Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0066
Belohnungen usw. für geringgestellte und zugleich würdige Schullehrer beider
Confessionen geschöpft werden könnten"42. In einem etwas umständlich geschriebenen
, aber bescheiden gehaltenen Vorwort legte Dambacher die Grenzen
seines Könnens dar: „Nicht ohne Schüchternheit" - - heifit es da - - übergebe
er das 1. Heft dem Publikum. Ursprünglich sei es seine Absicht gewesen,
„nur für den kleinen Kreis" seiner „Freunde und Bekannten" gleichwie zu
seiner „eigenen Unterhaltung und Ausbildung" zu zeichnen. Wörtlich heifit
es weiter: „Die vorliegenden Blätter zeigen wohl selbst jedem Kunstverständigen
, daß sie nicht das Produkt eines Mannes sind, der streng nach den
Regeln der Kunst und mit langer Übung in derselben gearbeitet hat. Sind es
doch erst 3 Jahre, seit ich mich neben meinen Dienstgeschäften mit Ernst und
Liebe solchen Versuchen widme und zwar ohne Unterricht im Zeichnen erhalten
zu haben"43.

Das war ehrlich gesprochen und mochte manchen Angriff der Kritik von
vornherein abbiegen. Überdies führte Dambacher eine Reihe Namen von
Künstlern und Kunstfreunden an, die ihn in seinem Vorhaben ermutigt hatten,
und unter diesen sind immerhin ein Frommel44, Feodor43, Haldenwang46 und
Kunz47. Bedurfte es des entschuldigenden Vorworts? Nun, Dambacher ist
Dilettant, und die Künstlerlexika nennen ihn nicht. Trotzdem sollte man sich
hüten, über sein Bemühen den Stab zu brechen, denn es ist ehrlich und seine
Begabung nicht schlecht. Vor allem aber hat Dambacher seinen Hebel gut
gelesen und im Bilde dargestellt.

Ein Blatt z. B. illustriert die Erzählung „Mißverstand" (Abb. 4), jene Geschichte
von dem Bauern, der von französischen Truppen zum Wegzeigen
gepreßt wurde und nur zwei Worte Französisch konnte, nämlich oui und ein
Schimpfwort; beide Worte wandte er nun in der Unterhaltung mit den Soldaten
dauernd an und wurde dafür mit Schlägen traktiert48. Die Szene spielt
bei Dambacher in einer nächtlichen Gebirgslandschaft, die nur von der Laterne
des Bauern erhellt wird. Naiv und verständnislos blickt der Bauer auf die
wütenden Soldaten zurück; ungeschickt trägt er am Arm einen Tornister, über
die Achsel ein Gewehr. Eine Vielzahl von Figuren, aber recht geschickt angeordnet
und zueinander in Beziehung gesetzt, in ihrer Mimik die verschiedensten
Grade des Beteiligtseins zeigend, alle richtig und effektvoll von der
Laterne beleuchtet.

Interessant ist auch eine Szene unter Bürgern; sie illustriert den „Zirkelschmied
" (Abb. 5)49. Der Zirkelschmied ist eben dabei, den Lammwirt mit
Worten solang zu reizen, bis der ihm eine Ohrfeige gibt, auf die fünf Gulden
Buße steht. Wirt und Gauner stehen sich inmitten einer einfach ausgestatteten

42 Der Rheinländische Bildermann, I. Heft, Karlsruhe 1S27, 20 S., XVI Taf., S. (II).

43 ebd. S. 5.

44 Carl Ludwig Frommel, Zeichner, Maler, Radierer und Kupferstecher, geb. 29. 4. 17S9 auf Schloß
Birkenfeld, gest. 6. 2. 1863 in Ispringen, hatte 1824 in Karlsruhe ein Atelier für Stahlstecher eröffnet
und war 1829—1858 Galeriedirektor in Karlsruhe. Vgl. Thieme-Becker Bd. 12, Leipzig 1916, S. 527.

45 Fedor Iwanowitsch, Maler und Radierer, geb. um 1765 in Rußland, gest. 27. 1. 1852, seit 1852 Hofmaler
in Karlsruhe. Vgl. Thieme-Becker Bd. 11, Leipzig 1915, S. 557—558; K. Obser, Feodor Iwanow
(Ekkhart 11 (1950] S. 18—27).

46 Christian Haldenwang, Kupferstedier, geb. 14. 5. 1770 in Durlach, gest. 26. 6. 1851 in Rippoldsau, seit
1804 Hofkupferstecher in Karlsruhe. Vgl. Thieme-Becker Bd. 15, Leipzig 1922, S. 498—499.

47 Gemeint ist entweder: Karl Kuntz, Maler und Radierer, geb. 29. 7. 1770 in Mannheim, gest. 8. 9. 1830
in Karlsruhe, seit 1829 Direktor der Gemäldegalerie in Karlsruhe (vgl. Thieme-Becker Bd. 22, Leipzig
1928, S. 114—115), oder dessen Sohn Johannes Rudolf Kuntz, Maler, geb. 10. 9. 1797 in Mannheim,
gest. 8. 5. 1848 in Illenau, seit 1832 badischer Hofmaler.

48 Der Rheinländische Bildermann, II. Heft, Hebels Rheinländischer Hausfreund, 1. Lieferung, Karlsruhe
1829, 20 S., XVI Tafeln, Tafel I.

40 ebd. Tafel IX.

66


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0066