Ihr miessen auch vorschitzen, daß ihr im reisen
begriffen und nicht Expresse dahin kommen, wahren zu kaufen, derwegen
mit keinen geltern als zur zehrung versehen, worauf auch alle reyson (raison)
genommen würte, dessen ihr alles gewahr werden." Betreffend Papierdosen
erklärt Martin, man habe zwar in Paris mit solchen den Anfang gemacht,
sie würden aber jetzt überall und wohlfeiler nachgemacht.

Am 20. Oktober 1761 sendet er einen Brief an die Söhne mit der Adresse:
„Messieurs Jean et Antoine Martin a la post restante de Nancy a
Nancy." Er beginnt mit den Worten: „Liebe Söhne. Ewer liebes schreiben von
27. aus Paris und vom 13. passato von Troyes sambt dem fässlin habe wohl
erhalten und lauth Specification richtig befunden." Er berichtet, er habe aus
Paris ein Schreiben wegen Granatenlieferung erhalten. Die deutschen Tücher
und Wolle seien zur Zeit sehr teuer, daher sollten die Söhne sehen, ob mit
französischem Tuch und mit Molton (langhaariger Wollfriesstoff) etwas gemacht
werden könne. Wenn aber „in diesem Revier" nichts sonderlich Nützliches
zu erfahren sei, dann sollte man in weißen Spitzen als einem beständigen
Handel durchaus das Fundament sehen. In den so nahe beisammen
liegenden Orten Mirecourt und Epinal sollen sie den Arbeitern, gleich den
Einwohnern, Spitzen abkaufen, jedoch mit geringeren Sorten den Anfang
machen, von feineren aber Muster nehmen. Beim Herausbringen der Ware sei
acht zu geben, ob es Conterband (Schmugglerware) sei oder nicht. Allenfalls
sei die Ware über Beifort oder Kolmar nach Staufen zu senden. Damit man
sich in keine Gefahr einlasse, könnten Leute, welche den „Corton" (Seidenbänder
?) oder Tabak hineinliefern, die Spitzen heraussenden. Diesmal mel-

17 Im September und Oktober 1761 wurde eine ungewöhnlich große Anzahl von Kindern in Staulen
beerdigt, im September auch mehrere erwachsene Personen. Die Todesursache ist nicht angegeben.
Nur im Begräbniseintrag der Klosterfrau und Vorsteherin der Mädchenschule Carolina Maurerin
von Cronegg, einer Ursulinerin, heißt es „Dysenteria" (Ruhr). Sie starb nach 37 Profeß-
jahren im Alter von 57 Jahren und wurde im Chor der Pfarrkirche St. Martin beigesetzt. Die Freiburger
Ursulinerin neu hatten nach der Beschießung der Stadt im Jahre 1744 durch die Franzosen
sich in Staufen niedergelassen. Sie übernahmen den Unterricht der Mädchen.

Johann Martin lieferte der Pfarrkirche aus seinem Laden Weihrauch — 1 Pfund für 48 Kreuzer
— Wachskerzen, baumwollene Dochte, ein Meßglöcklein. Die Stadt bezog von ihm Wachskerzen, Zuckerstöcke
, Baumöl für die Uhren, Siegelwachs, Pulver, Muskatwein. Schreibfedern, Regal- und anderes
Papier. „Tintenspecies" zur Bereitung der Tinte, ferner Kalk und Ziegeln für städtische Gebäude.

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