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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0051
dete der Vater, daß bereits das ganze Land von der roten Ruhr heimgesucht
sei, woran meist Kinder und Bresthafte gestorben seien. Auch Herr Verwalter
Mayer sei sehr gefährlich daran erkrankt. Das Martinsche Hans habe
der liebe Gott davor bewahrt. Die Mutter befinde sich wieder besser. Für den
A n t o n i seien ein gesunder Ort „ohne schädliche Gelegenheith" auszusuchen
und fromme Leute.

In dem nächsten Brief vom 29. Oktober 1761 spricht der Vater seine Freude
aus, daß die Söhne auf der Reise bisher gesund blieben. Er ist der Meinung:
Wenn in Nancy für A n t o n i nichts sonderlich Nützliches mehr zu sehen und
zu lernen sei, so wäre dagegen zu Mirecourt oder Neuchätel die Sprache und
die Schreiberei gut zu erlernen. Dort könnte man auch erfahren, bei wem die
besten, schönsten und wohlfeilsten weißen Spitzen zu kaufen seien. Da jedermann
Spitzen trage, so hoffe er, daß dies ein sehr nützlicher Artikel sei, und
daß die Söhne hiermit nicht nur die Kost, sondern auch das Reisegeld in kurzer
Zeit verdienen könnten. Letzthin habe er in Freiburg gesehen, daß man von
Granatenbohrern zuweilen Granaten um ein Drittel oder gar um die Llälfte
wohlfeiler als bei den Lländlern einkaufen könne.

Er sandte den Söhnen Muster von einheimischem Tuch, wovon der Stab
_' Gulden 42 Kreuzer kostet und bemerkte dazu: Das Tuch sei zwar grob und
schwer, aber stark und dauerhaft; es sei naß gewoben und zusammengeschlagen
, in heißes Wasser „eingetunkt" und zweimal gefärbt worden, so
daß es bei Regen das Wasser halte. Die 7 Stab Tuch aus Reims seien nicht zu
teuer, er wolle sie für Kleidung behalten. Weil Fabriken den Preis für Tuch-
waren halten, müsse man Muster verlangen und den Preis schriftlich ausmachen
. Er werde sogleich nach Basel an Streckeisen schreiben, er solle
ihnen 6 Louisdor „übermachen". Bei allen Vorfällen könnten sie selbst Wechsel
ausstellen. Obschon er selbst Geld notwendig brauche, gingen sie dermal
allem vor. Geld würde auch wieder „fallen", wenn mit Spitzen etwas „zu thun"
sei. Johann Baptist könne nach seinem Gutfinden noch länger bleiben
oder nach Hause gehen, wo man ihn wohl brauchen könnte. In dem Brief ist
auch von Schokolade, von Rosinen aus Korinth und von Pottasche die Rede.

Am 23. November 1761 schrieb Martin zum letztenmal einen Brief nach
Nancy an seine „vielgeliebten Söhne"; sie erhielten ihn am 29. Er setzte sie in
Kenntnis, daß er ihr Schreiben vom 10. November erst am 23. abends mit der
Post franco Straßburg erhalten habe. Sie sollten daher künftig ihre Briefe zur
Beschleunigung über Basel gehen lassen.

Der Sohn Johann Baptist hatte bei seinem Aufenthalt in Paris mit
R e g n i e r & C o. wegen Verkauf von Granaten verhandelt. Der Vater teilte
ihm nun mit, daß er über diese Firma Erkundigungen eingezogen und erfahren
habe, daß sie „honette Leute und gute Zahler" seien. Er machte die Söhne
auf die Fabrikation von Schnupftabak aufmerksam, worin die Franzosen die
besten Meister seien. Sie sollen nun sehen, was sie darüber erfahren können.
Er begründete dies so: „Obgleich ihr vermeinen, daß ihr es nicht brauchen, so
endert sich zuweylen die handlung, dass oftmahlen einem was dienen kan,
worauf man zuvor nicht gedacht."

In jener Zeit schnupfte alle Welt, selbst Damen aus den höchsten Kreisen
trugen Schnupftabakdosen bei sich, oft in kostbarer, kunstvoller Ausführung.
Auch Martin führte diesen Artikel in seinem Geschäft. Mit Schokolade
pressiere es nicht, schrieb er. Sie sollen auch fragen, was der Flachs gegenwärtig
gilt. Ferner wollte er wissen, ob Holzwaren gegen etwas anderes an-

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