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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0059
Gelände unter den Füßen erst, wenn wir — da ja die Illustration ein Kunstwerk
sein soll - - den Bereich der Kunstkritik betreten, d. h. eine Illustration
weniger ihrer Treue dem Text gegenüber als nach ihrem absoluten künstlerischen
Wert beurteilen wollen. Zwar muß dies Letztere auch geschehen -
es wird indessen angesichts der vielerlei ästhetischen Theorien besonnen geschehen
müssen —, höchstens im Rahmen einer deskriptiven, nicht einer normativen
Ästhetik, aber auch ausgehend von dem jahrtausendealten Grundsatz
, daß ein Kunstwerk schön zu sein habe, d. h. jene gewisse Harmonie seiner
Teile aufweisen müsse, die ein reines, andere Interessen als das des genießenden
Anschauens beinahe ganz ausschließendes Wohlgefallen weckt. Wir können
eine Illustration auch kunsthistorisch, ja kulturhistorisch anschauen
nach dem jeweiligen Ort innerhalb langer und sich überkreuzender Entwick-
lungsreiheu und Zeitströmungen, künstlerischer Tendenzen und literarischer
Auffassungen, den eine Illustration ebensowenig verleugnen kann wie ihr
Schöpfer sich den ästhetischen Tendenzen seiner Zeit und Umwelt entziehen
konnte oder wollte.

Diese vielleicht etwas trockenen Überlegungen durften wohl vorangestellt
werden, um wenigstens einige mögliche, nicht dogmatisch bindende Maßstäbe
zu geben, an denen die folgenden Bilder auf ihren künstlerischen Wert und
ihren Wert als Illustration geprüft werden könnten.

Und nun zu unserem ersten Illustrator, zu dem von Dieffenbacher erst im
Vorwort erwähnten Benjamin Z i x 1. Es ist ein glücklicher Zufall, daß
Zix den Anfang machen kann. Glücklich deshalb, weil Johann Peter Hebel
selbst die Entstehung der drei Zixschen Kupferstiche mit persönlicher Anteilnahme
begleitet hat, die sich in seinen Briefen trefflich widerspiegelt; wir
können uns also von Hebel selbst unterrichten lassen, welche Forderungen er
für seine Person und welche Forderungen qualifizierte Freunde von ihm an
Illustrationen zu den „Allemannischen Gedichten" gestellt haben.

Als Hebel und sein Verleger Macklott8 in Karlsruhe sich im Jahre 1805 zu
seiner dritten Auflage der „Allemannischen Gedichte" entschlossen und an die
Beigabe von Illustrationen dachten, schlug Hebel zunächst selbst den genannten
Benjamin Zix vor, einen Straßburger (geb. 25. 4. 1772, gest. 7. 12. 1811 in
Perugia), damals 33 Jahre alt, Autodidakt mit einer Kupferstichlehre, Illustrator
von Kalendern und Schilderer der Kriege Napoleons I., die er z. T. als
Freiwilliger, dann als Zeichner in verschiedenen Stäben mitgemacht hatte;
auch Ansichten aus dem Elsaß hat Zix gezeichnet. Pläne Macklotts zur Beiziehung
von badischen Künstlern (Haldenwang9, Strütt10) zerschlugen sich, so
daß man schließlich bei Zix blieb. Inzwischen (August 1805) hatte der mit
Hebel befreundete Baudirektor Friedrich Weinbrenner11 geraten, sich auf
„instruktive Schilderungen"12 zu beschränken, d. h. auf eine Ansicht des

T Vgl. Allgem. Lexikon d. bildenden Künstler v. d. Antike bis z. Gegenwart, begr. v. U. Thieme u.
F. Beeker (im Folgenden zitiert als „Thieme-Becker") Bd. 36, Leipzig 1947, S. 554; dort weitere
Literatur.

8 Philipp Macklott, Buchdrucker und Verleger in Karlsruhe.

11 Christian Haldenwang, Kupferstecher, geb. 14. 3. 1770 in Durlach. gest. 27. 6. 1831 in Rippoldsau.
Vgl. Thieme-Becker Bd. 15, Leipzig 1922, S. 498—499.

!0 Johann Jakob Strütt (Strüdt), Landschafts- und Vedutenmaler und Kupferstecher, geb. 1773 zu

Tegernau, gest. 7. 8. 1807 in Friedelsheim. Vgl. Thieme-Becker Bd. 32, Leipzig 1958, S. 216—217.
U Johann Jakob Friedrich Weinbrenner, Architekt und Baudirektor, geb. 24. 11. 1766 in Karlsruhe,

gest. 1. 3. 1826 ebenda. Vgl. Thieme-Becker Bd. 35, Leipzig 1942, S. 288—290.
12 Johann Peter Hebel, Briefe (Gesamtausgabe). Bd. 1 (Briefe d. Jahre 1784—1S09), Bd. 2 (Briefe d.

Jahre 1810—1826), hrsg. u. erl. v. W. Zentner, Karlsruhe 1957 (im Folgenden zitiert als ..Zentner"),

Brief Nr. 150, S. 270.

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